Cleo
verliehen hatten. Jemand hatte offenbar beschlossen, die bösen Geister, die dort hausten, zu vertreiben, indem er kübelweise weiße Farbe darüber ausgegossen hatte. Das Haus wirkte kleiner, bescheidener. Robs Fenster, an dem Cleo immer gesessen war, sah unverändert aus, und auch das Dach hatte noch dieselbe Schräge, aber dennoch war es nicht mehr unser Haus. Es hatte sich weiterentwickelt,genau wie der Ziegenpfad und alles andere in der Nachbarschaft.
Ich hatte mich dagegen gewappnet, von Bildern aus der Vergangenheit überwältigt zu werden. Als ich dann aber gemeinsam mit Ginny auf das alte Haus schaute, verspürte ich ein unerwartetes Gefühl von Leichtigkeit und Frieden. Unser Leben auf dem Ziegenpfad war verblasst wie ein altes Foto. Nichts weiter als eine Erinnerung. Das Einzige, was zählte, war das Heute.
Cleo hinterließ uns über ihren Tod hinaus überall Spuren von sich. Schwarze Haare, die nur von ihr stammen konnten, hafteten an unserem Bettzeug und unserer Kleidung. Ganz hinten im Gefrierschrank fand ich einen Beutel gefrorenes Katzenfutter. Als ich das Hundebett, das Cleo nicht gewollt hatte, unter dem Haus hervorzog, überkam mich das dringende Bedürfnis, Rob anzurufen. Es war natürlich besetzt bei ihm.
»Hast du versucht, mich anzurufen?«, fragte ich ihn, als ich endlich durchgekommen war.
»Nein, ich habe mit jemand Anderes telefoniert.«
»Mit wem?«
»Chantelle. Sie ist wieder in Australien.«
»Ach, wie schön! Mit ihrem Freund?«
»Sie hat sich von ihm getrennt.«
Nach dem Tod ihres Bruders war die Freundschaft zwischen Rob und Chantelle enger geworden. Sams Verlust hatte Rob so sehr geprägt, dass er Chantelles Trauer gut verstehen konnte. Sie gehörten jetzt beide zu dem namenlosen Club derer, die einen Bruder verloren hatten. Es dauerte kein Jahr und sie zogen zusammen, planten ihre Hochzeit und diskutierten darüber, was für eine Katze sie in ihrenkleinen Haushalt aufnehmen wollten. Es wurden ausführliche Internet-Recherchen durchgeführt. Eine British Blue vielleicht oder auch eine Siamkatze.
Als sie einmal im Haus von Chantelles Tante Trudy übernachteten, die sie vor mehr als zehn Jahren miteinander bekannt gemacht hatte, bestand die dort lebende Burmakatze darauf, in ihrem Bett zu schlafen.
»Ich werde den Teufel tun, und mir eine von diesen Rassekatzen ins Haus holen«, sagte Rob am nächsten Tag. »Die Katze hat die ganze Nacht auf mich eingeredet und gesagt, ich solle aus ihrem Bett verschwinden.«
»Was läuft da eigentlich zwischen dir und Katzen?«, fragte ich.
»Keine Ahnung. Schätze mal, das hat mit Cleo zu tun.«
Ich lächelte bei der Erinnerung an den sechsjährigen Rob, der sein winziges, neues Kätzchen im Arm hielt, und daran, wie er dank ihrer Hilfe das erste Mal nach Sams Tod allein in seinem Zimmer schlafen konnte, wie sie in seinen Träumen mit ihm gesprochen und ihm zu neuen Freunden verholfen hatte. Cleo, unsere Katzengöttin, hatte fast ein Vierteljahrhundert auf Rob aufgepasst, sie hatte viele seiner Geburtstagspartys beaufsichtigt und ihn während seiner Krankheit gepflegt. Noch immer übte sie von ihrem Ruheplatz unter dem Lorbeer ihren Einfluss auf uns aus.
Sollten er und Chantelle sich eine Katze anschaffen, sagte Rob, dann müsste es eine stinknormale Hauskatze sein. Mich würde es nicht wundern, wenn es irgendeine Kreuzung mit ein ganz klein wenig Abessinier wäre.
– Anfang –
Danksagung
Kein Katzenjunges kommt allein zur Welt. Auch Cleos Geschichte wäre ohne die Hilfe vieler wunderbarer Leute niemals geboren worden. Ich möchte Martina Schmidt und dem wunderbaren Deuticke-Team dafür danken, dass sie Cleo mit so großem Enthusiasmus in die Arme genommen haben. Danke auch an Andrea Sawatzki für die herzergreifende Lesung des Hörbuchs.
Mein Dank gebührt auch all jenen, die meine Geschichten im Internet entdeckt haben und mir versichert haben, dass die Menschen über dieselben Dinge lachen und weinen, egal in welchem Teil der Erde sie leben.
Ich werde Louise Thurtell und Jude McGee in Sydney immer dankbar sein, sie setzten von Anfang an Vertrauen in unsere Katzengeschichte und standen mir auch während diverser Schaffenskrisen und einer plötzlichen Erkrankung zur Seite.
Ein ganz großes Dankeschön auch an Roderick und Gillian Deane dafür, dass sie mich dazu gebracht haben, überhaupt über Cleo zu schreiben. Douglas Drury danke ich für all die aufbauenden Mittagessen während der Zeit des Schreibens, die
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