Clean Team
Kunden und Kontakten. Zu meinem 7-Eleven-Vertrag, meinem Amtrak-Deal, den Hausverwaltern bei den Wohnungsbaugesellschaften. Soll ich ihm das alles einfach so überlassen? Und was krieg ich dafür? Der beschissene Morton pickt sich die Rosinen raus, und ich muss warten, bis ich die Sauerei vor einer Tankstelle beseitigen darf, wo eine alte Lady, die nicht mehr übers Lenkrad gucken kann, einen Hund überfahren hat.
Er stemmte einen Ellbogen auf den Tisch und stieß den Zeigefinger in meine Richtung.
- Cleam Team ist meine Firma. Ich hab sie aufgebaut. Ich hab sämtliche Kontakte hergestellt und die Verträge ausgehandelt. Wenn mich jemand anruft, weiß er, was er kriegt. Das Telefon ist vierundzwanzig Stunden besetzt. Wenn sich jemand bei mir meldet, weil er verzweifelt ist, einen geliebten Menschen auf schreckliche Weise verloren hat und deshalb unter Schock steht, bin ich zu jeder Tages- oder Nachtzeit für ihn zu sprechen. Ich rede höflich und aufmerksam mit dem Kunden. Ich komme, so schnell ich kann. Ich erkläre ihm sofort, welchen Aufwand es bedeutet und was es kostet. Und sollte ein Job aufwändiger sein und mehr Material und Arbeitszeit erfordern, als ursprünglich kalkuliert, nehm ich das auf meine Kappe. Das macht meinen guten Ruf aus. Ich erledige einen Auftrag gründlich und korrekt, nicht mehr und nicht weniger. Wäre schön, wenn das alle von sich behaupten könnten.
Er beugte sich vor, und die Tischplatte verbog sich unter seinem Gewicht. Ich verharrte regungslos, und nicht zum ersten Mal registrierte ich seine gewaltige, erdrückende Körpermasse.
- Und das schenk ich nicht einfach so her. Was meins ist, bleibt meins. Wer für mich arbeitet, genießt meinen Schutz. Mein guter Name und meine geschäftliche Reputation gewährleisten das Wohlergehen meiner Familie. Und das lass ich mir von niemandem nehmen.
Er sog Luft durch die Nase ein, ein langes lautes Schnaufen, dann ließ er sich in die Tiefe der Nische zurückfallen.
- Schon gar nicht von einem Arschloch wie Morton.
Ich stocherte mit dem Strohhalm im schmelzenden Eis meiner Margarita herum.
- Okay. Aber wie gedenkst du dafür zu sorgen, dass man mich nicht wieder zusammenschlägt? Eine Anzeige bei der Polizei scheint mir da ein guter Weg.
Po Sin warf Gabe einen Blick zu. Gabe betrachtete irgendetwas, was genau, konnte ich nicht erkennen, da sich auf seiner Sonnenbrille nur undurchdringliche Finsternis und winzige rote Flämmchen spiegelten.
Po Sin hob seine Margarita und leerte das Glas zur Hälfte.
- Du musst dabei eins bedenken, Web. Wir haben es hier nicht mit einem streng regulierten Gewerbe zu tun. Die bürokratischen Auflagen sind minimal. Zweihundert Mäuse, eine feste Adresse und ein Vertrag mit einer Firma, die Sondermüll vernichtet, und schon darfst du dich beurkundeter Tatortreiniger nennen.
Ich hob die Augenbrauen.
- Quatsch.
- Absolut kein Quatsch. Wenn du Angestellte hast, musst du zusätzlich noch einen Kurs bei der Gesundheitsbehörde absolvieren, aber das war’s dann auch schon. Daher zieht unser Gewerbe’ne Menge zwielichtiges Volk an. In weniger schlimmen Fällen Kerle, die einfach inkompetent oder faul sind. Die bescheren unserem Beruf zwar ein schlechtes Image, verschwinden aber schnell wieder von der Bildfläche. Richtig übel sind dagegen die Betrüger.
Egal, ob sie überteuerte Rechnungen stellen oder ihren Job nicht anständig erledigen. Denk an die Geschichten, wie Deputy Mercer sie über Aftershock erzählt hat. Am allerschlimmsten aber sind die Diebe. Wenn zum Beispiel eine Familie ins Hotel gezogen ist, um nicht ständig auf die Blutspritzer starren zu müssen, die früher mal Daddy waren, nutzen diese Typen die Gelegenheit und räumen die Bude aus. Bei ihrer Rückkehr fragt dann die Familie: Wo ist der Fernseher, die Stereoanlage, und wo ist meine Briefmarkensammlung? Und der Typ erwidert: Oh, der Kram war kontaminiert, musste alles entsorgt werden. Kontaminiert? Der Mist stand im zweiten Stock im hinteren Teil des Hauses, und Daddy hat sich die Kugel unten im Bad verpasst. Oder vielleicht stirbt deine Tante, erstickt an einer Schnapspraline, liegt da’ne Woche rum, und ihr Pekinese kriegt Hunger, also knabbert er ein bisschen an ihr rum. Diese Typen rauschen an, machen picobello sauber, und du bist total happy. Aber zwei Monate später geht plötzlich wieder jemand mit Tantchens Kreditkarte einkaufen. Diesen Auswüchsen wollen wir einen Riegel vorschieben.
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