Clean Team

nichts verbockt.
     
    Jaime boxte mich in den Oberarm.

    - Scheiße, was soll das.
     
    Harris zuckte mit der Schulter.
     
    - Du hast also deinen Laufburschen mit’ner Knarre in der Hose einfach draußen abgestellt?
     
    Ich rappelte mich vom Boden auf und versuchte, nicht allzu viel Gewicht auf das Bein zu verlagern, gegen das er getreten hatte.
     
    - Hören Sie, Mann. Nehmen wir an, Ihr Partner wäre so’n unnützer Klotz am Bein. Würden Sie ihn dann auch nur in die Nähe des Raums lassen, in dem ernsthafte Verhandlungen geführt werden?
     
    Jaime sprang auf.
     
    - Fick dich, von wegen Klotz am Bein. Das ist mein Projekt!
     
    Ich warf ihm einen kurzen Blick zu und sah dann wieder zu Harris.
     
    - Mann, ich hab ihm erst mal schonend beibringen müssen, dass ihr Jungs ihn bei den zehn Prozent ablinkt. Kein Scheiß, ich hab ihn diesbezüglich erst mal aufklären und dann auch noch das Kopfrechnen für ihn übernehmen müssen.
    - Scheiß auf dich, Arschloch. Das ist Blödsinn. Er lügt.
     
    Harris rieb sich mit den Fingerknöcheln über die Kieferkante, um den Anflug eines Lächelns zu verdecken.

    - Ja. Sollte eigentlich mehr ein Witz sein. Hab mit meinem Neffen gewettet, dass die Knalltüte nicht merkt, wenn er geleimt wird. Wollte mir ein kleines Späßchen mit ihm machen. Aber ich hätte nie ernsthaft erwartet, dass er sein Einmaleins nicht beherrscht.
     
    Jaime hob die Arme über den Kopf.
     
    - Ich hab voll durchgeblickt! Ich wusste von Anfang an, dass es’ne Wette war. Ich hab euch gelinkt! Mann, ich hab mir gedacht: Diese Blödmänner glauben, sie können mich verarschen, aber ich verarsch sie, indem ich so tu, als hätte ich keinen Durchblick . Raffinierter zweifacher Dreh, Mann. Wie in Die üblichen Verdächtigen .
     
    Ich schob die Hände tief in die Taschen und schüttelte den Kopf.
     
    - Sehen Sie, genau das mein ich. Wer will so jemanden um sich haben, wenn er einen Deal durchzieht? Ich hab gedacht, es ist besser, er hängt so lange draußen rum und beschäftigt sich irgendwie anderweitig.
     
    Harris nickte.
     
    - Leuchtet ein.
     
    Jaime boxte in die Luft.
     
    - Zur Hölle mit dir! Zur Hölle!
     
    Dann schaltete sich Mr. König der Landstraße ein.
     
    - Harris?
    - Was?
    - Warum braucht der kleine Scheißer dann’ne Kanone, wenn er unsichtbar bleiben soll? Wie steht’s damit, Mr. Klugscheißer?
     
    Ich ignorierte die Bemerkung über den Klugscheißer. Ein Riesenfortschritt für mich.
     
    - Sie ist nicht geladen.
     
    Alle starrten auf die Waffe.
    Ich zuckte mit den Achseln.
     
    - Schauen Sie ruhig nach, Mann. Sie ist nicht geladen.
     
    Mr. König der Landstraße ließ das Magazin herausschnappen, als besäße er jede Menge Routine im Umgang mit Waffen, und führte dann den Anwesenden die Abwesenheit jeglicher Munition vor.
    Alle starrten mich an.
     
    - Hey, wer lässt schon gern’nen geistig Behinderten mit’ner geladenen Waffe durch die Gegend rennen? Ich hab sie ihn ein bisschen halten lassen, weil ihn das beruhigt.
     
    Es bereitete Harris und Mr. König der Landstraße keine allzu große Mühe, Jaime von mir runterzuzerren, und sie taten ihm auch nicht sonderlich weh dabei. Aber selbst wenn sie das getan hätten, hätte ich deswegen kein wirklich schlechtes Gewissen gehabt.
     
    - Arschloch! Du bist so ein Arschloch!

    Harris drückte ihn in dem schmalen Spalt zwischen Bett und Wand auf den Boden.
     
    - Rühr dich nicht von der Stelle und halt die Schnauze, Knalltüte. Kannst von Glück sagen, dass der Typ hier dafür sorgt, dass du dich nicht zu weit aus dem Fenster lehnst. Aber wenn du weiter den Dicken markierst, schlag ich dir höchstpersönlich sämtliche Zähne ein. Haben wir uns verstanden?
     
    Jaime funkelte mich an.
     
    - Ja, hab verstanden.
    - Gut.
     
    Harris blickte zu mir.
     
    - Bleibt nur noch ein wichtiges Detail zu klären.
     
    Er baute sich vor mir auf.
     
    - Wo ist mein Container?
     
    Ich schüttelte den Kopf.
     
    - Ich hab ihn nicht.
     
    Mr. König der Landstraße riss sich die Kappe vom Kopf und schlug sich damit auf den Oberschenkel.
     
    - Schwanzlutscher!
     
    Harris deutete auf etwas hinter mir.

    - Siehst du, was da drüben steht?
     
    Ich drehte mich um und bemerkte das Zimmertelefon.
     
    - Ja, seh ich.
    - Willst du mir nicht vielleicht ein bisschen mehr erzählen?
     
    Ich nickte.
     
    - Ja, mach ich.
     
    Ich zog den Umschlag aus meiner Jeans, öffnete den Reißverschluss und holte die Papiere heraus.
     
    - Es ist alles unter Dach