Clementine schreibt einen Brief
Stück auspackte – die geflochtenen Deckchen –, kam Frau Jacobi ins Haus. »Sieh dir doch nur diese reizenden Deckchen an«, sagte sie. »Nachher kommt Frau Beetleman zum Tee. Diese Deckchen passen wunderbar zu meinen Teetassen.« Sie gab mir einen Dollar.
Ich legte die anderen Sachen aus. Dann kam Frau Beetleman. »Ich gehe nachher zu Frau Jacobi zum Tee«, sagte sie. »Da würde ich ihr gern ein kleines Geschenk mitbringen.« Sie nahm den Porzellanhahn und gab mir ebenfalls einen Dollar.
Als Nächstes kam der Mann aus dem sechsten Stock. Er kaufte den gestrickten Schlips. Fünfzig Cent.
Die anderen Nachbarn kamen auch vorbei und alle kauften etwas.
Der Letzte war Alan. Er griff zu der Pfeife. »Heute ist wirklich mein Glückstag!«, sagte er. Sein Gesicht sah genauso aus wie das des Fernsehmannes in der Krempelshow, wenn er einen Schatz entdeckt. »Genau so eine Pfeife habe ich vorige Woche verloren. Das war meine Lieblingspfeife!« Er gab mir zwei Dollar, stopfte die Pfeife in die Tasche und machte noch immer dieses Heilige-Makrele-Gesicht.
Ich zählte mein Geld: zweiundzwanzig Dollar! Ich brachte den Tapeziertisch zurück in den Keller und fuhr mit dem Fahrstuhl in den fünften Stock, um Margret und Mitchell ihr Geld vom Dienstag zurückzugeben.
Mitchell nahm sein Geld und bedankte sich bei mir.
Margret schaute den Dollarschein, den ich ihr hinhielt, nur angeekelt an. »Wo hast du den denn aufbewahrt?«, fragte sie.
»Nirgendwo. Nur in meiner Tasche. Siehst du? Der ist noch immer sauber und neu.«
Margret schnaubte. Sie nahm den Dollar mit zwei Fingern und ging los, um ihn zu waschen.
Es war zu spät, um in den Bastelladen zu gehen, deshalb lief ich hinters Haus, um den Maurern bei der Arbeit zuzusehen. Und Margret hatte Recht – in dieser Woche hatte ich wirklich Glück. Sie machten gerade Feierabend und schenkten mir die zerbrochenen Ziegel und den übrig gebliebenen Mörtel.
Ich hatte eine großartige Idee. Ich nahm den Apfel aus der Tasche, aß ihn, bis ich die Kerne erreicht hatte, und dann fischte ich ein paar heraus. Ich kratzte ein kleines Loch in die Erde vor der neuen Ziegelmauer und pflanzte die Kerne ein. Dann baute ich eine kleine Ziegelmauer um die Stelle, um den Apfelbaum später zu beschützen. Und obwohl die Ziegel zerbrochen waren, sah die Mauer wunderschön aus.
Ich lächelte, denn wenn der Baum erst groß war, würde ich so viele Äpfel haben, wie ich wollte. Ich würde alle meine Freunde einladen und zu ihnen sagen: »Greift zu. Nehmt ruhig ein paar Äpfel für ein wissenschaftliches Experiment mit, wenn ihr wollt. Oder gebt sie euren Hamstern, wenn die Hunger haben. Egal, was ihr damit macht, mir ist es recht. Hier gibt es immer jede Menge Äpfel.«
Dann rannte ich zu meinen Eltern ins Haus, um ihnen meine Mauer zu zeigen.
Als ich in unsere Wohnung kam, telefonierte mein Dad gerade. »Nein, ich habe ihr die Sachen wirklich nicht gegeben. Ich erfahre doch gerade erst davon.«
Er sah ganz schön sauer aus. Aber meine Mauer würde ihn aufheitern. Sowie er aufgelegt hatte, fragte ich ihn, ob er mitkommen und sich ansehen wollte, was ich gemacht hatte.
»Nein, will ich nicht«, sagte er. »Und ich weiß schon, was du angerichtet hast. Ein Chaos! Ich muss mir das jetzt schon seit einer halben Stunde vorhalten lassen!«
»Was meinst du denn?«
»Das war gerade Frau Beetleman. Als sie bei Frau Jacobi zum Tee war, hat sie dort die Deckchen gesehen, die sie Herrn und Frau Heinz zum Hochzeitstag geschenkt hatte. Offenbar haben Herr und Frau Heinz sie weggeworfen und jetzt redet Frau Beetleman nicht mehr mit den beiden.«
»Ach«, sagte ich.
»Das ist aber noch nicht alles«, sagte mein Dad. »Vor ein paar Minuten hat Frau Jacobi angerufen. Frau Beetleman hat ihr einen kleinen Porzellanhahn mitgebracht. Frau Jacobi hat den Hahn erkannt, sie hat ihn dem Mann aus dem sechsten Stock zum Geburtstag geschenkt. Also ist sie wütend auf ihn. Als er sie besuchen kam, um sich zu entschuldigen, waren Herr und Frau Heinz schon da und erklärten die Sache mit den Deckchen. Der Mann aus dem sechsten Stock trug einen gelben Schlips – den Frau Heinz’ Mutter für Herrn Heinz gestrickt hatte. Also redet Frau Heinz jetzt nicht mehr mit Herrn Heinz. Und Herr Heinz redet nicht mehr mit dem Mann aus dem sechsten Stock. Clementine, ich frag das ja nur ungern, aber wie viele Leute haben dir etwas abgekauft?«
»Alle«, sagte ich.
Mein Dad schlug sich an die Stirn. »Das
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