Clean Team
werden mit ihnen darüber sprechen, dass es gewisse Grenzen gibt. Und dass
wir alle drunter zu leiden haben, wenn wir sie überschreiten.
Ich winkte ab.
- Ich will mich nicht mit diesen Arschlöchern treffen. Und vor allem nicht mit diesem Oberarsch Ding-Bum.
Der Lieferwagen wurde vorgefahren, und Po Sin steckte dem Mann vom Parkservice ein paar Dollar zu.
- Keine Sorge, du bist nicht eingeladen.
- Verstehe, und wer bringt mich nach Hause?
Er entfernte sich vom Lieferwagen und zeigte auf die geöffnete Fahrertür.
- Du gehst nicht nach Hause. Du fährst in meinen Laden.
- Was? Du hast doch gesagt, ich soll erst morgen dort sauber machen.
- Hab ich. Aber du kannst meinetwegen heute Nacht schon damit anfangen. Ich brauch dich dort.
Der Servicemann stellte Gabes Cruiser hinter dem Lieferwagen ab, und Gabe setzte sich ans Steuer.
Mit erhobener Hand bedeutete ihm Po Sin, einen Moment zu warten.
- Ding-Bum hat die Schlüssel zum Laden.
- Dann lass ihn doch heute Nacht dort sauber machen.
- Web, Ding-Bum hat die Ladenschlüssel, und ich bin nicht dazu gekommen, die Schlösser auswechseln zu lassen.
Ich brauchte eine Sekunde. Eigentlich halte ich mich für
ziemlich clever, trotzdem brauchte ich eine Weile, bis der Groschen fiel.
- Das kannst du komplett vergessen!
Er strich sich mit den Fingerknöcheln über den Schnurrbart.
- Hör zu. Und schalt dein Hirn ein. Wir reden mit diesen Kerlen. Wir trinken ein paar Bier mit ihnen, in einem Lokal hier in der Nähe. Ganz harmlos. Keiner führt ir gendwas im Schilde. Einfach nur eine Unterredung, um die erhitzten Gemüter zu beruhigen. Aber Gabe ist nun mal umsichtiger als ich, etwas weniger vertrauensvoll, und er glaubt, das Ganze könnte ein Vorwand sein, uns aus dem Laden zu locken. Um dort einzusteigen und alles zu verwüsten.
- Schon klar, das hab ich kapiert. Und deshalb sag ich ja, vergiss es .
- Aber das wird nicht passieren. Okay? Du musst einfach nur alle Lichter anknipsen und dich dort aufhalten. Du kannst sauber machen oder im Büro fernsehen. Meinetwegen irgendwelche Games auf dem PC spielen. Aber es wird nichts passieren.
- Dann muss ich ja auch nicht dort sein.
Er sah zu Gabe und dann wieder zu mir.
- Ich weiß, du hast Recht. Aber es gibt Gabe ein gutes Gefühl. Und ich bezahl ihn unter anderem auch dafür, dass er ein gutes Gefühl hat. Denn wenn er ein gutes Gefühl hat, dann weiß ich, dass alles in Butter ist. Verstehst du?
Ich zuckte mit den Schultern.
- Schon klar. Trotzdem häng ich nicht da rum und warte, bis Ding-Bum auftaucht und sich an mir abreagiert.
- Ding-Bum wird bei dem Treffen sein. Um abgemahnt zu werden. Das war Teil des Deals. Aber selbst wenn jemand vorbeikommen sollte, verzieht er sich sofort wieder, sobald er die Lichter sieht, und dass jemand sich im Laden aufhält. Niemand will hier irgendjemand verletzen. Was dir zugestoßen ist, war die absolute Ausnahme.
- Mann, was für’ne Scheiße.
Er packte mich am Ellbogen.
- Web, das ist kein gewöhnlicher Job. Wir kratzen Blut und Hirn von Wänden. Wir schrubben Scheiße. Wir saugen Larvenhüllen auf. Wir atmen Gas aus verrotteten Leichen ein. Das ist nichts für Sesselpupser, die es bequem haben wollen. Und wenn du dabei bleibst, wirst du es selten mit gewöhnlichen Aufgaben zu tun kriegen. Nachts im Laden Wache schieben – normaler wird’s nicht. Kapierst du das?
Ich spähte hinüber zu Gabe, der losfahren wollte. Und zu dem Mann vom Parkservice, der darauf wartete, dass wir uns endlich verpissten, damit er den nächsten Wagen bringen konnte. Dann blickte ich zu Po Sin, der irgendetwas von mir wollte, das ich nicht ganz begriff.
Ich nickte.
- Klar.
Er ließ meinen Ellbogen los.
- Dann steig jetzt in den Lieferwagen und sieh zu, dass du in den Laden kommst.
Ich kletterte in den Wagen.
- Web!
Ich blickte aus dem Fenster. Po Sin stand vor der geöffneten Beifahrertür des Cruisers.
- Und falls doch irgendwas passiert, ruf die Polizei.
Ich schüttelte den Kopf.
- Schätze, das krieg ich hin.
Er winkte und zwängte sich in den Wagen. Gabe nickte mir durch die Windschutzscheibe zu und salutierte knapp.
Der Mann, der dafür bezahlt wurde, dass er ein gutes Gefühl hatte.
Wo, zum Teufel, bekam ich auch so einen Job her?
ICH BIN DOCH KEIN HIRNLOSES WERKZEUG
Nördlich des Ventura Boulevards, nahe dem Highway 170 am Rand von North
Weitere Kostenlose Bücher