Clementine schreibt einen Brief
Also, was glaubst du, warum du so viel Ärger hast?«
Ich zog den Deckel von meinem Joghurt und leckte ihn ab. »Sie mag mich nicht.«
»Das kann nicht sein!«, sagte meine Mom. Das musste sie natürlich sagen, weil sie meine Mutter ist. »Es muss einen anderen Grund geben. Wenn du den herausfindest, kannst du vielleicht alles in Ordnung bringen.«
Meine Mom schnappte sich Wasserkastanie, als er vorbeirannte, und versuchte, ihm seine Jacke anzuziehen. Ich sah eine Weile zu, aber sie kam einfach nicht weiter. »Er spielt Spaghettijunge«, erklärte ich. »Sei ein Baumjunge«, sagte ich zu ihm. »Mach Zweigarme.« Mein Bruder fiel auf mich herein und meine Mom konnte ihm die Jacke anziehen.
Sie zog den Reißverschluss hoch. »Danke, Clementine. Siehst du, was ich meine? Manchmal musst du das Problem kennen, bevor du die Lösung finden kannst.«
Das hörte sich gut an, deshalb schrieb ich es mir auf den Arm, um es nicht zu vergessen. Meine Mom hob meinen Bruder hoch und trug ihn zur Tür, weil er noch immer ein Baum war. »Dein Vater ist hinter dem Haus. Die Maurer sind da – sie fangen mit der neuen Gartenmauer an. Willst du ihnen zusehen?«
Ich ließ meinen Löffel fallen. Darauf wartete ich schon den ganzen Monat, weil ich Ziegel so mag. Ich finde es wunderbar, wie hübsch der weiße Mörtel neben dem roten Stein aussieht. Ich sehe schrecklich gern zu, wie jeder Ziegel versetzt über den darunter gelegt wird, damit jede Reihe abwechselnd mit einem ganzen oder mit einem halben Ziegel endet. Ich finde es wunderschön, wie regelmäßig das alles ist, ganz bis zum oberen Ende der Mauer, auch wenn die Mauer hundert Stockwerke hoch ist.
Ich mag Ziegel so sehr, dass ich voriges Jahr zu Weihnachten, als meine Familie ein Pfefferkuchenhaus gebacken hat, die Wände aus roten Kaugummiziegeln gebaut und Zuckerguss als Mörtel genommen habe. Das viele Kaugummi hat mich zwei Wochen Taschengeld gekostet, aber das war es wert.
Ich dachte daran, wie gern ich den Maurern zusehen wollte. Und dann dachte ich an das Geschenk für meine Mom. »Nein, danke«, sagte ich. »Ich muss heute Nachmittag etwas erledigen.«
Bevor ich mit meiner Idee loslegte, ging ich zum Nachttisch meines Dads, um nachzusehen, wie weit er mit seinem Buch gekommen war. Nicht sehr weit. Unter
hatte er geschrieben:
Und das zeigte er seiner Tochter.
Ich nahm den Kugelschreiber und schrieb:
Dann ging ich nach unten in den Müll- und Recycling-Raum.
Manchmal schauen meine Eltern eine Fernsehsendung über alten Krempel. Die Leute treffen sich mit ihrem Krempel in einem riesigen Raum. Der Moderator, ein Krempelfachmann, geht zu allen hin und sagt ihnen, wie viel ihr Krempel wert ist. Manchmal sagt er: »Ach, wie schade, dass Sie das hier repariert haben, denn jetzt ist es nichts mehr wert.« Und dann tun die Leute so, als sei ihnen das egal, und sie sagen: »Ich liebe mein Dings aber trotzdem und nur darauf kommt es an.« Das liegt daran, dass es ihnen peinlich ist, weil sie den Riesenfehler gemacht haben, es zu reparieren.
Aber manchmal sagt der Moderator auch: »Heilige Makrele! Das ist umwerfend – das ist ein ungeheuer wertvolles Stück Krempel und jetzt sind Sie reich!« Und die Leute schlagen sich die Hände vors Gesicht und machen große O-Münder, als ob sie vor Überraschung nichts sagen könnten. Und dann schaut der Moderator in die Kamera und sagt: »Auch Sie haben vielleicht Schätze auf Ihrem Dachboden oder in Ihrem Keller liegen«, und damit endet die Sendung.
Wenn ich mal erwachsen bin, werde ich keine Sendungen über alten Krempel sehen, denn sie sind L-A-N-G-W-E-I-L-I-G, langweilig . Aber sie hatten mich auf meine umwerfende Idee gebracht.
Zwischen den Mülltonnen und den Recycling-Containern standen allerlei Plastiktüten. Und diese Tüten waren gefüllt mit … Krempel! Einer Pfeife. Einem gelben gestrickten Schlips. Vier Plastikdeckchen, die aussahen wie kleine geflochtene Teppiche. Einem Porzellanhahn mit einem Strohhut. Und noch viel mehr Krempelkram.
Der Fernsehmann hatte also Recht – auch ich hatte Schätze in meinem Keller liegen!
Über den Säcken hing ein Schild: WOHLTÄTIGKEITSSAMMLUNG – SPENDEN SIE FÜR EINEN GUTEN ZWECK!
Meiner Mom ein Geschenk zu machen war auf jeden Fall ein guter Zweck.
Ich zerrte die Säcke und einen Tapeziertisch in die Eingangshalle und klebte ein Schild an den Tisch:
PREIS: WAS IMMER SIE FÜR RICHTIG HALTEN!
8. KAPITEL
Als ich gerade das erste
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