Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Clementines verrückte Woche

Clementines verrückte Woche

Titel: Clementines verrückte Woche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Pennypacker
Vom Netzwerk:
mich so an, wie ich Spinat ansehe, wenn er seinen Kopf in den Spaghettitopf steckt und auf den Topf einschlägt. »Nein, mir tut Margret leid.« Er zeigte auf die vielen Preise. »Ich finde Baseballspielen super. Margret findet nur das Preisegewinnen super.«
    Mitchell hob seinen Handschuh und seinen Ball auf. »Muss los, Küken«, sagte er. »Training. Bester Teil des Tages.«
     
    Margret war in ihrem Zimmer. Sie wirbelte zu Klimpermusik in einem Baströckchen herum. Ihre Arme sahen aus wie Schlangen, nur nicht unheimlich.
    Ich sagte Hallo und sie sagte auch Hallo, aber das war alles – keine Pause im Wirbeln, die Klimpermusik wurde nicht leiser gedreht.
     

     
    »Ich hab eine gute Idee, Margret«, sagte ich zu ihr. »Und zwar wegen der Radtour. Du weißt doch, mein Dad hat all diesen Feiertagsschmuck im Keller. Er sagt, ich kann damit mein Rad schmücken. Und du könntest das auch. Wir könnten ein Team sein – du könntest Fledermäuse um dich herumschwärmen lassen, das mache ich auch …«
    Margret warf mir einen Blick zu, der sagte: Fledermäuse? Spinnst du?
    »Oder was immer du willst. Wirklich alles. Ich teile die Sachen mit dir. Willst du runterkommen und sie dir ansehen?«
    Margret schüttelte den Kopf und wirbelte weiter herum. »Kann nicht zur Radtour kommen. Wettbewerb am Samstagmorgen. Muss meine Hula-Nummer üben.«
    Ich streckte die Hand aus und drehte die Musik aus. »Was soll das heißen, du kannst nicht kommen? Du freust dich doch seit Wochen darauf!«
    Margret machte eine kurze Verschnaufpause. Dann sagte sie: »Ich kann nicht kommen, Clementine. Ich muss zu diesem Wettbewerb, sonst kriegt jemand anderes den Preis!« Sie stellte die Musik wieder an und übte weiter ihre Hula-Nummer, und diesmal runzelte sie dabei die Stirn.



5. KAPITEL
    Meine Eltern reden andauernd über die Goldene Regel. »Das tun in Was du nicht willst, dass man dir tu ist ein weites Feld«, sagen sie immer. Mein Dad sagt, es könnte bedeuten, Sei im Kino still, denn die anderen sollen dir im Kino auch Stille zufügen . Meine Mom sagt, es könnte bedeuten, Unterbrich andere nicht beim Zeichnen, solange es kein Notfall mit Blut ist, du willst auch nicht, dass sie dir Unterbrechungen zufügen, wenn du zeichnest, solange es kein Notfall mit Blut ist .
    Sie wenden diese Goldene Regel sehr oft auf mich an. Aber am Mittwoch konnte ich sie mal auf mich anwenden.
    Der Mittwoch lief so: Nach dem Morgenkreis und den Neuigkeiten des Tages bat der Lehrer um unsere Aufmerksamkeit. »Eine Schülerin der Woche zu haben ist eine wunderbare Gelegenheit«, sagte er, als ob ihm das gerade erst eingefallen wäre, dabei sagt er jede Woche genau dasselbe. »Wir wollen uns jetzt mal Gedankenbälle zuwerfen. Lasst uns überlegen, was Clementine zu einem einzigartigen und wertvollen Mitglied unserer Klasse macht, damit wir am Freitag alle etwas wissen, das wir in ihr Freundschaftsbuch schreiben können.«
    Er ging zur Tafel und schrieb meinen Namen unter das Symbol der Schülerin der Woche. »Wer möchte anfangen?«
    Ich wusste, dass alle mich anstarrten, deshalb versuchte ich, ungeheuer wertvoll auszusehen. Okay, meinetwegen, ich wusste nicht genau, wie man aussieht, wenn man wertvoll ist, deshalb versuchte ich es mit heilig.
    Und das geht so: Zuerst legt man die Hände zu einem Kirchturm zusammen. Dann verdreht man die Augen, so weit das überhaupt geht, schielt ein wenig und klimpert ein bisschen mit den Wimpern. Zusätzlich stellt man sich vor, dass man eine besonders gute Tat begeht, zum Beispiel dass man sein Eis einem richtig mageren Hund gibt, obwohl einen niemand dabei sieht.
     

     
    Die anderen warfen mit meinen guten Eigenschaften um sich und unser Lehrer schrieb ihre Vorschläge an die Tafel. Ich hörte zu – es war der übliche Kram, was ich für eine große Künstlerin bin und dass ich immer interessante Dinge sage –, aber ich passte nicht auf. Ich saß einfach nur da, machte aus meinen Händen einen Kirchturm, verdrehte die Augen, klimperte mit den Wimpern und gab mageren Hunden mein Eis.
    »Clementine, ist dir nicht gut?«
    Ich hatte mich so sehr konzentriert, dass ich nicht gemerkt hatte, wie mein Lehrer sich an mich heranschlich.
    »Du hast einen Moment lang ausgesehen, als ob du gleich in Ohnmacht fallen würdest«, sagte er. »Möchtest du zur Schulschwester gehen?«
    »Nein, mir geht’s gut«, sagte ich. Und es war mir nicht einmal peinlich, denn während ich so ungeheuer heilig ausgesehen hatte, hatte ich

Weitere Kostenlose Bücher