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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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hätte dir beinahe den Laufpass gegeben.«
    »Ach ja?«, erwiderte er mit einem Zwinkern. »Ich erinnere mich vor allem an Cleo, die im Haus herumstolziert ist, als würde es ihr gehören.«
    »Es hat ihr gehört. Nicht viele Leute hätten uns so genommen, wie wir sind«, sagte ich. »Eine acht Jahre ältere alleinerziehende Mutter von zwei Kindern.«
    Rob hatte einmal gesagt, Philip sei für uns so etwas wie ein Sechser im Lotto. Ich hatte Philip immer dafür bewundert, wie viel Liebe und Verantwortung er für unsere drei Kinder empfand und dabei keinen Unterschied zwischen Katharine, seiner leiblichen Tochter, und den anderen beiden machte. Sie erwiderten seine Liebe im gleichen Maß. Ich konnte mich glücklich schätzen, so viele Jahre mit einem so besonderen, großmütigen Mann verbracht zu haben.
    »Hoffentlich nicht wieder die Arbeit?«, sagte ich, als er sein piepsendes Handy aus der Tasche zog.
    »Es ist Kath«, flüsterte er mit todernstem Gesicht, während er ihrem aufgeregten Gestammel zuhörte.
    »Wir müssen nach Hause. Cleo hatte einen Anfall.«

 
    34
    Guter T ierarzt, böser T ierarzt
    Der tägliche Gang zum Hühnermann
    erspart den Tierarzt.
     
    Als wir zu Hause ankamen, war Cleo wieder ganz die Alte.
    »Es war furchtbar!«, sagte Katharine, der der Schrecken noch ins Gesicht geschrieben stand. »Sie knurrte ganz tief, dann fiel sie um und zuckte. Sie hat sich total zusammengekrümmt. Sie muss grauenvolle Schmerzen gehabt haben.«
    Cleo hörte dem Bericht geduldig zu und leckte sich dabei die Pfote. Ich weiß gar nicht, warum ihr euch so aufregt , schien sie zu sagen. Es war doch nicht mehr als ein kleiner Schluckauf.
    Am nächsten Morgen nach dem Frühstück hatte Cleo den zweiten Anfall. Ich lief zum Telefon und rief den warmherzigen Tierarzt an. Seine Arzthelferin sagte mit honigsüßer Stimme, dass er erst im Laufe des Nachmittags Zeit hätte.
    »Aber sie muss gleich zum Arzt!«, rief ich.
    »Dann müssen Sie sich eben an einen anderen Tierarzt wenden«, erwiderte sie schroff.
    Für einen warmherzigen Tierarzt hatte er eine ziemlich kaltschnäuzige Arzthelferin. Der einzige andere Tierarzt, der Cleo kannte, war der berüchtigte herzlose Tierarzt.
    »Wickeln Sie sie in eine Decke und bringen Sie sie her, dann kann er sie sich anschauen«, sagte die Arzthelferin des herzlosen Tierarztes.
    Auf dem Weg zur Tierarztpraxis erholte Cleo sich zumindestso weit, dass sie interessiert den Verkehr und den Himmel betrachtete. Sie schnurrte leise, als ich sie an meine Brust drückte. Vielleicht würde ihr ja schon eine kleine Pille helfen? Andererseits war ich nicht ganz dumm. Sie war dreiundzwanzigeinhalb Jahre alt.
    Wir konnten die Praxis des herzlosen Tierarztes nicht leiden. Wir mochten den Geruch nach Anästhetika im Wartezimmer nicht und auch nicht die Säcke mit Tierfutter, die sich in der Ecke wie Grabsteine stapelten. Cleo hatte vor allem etwas gegen den großen schwarzen Labrador, von dessen rosa Zunge irgendetwas Ekliges auf den Boden tropfte. Auf seinem Kopf thronte unübersehbar ein blauer Plastikeimer. Ich wusste genau, was Cleo dachte: Typisch Hund, sich mit einem so peinlichen Accessoire in der Öffentlichkeit sehen zu lassen.
    Der herzlose Tierarzt trat aus dem Operationszimmer und bat uns hinein. Trotzig stand Cleo auf dem Stahltisch, während er sie abtastete und an Körperstellen herumdrückte, an denen eine Dame von einem Fremden eigentlich nicht berührt werden will. Er diagnostizierte Nierenversagen und eine Schilddrüsenfehlfunktion.
    »Wie lange wollen Sie es noch hinauszögern?«, fragte er mit völlig ausdrucksloser Stimme.
    Ich hatte seine Worte vernommen und auch verstanden, brachte jedoch keine Antwort über die Lippen.
    »Wenn Sie wollen, kann ich sie von ihrem Leid erlösen.«
    Jetzt gleich? Der Schreck musste mir im Gesicht gestanden haben.
    »Gut, ich werde sie ein paar Stunden zur Beobachtung hierbehalten, so dass Sie und Ihre Familie sich mit dem Gedanken vertraut machen können«, sagte er. »Rufen Sie mich um fünf an.«
    Am liebsten hätte ich mir Cleo geschnappt und wäre mit ihr nach Hause gelaufen. Aber die Vorstellung, dass sie noch weitere dieser Anfälle durchmachen musste, ohne dass wir ihr helfen konnten, war entsetzlich. Ich ging zur Tür. Ich hasste den herzlosen Tierarzt mit Inbrunst – bis er mich zurückrief.
    »Lassen Sie doch ihre Decke hier.«
    Er wusste, dass unsere uralte Katze sich wohler fühlen würde, wenn sie sich in etwas Vertrautes schmiegen

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