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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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Modetrends bei Toten? Ich würde keinen Gottesdienst ertragen. Nicht wenn ich Sams wegen mit Gott so hart ins Gericht gehen musste. Jemand hatte den neuen Universitätskaplan empfohlen. Eine kurze Rede am Grab würde genügen. Der Bestattungsunternehmer gab sich nicht einmal Mühe, seine Missbilligung zu verbergen. Damals erschreckte mich seine Kälte, heute ist mir klar, dass er wahrscheinlich völlig hilflos war und sich deshalb an das übliche Vorgehen klammerte.
    Kaum war der Bestattungsunternehmer in die Nacht verschwunden, schlich schüchtern der Universitätskaplan über den Teppich. Er war so jung, dass er sein Studium noch nicht lange abgeschlossen haben konnte, und sehr nervös. Er erklärte uns, dass er noch nie ein Kind begraben hätte. Wir sagten, dass wir in derselben Lage seien. Als er uns fragte, was wir wollten, hätte ich am liebsten gebrüllt: »Was ist das für eine Frage? Wir wollen unseren Sohn zurück!« Allerdings war er mit einer schrecklichen Aufgabe betraut worden. Noch war ich genug bei Verstand, um Mitleid für ihnzu empfinden. Ich bot ihm an, ein Gedicht aufzuschreiben, das er am Grab vorlesen könnte.
    Unsere Hausärztin traf ein und verschrieb mir Schlaftabletten. Über einer Tasse Kaffee sinnierte sie, dass es für Sam so vielleicht das Beste war, weil das Leben in der Welt der Erwachsenen doch sehr hart sein konnte.
    Steve erwähnte, dass er Rob die Superman-Uhr wieder weggenommen hätte – es sei ihm nicht richtig vorgekommen, sie so schnell weiterzuschenken. Ich protestierte, aber er versicherte mir, dass Rob es verstand. Steve hatte die Uhr in einer Schachtel in seinem Schreibtisch verstaut.
    Rata legte sich auf die Schwelle zum Zimmer der Jungen. Wir versuchten, Rob in sein altes Bett zu locken, aber er wollte nicht in dem Zimmer, das er sich mit Sam geteilt hatte, schlafen. In seinen Augen stand das blanke Entsetzen, als er uns erklärte, dort würde ein Drache wohnen. Steve trug seine Matratze in unser Schlafzimmer und legte sie in die Ecke unter das Fenster. Wie Schiffbrüchige trieben wir durch unsere erste Nacht ohne Sam. Ich hätte nie gedacht, dass ich einschlafen könnte, aber das Unterbewusste kappte wie mit einer scharfen Klinge die Verbindung zur Wirklichkeit und ließ mich in ein barmherziges Nichts sinken.
    Die Welt, wie sie jetzt war, zu verlassen, fiel mir leicht. Dorthin zurückzukehren war dagegen schier unerträglich. Als ich am nächsten Morgen die Augen öffnete, hörte ich eine Drossel rufen, ihr »Tacktack« hallte von den Hügeln wider. Einen Moment lang wiegte ich mich in der Vorstellung, es sei alles völlig normal. Ich sei nur gerade aus einem fürchterlichen Albtraum erwacht. Dann schlug die Erinnerung an die Ereignisse des vergangenen Tages über mir zusammen und stürzte mich in bodenlose Verzweiflung.
    Für Steve war es nicht leichter. Einige Tage nach demUnfall wachte ich unter einem Sturzbach von Tränen auf. Er hatte noch nie in meiner Gegenwart geweint. Ich hätte mich ihm zuwenden, ihn umarmen sollen, aber so schnell schaltete ich in meinem halbwachen Zustand nicht. Ich war verwirrt und hilflos und bat ihn, aufzuhören. Ich hätte nie gedacht, dass er meine Bitte wörtlich nehmen und seine Trauer mir gegenüber ab diesem Moment nie mehr offen zeigen würde.
    Unser Haus ertrank fast in Blumen. Nach ein paar Tagen wurde ich ihrer und ihrer Vergänglichkeit überdrüssig. Das Wasser in den Vasen fing in der Sommerhitze an zu faulen und stank wie ein gekippter Tümpel. In allen Zimmern ließen sie die Köpfe hängen und Blütenblätter wie Tränen auf den Boden fallen.
    Steve kam zu dem Schluss, dass ich den Anblick der Blumen nicht ertrug. Vielleicht hatte er Recht. Er ging dazu über, frisch gelieferte, in ihrer Vollkommenheit leblos wirkende Chrysanthemen, Lilien und Nelken unter den Büschen in unserem Garten zu verstecken, damit ich sie nicht sah. Es ist schwer zu entscheiden, wer von uns beiden sich merkwürdiger verhielt – die trauernde Frau, die beim Anblick von Blumenlieferungen hysterisch wurde, oder der Ehemann, der die Blumen im Gebüsch versteckte.
    Im Haus war ein ständiges Kommen und Gehen, dutzende von Leuten, von denen wir viele nicht einmal kannten, liefen über den ungeliebten Teppich in unserem Flur. Einige von ihnen wussten nichts anderes als Plattitüden oder Bibelzitate von sich zu geben, bis ich mir wünschte, sie würden endlich gehen. Die einzigen Worte, die mir etwas sagten, stammten von Shakespeare: »die Zeit ist aus

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