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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Familie, zu meiner großen Freude kaum ein Wort Englisch sprachen. Das bedeutete, man musste hier weder plaudern noch erhielt man Tipps, wie man die Jugendlichkeit von Händen und Füßen bewahrte. Als wir uns ein wenig besser kennenlernten, begrüßten sie mich mit einem Nicken und Lächeln.
    Etwa zu dieser Zeit hörte es sich an, als hätte Cleo Steppschuhe an, wenn sie über den Dielenboden lief. Ihre Krallenwurden einfach nicht mehr so viel eingesetzt wie zu den Zeiten, als sie ständig auf Jagd ging. Sie waren dünn geworden und bröselig wie Miniatur-Croissants. Ich fühlte mich zutiefst geehrt, als Cleo sich freiwillig auf meinem Schoß auf den Rücken legte, während ich mich mit Philips Nagelknipser über ihre Krallen hermachte. Angestrengt starrte ich dabei durch die Lesebrille auf meiner Nase, weil ich Angst hatte, ihr wehzutun. Ich traute mir schon kaum mit der Heckenschere beim Heckenschneiden über den Weg, ganz zu schweigen von dem Nagelknipser und ihren winzigen Pfoten. Jede Ungeschicklichkeit wurde mit einem raschen, sanften Biss bestraft. Nach den ersten Malen vertraute mir Cleo sogar so weit, dass sie während des Schneidens schnurrte. In der Folge wurde mir der ehrenvolle Titel königliche Maniküre und Fellpflegerin (Trocken-Katzenshampoo durch ihr Fell kämmen) verliehen. Kurzum: Ich wurde zur Kammerzofe Ihrer Majestät.
    Mittlerweile kannten wir uns so gut, dass sie wusste, ich würde nie etwas tun, das ihr schaden könnte. Wir beide hatten so viel durchgemacht und nicht nur miteinander, sondern auch mit uns selbst Frieden geschlossen. Gemeinsam entdeckten wir das gut gehütete Geheimnis, dass alte Katzen trotz der einen oder anderen Unannehmlichkeit mehr Freude am Leben hatten.
    Cleo und ich beschlossen, von nun an pingelig mit dem Essen zu sein. Ich entwickelte eine verhängnisvolle Leidenschaft für Schokolade, schwarze Schokolade, um genau zu sein, am liebsten siebzig Prozent Kakao, die in der Schweiz produziert und in mit Bergfotos bedrucktes Glanzpapier gewickelt worden war. Auch wenn ich mir alle Mühe gab, meine Sucht auf italienisches Briefpapier oder schwere Bettwäsche umzulenken, fand ich doch nichts verlockender alsSchokolade. Cleos Fixierung auf Essen nahm noch mehr zu. Das Wort »nein« hatte unsere Katze nie besonders interessiert. Jetzt strich sie es ganz aus dem Wortschatz, den sie zu verstehen bereit war. Dafür lernte sie in fortgeschrittenem Alter, was das Wort »Hühnermann« bedeutet.
    Immer wenn einer von uns erklärte, er wolle zum Hühnermann (um in dem netten asiatischen Imbiss um die Ecke ein Brathuhn zu kaufen), trottete Cleo ihm nach und wartete ungeduldig an der Tür, bis er mit dem verführerisch duftenden Päckchen in der Hand zurückkehrte.
    Cleo war nicht besonders experimentierfreudig, was ihre Ernährung anging und bevorzugte Ermordetes oder Gestohlenes im Allgemeinen. Nur der Hühnermann bildete eine Ausnahme. Schon wenn sie aus der Ferne das frisch gegrillte Fleisch roch, verwandelte sie sich in eine sabbernde Irre. Jeder, der nicht auf seinen Teller aufpasste, lief Gefahr, sein Abendessen zu verlieren. Sobald sie ihren Hühnerkreuzzug begann, waren Loyalität und Liebe vergessen.
    Nach einer Weile fingen wir an, sie auszusperren, um in Ruhe unseren Anteil essen zu können.
    »Die arme Cleo!«, sagte Katharine dann, wenn eine zierliche schwarze Pfote unter der Tür erschien.
    Von »arm« konnte nun nicht gerade die Rede sein. Wenn die Tür nicht richtig ins Schloss gefallen war, fuhr eine Pfote an der Seite die Klinke herunter und drückte sie auf. Dann flogen Knochen und Papierservietten durch die Luft und Teller krachten auf den Boden. Die Hühnerjagdsaison war eröffnet.
    Unsere Fixierung auf bestimmte Nahrungsmittel musste auf Außenstehende ähnlich abstoßend wirken. Der einzige Unterschied zwischen uns bestand darin, dass Cleo durch ihre nicht dicker wurde. Im Gegenteil, sie schien sogar zuschrumpfen. Ihr Brustbein stand vor, ihr Kopf wurde noch kantiger. Sie ähnelte langsam dem ersten Versuch eines Amateur-Tierpräparators, der einfach ein Skelett mit Fell überzogen hatte.
    Das soll nun nicht heißen, dass wir nicht gelegentlich zu Übermut neigten. Wenn die Vorhänge zugezogen waren und kein Zeichen menschlichen Lebens im Umkreis von einem halben Kilometer zu erkennen war, hätte ein vorwitziger Anthropologe einen Blick auf mich erhaschen können, wie ich allein zu Marvin Gaye Boogie tanzte.
    Cleo dagegen glitt, wenn es geregnet hatte, wie ein

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