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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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wohl immer etwas Besonderes sein, aber die Aussichten, dass die beiden zusammenkamen, wurden immer schlechter.
    Einige Monate später erfuhr ich, dass Chantelles jüngerer Bruder Daniel plötzlich und ohne erkennbaren Grund gestorben war. Auch wenn jede Familie früher oder später mit tragischen Ereignissen fertigwerden musste, war sein Tod für Chantelle und ihre Eltern bestimmt entsetzlich. Ich hoffte, dass Rob Chantelle über den Schock und die Trauer hinweghelfen und ihr beistehen konnte.
     
    Katharine war mit ihren dreizehn Jahren das letzte unserer Kinder, das noch zu Hause wohnte, und sie wurde zu Cleos Hilfspflegerin. »Sieh mal, was meine Freundinnen gestern Abend gemacht haben!«, heulte sie eines Morgens, nachdem ein paar Mädchen bei uns übernachtet hatten. »Die sind so gemein! Sie haben Cleos Brust weiß angemalt!«
    Eine nähere Untersuchung ergab, dass es keine Farbe war, sondern dass das Weiß natürliche Ursachen hatte.
    Cleo litt unter einer altersbedingt steifen Hüfte, ein Phänomen, mit dem auch ich mich langsam anfreunden musste. Sie hörte auf, Strumpfball zu spielen, behielt aber eine alte Sportsocke von Rob in ihrem Bett. Sie sprang nicht mehr auf die Küchentheke. Auch meine Gelenke litten unter einem Elastinmangel. Meine schmerzenden Knie versuchten mich dazu zu bringen, einen Bogen um Treppen zu machen, wenn ein Aufzug einladend seine Türen öffnete.
    Auch unsere Behaarung veränderte sich. Friseurinnen im Teenageralter fühlten sich verpflichtet, mir zu erklären, wiemein dünner werdendes Haar wieder dick und glänzend werden könnte. (»Sie müssen nur eine haselnussgroße Menge von dieser Mousse in Ihre Kopfhaut einmassieren. Ich weiß, auf den ersten Blick ist sie mit hundertzwanzig Dollar ein bisschen teuer, aber die Flasche reicht locker ein Jahr.«) Ihre älteren Schwestern klärten mich über Hautpflege auf. (»Eine Hand voll Heidelbeeren am Tag lässt Ihre Haut für immer so aussehen wie meine heute. Schätzen Sie mal, wie alt ich bin. So jung bin ich nämlich gar nicht mehr. Ich bin schon fünfundzwanzig.«)
    Cleo, die der Aufmerksamkeit von Kinderfriseurinnen und Kinderkosmetikerinnen entging, hinterließ überall ihre Spuren in Form von schwarzen Haarbüscheln, die unsere Betten, unsere Unterwäsche, manchmal sogar unser Essen zierten.
    Ihre schwarzen Schnurrhaare wurden grau. Ich entdeckte ein unansehnliches Haar, das auf meinem Kinn spross.
    Cleo und ich hatten es immer genossen, uns gemeinsam vor dem Kamin grillen zu lassen. Wenn ich jetzt zu nahe am Feuer saß, sah die Haut auf meinen Beinen binnen Kurzem aus wie die Marsoberfläche. Cleo war noch weniger feuerfest. Nach höchstens zehn Minuten stakste sie von den Flammen weg und lehnte sich gegen eine kühle Wand, um sich zu erholen.
    Qualität hatte eine größere Bedeutung, als uns vorher klar gewesen war. Ich entwickelte ein obsessives Interesse an der Fadenzahl von Bettwäsche und an italienischem Briefpapier.
    Auch unsere Sehkraft war nicht mehr das, was sie einmal war. Ein Optiker riet mir zu einer Lesebrille (wer? ich?). Ich wählte das flippigste Modell im ganzen Laden, grün-blau metallic.
    »Wie findet ihr sie?«, fragte ich Philip und Katharine, als ich ihnen meine Brille vorführte.
    Ihre Blicke sprachen Bände. Es war die Art Brille, die eine alte Frau aussuchte, um flippig zu wirken.
    Cleo bekam merkwürdige Flecken in den Augen, was den Eindruck verstärkte, dass sie in direktem Kontakt mit dem Jenseits stand. Ich fand einen Tierarzt, der ein weiches Herz hatte und dem sofort klar war, was sie uns bedeutete. Er versicherte mir, dass Cleo keinen grauen Star hatte. Die Flecken gehörten zum Alterungsprozess. Der weichherzige Tierarzt war allerdings nicht sehr glücklich über ihre Nieren. Er erklärte, dass wir in Queensland eine Nierentransplantation vornehmen lassen könnten, wobei die Erfolgsquote leider nicht besonders hoch sei. ( Tausende von Kilometern mit einer Katze durch die Gegend fliegen wegen einer Nierentransplantation, die wahrscheinlich nichts nutzt! , konnte ich meine Mutter aus ihrer Plastikurne auf dem Friedhof in New Plymouth schimpfen hören. Ihr tickt ja wohl nicht mehr richtig!   )
    Da ich keine Lust hatte, mich mit den weniger attraktiven Seiten des Älterwerdens auseinanderzusetzen, konzentrierte ich mich auf die Teile meines Körpers, die mit ein wenig Mühe immer noch das Zeug dazu hatten, gut auszusehen. Ich entdeckte ein Nagelstudio, dessen Betreiber, eine vietnamesische

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