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Clean Team

Clean Team

Titel: Clean Team Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Huston
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des Hotels betrat ich die Zufahrtsgasse und studierte die Rückseite des Gebäudes, die mit kleinen Badezimmerfenstern übersät war. Dann folgte ich weiter der Gasse, die einmal um das gesamte Gebäude führte. Bis auf den Notausgang keine weiteren Hintertüren. Das Harbor Inn war ein langer zweistöckiger Riegel, dessen Fenster alle zur Straße zeigten. An der hinteren südöstlichen Ecke warf ich einen Blick ins Erdgeschoss. Danach inspizierte ich eine weitere Gasse, die nach Osten führte und an einem Schrottplatz für alte Container endete. Schließlich schlenderte ich zurück zur Flint und betrachtete den alten Truck, auf dessen Kühlerhaube ein Yosemite Sam gemalt war, und der zwischen zwei Campingmobilen gegenüber vom Hotel parkte. Ich nickte einem Typen zu, der vorm Eingang des Harbor Inn stand, in der einen Hand ein Heineken, in der anderen einen Pornocomic.
     
     
    Zum ersten Mal in meinem Leben hielt ich eine Waffe in der Hand, und als Erstes fiel mir auf, wie schwer dieses verfluchte Ding war. Als Nächstes bemerkte ich, dass die Pistole keinerlei Geräusche von sich gab, wenn man sie schüttelte oder bewegte. In Filmen oder Fernsehserien wird einem immer der Eindruck vermittelt, dass solche Waffen voller kleiner beweglicher Teilchen sind, die permanent klicken und klappern. Eine echte Pistole macht jedoch in Wahrheit nur Geräusche, wenn man irgendwas mit ihr anstellt, etwa
den Schlitten zurückzieht, den Sicherungshebel umlegt oder den Abzug drückt.
    Das Letzte, was mir an der Pistole auffiel, war, wie verflucht cool und gleichzeitig gefährlich sie sich anfühlte. Und das behagte mir überhaupt nicht.
    Ich entdeckte einen Knopf an der Seite der Pistole, der mir weit genug vom Abzug entfernt schien, um ihn gefahrlos drücken zu können. Ich presste meinen Daumen darauf, und ein Teil des Magazins sprang aus dem Griff. Ich zog es vollständig heraus, was viel schwerer ging als erwartet, und legte dann die Waffe vorsichtig neben mir auf den Sitz. Eine nach der anderen zupfte ich die Patronen aus dem Magazinclip und sammelte sie in der anderen Hand. Da ich gesehen hatte, was diese Dinger anrichten konnten, war mir die Berührung nicht sonderlich angenehm. Sobald das Magazin vollständig geleert war, ließ ich die Patronen in die Brusttasche meines Bowlinghemds kullern und schob es zurück in den Griff, bis es mit einem Klick einrastete. Ich hatte die Pistole bereits im Handschuhfach verstaut, als mir eine Szene aus einem von L.L.s Drehbüchern in den Sinn kam. Nachdem ich die Waffe wieder herausgeholt hatte, studierte ich sie genauer. Ich vergewisserte mich, dass der Sicherungshebel auf 0 stand, richtete die Waffe durchs Wagenfenster auf den Asphalt, so dass keinerlei Gefahr für das Jim’s, die Waschanlage oder das Dreams bestand, zog den Schlitten nach hinten, und die Kugel, die der bescheuerte Jaime in der Kammer gelassen hatte, sprang heraus und flog in hohem Bogen hinter den Sitz und in die Vertiefung, in der Chev seinen Werkzeugkasten aufbewahrte.
     
    - Mist.
     
    Ich ließ den Schlitten vorsichtig zurückgleiten und stellte fest, dass der Hahn gespannt war. Ich legte meinen Daumen
darauf und drückte – zum ersten und letzten Mal in meinem Leben, wie ich mir schwor – den Abzug einer Pistole. Nichts geschah. Natürlich klickte es, der Hahn löste sich, und ich ließ ihn langsam an seinen Platz zurückgleiten. Aber es wurde keine versteckte Geheimkugel abgefeuert, mein Daumen war nicht zu schwach, den Hahn zu halten oder irgendetwas in der Art. Trotzdem, bis das Ding wieder sicher im Handschuhfach verstaut war, erwartete ich ständig, dass es plötzlich von selbst losging, eine donnernde Salve über den Parkplatz schickte, ein Schaufenster zersplittern ließ und irgendjemandes Leben zerstörte.
    Was aber nicht passierte. Zu meiner unendlichen Erleichterung.
    Als Nächstes telefonierte ich mit Po Sin und teilte ihm alles mit, was er noch wissen musste. Ich fasste mich kurz, da mir der Moment nur bedingt geeignet für eine zwanglose Plauderei schien. Umso mehr, da er offensichtlich immer noch mit dem Gedanken spielte, aus der ganzen Geschichte wieder auszusteigen.
    Ich versuchte, nicht darüber nachzudenken, welche Konsequenzen das für mich hätte. Was mir auch recht gut gelang. Gedanken an schlimme Dinge zu verdrängen, gehörte schließlich zu meinen großen Stärken.
    Dann sprang ich aus dem Pick-up, lief zu einem Gullydeckel mitten auf dem Parkplatz, ließ die Patronen durch die

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