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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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von sich ab.
    »Wir würden prima miteinander auskommen, meinst du nicht, Rata?«, sagte sie ohne Zögern.
    Rata sah bewundernd zu ihr auf und bellte freudig. Es war eine halbe Ewigkeit her, dass jemand Mum mit so viel Aufmerksamkeit begegnet war.
    »Nur einen Moment«, rief sie und wirkte auf einmal wieder jung und hübsch. Sie holte einen ihrer selbst gestrickten grünen Teppiche vom Rücksitz und legte ihn auf den Beifahrersitz. Mit fliegendem Schwanz sprang Rata auf den Sitz und wartete, dass meine Mutter den Motor anließ.
    Wenn Tiere tatsächlich heilen konnten, dann konnte meine Mutter ebenso sehr eines brauchen wie jeder andere. Die Frau mit den silbernen Haaren und der Hund mit dem goldenen Fell gaben ein schönes Paar ab, wie sie da die Straße hochfuhren.
    Ich winkte ihnen zum Abschied hinterher und verspürte plötzlich einen stechenden Schmerz – seltsam, aber vertraut. Aufregend und beängstigend zugleich. Ein neuer Mensch bereitete sich auf seine Ankunft vor.

 
    17
    W iedergeburt
    Liebe kann wehtun – Katzen und Menschen.
     
    Katzen richten sich darauf ein, vier oder fünf Junge je Wurf zu bekommen. Wenn das bei Menschen genauso wäre, dann würde das die Zahl der Monate, die eine Frau über eine Kloschüssel gebeugt verbringt, drastisch reduzieren. Sie müsste sich nur einmal in ihrem ganzen Leben einen Satz dieser scheußlichen unförmigen Umstandskleider anschaffen. Kinderkleider könnte sie en gros kaufen. Sie könnte auch einen Mengenrabatt bei Spielzeugherstellern und Schulgebühren aushandeln (fünf Schulausbildungen zum Preis von vier!).
    Unruhe ist ein sicheres Zeichen dafür, dass eine Katze in die Wehen kommt. Beim Menschen ist das nicht anders. Ich hatte mich geirrt, als ich dachte, dass der Wiegenkrieg verantwortlich für meinen Mondscheinausflug mit dem Handrasenmäher war. Mir hätte klar sein müssen, dass mein Körper den Befehl bekommen hatte, für das große Ereignis einen Gang höher zu schalten.
    »Hallo? Ist dort das Krankenhaus? Hören Sie, ich glaube, es geht los. Wehen? Na ja, sehr heftig sind sie noch nicht – sie kommen vielleicht im Abstand von fünf  Minuten … Was meinen Sie damit, ich soll mich hinlegen und versuchen zu schlafen? Wie soll ich schlafen, wenn gleich mein Kind zur Welt kommt? … Ich soll mich beruhigen und eine Tablette nehmen? Machen Sie Witze? Na und, dann sind ebenalle Betten belegt. Ich kriege mein Kind auch im Besenschrank!«
    »Für wen hält diese dämliche Krankenschwester sich eigentlich, mich so abzuwimmeln?«
    »Hier ist die Tablette«, sagte Steve. »Jetzt versuch noch ein bisschen zu schlafen.«
    »Ich glaube, wir sollten Ginny anrufen. Sie weiß, was zu tun ist.«
    »Das habe ich schon. Der Babysitter war dran. Sie sind auf der Verleihung irgendeines Rockmusik-Preises.«
    »Ein Rockmusik-Preis?«
    »Reg dich nicht auf. Sie sind gegen Mitternacht zurück. Falls wir vorher schon ins Krankenhaus fahren sollten, kommt Ginny einfach nach. Jetzt versuch noch ein bisschen zu schlafen.«
     
    »Wie viel Uhr ist es?«
    »Bist du immer noch nicht eingeschlafen? Es ist halb elf.«
    »Die Wehen haben vor sieben Stunden eingesetzt. Ich glaube, wir sollten ins Krankenhaus fahren.«
    »Die wollen dich dort nicht.«
    »Sie werden uns wohl kaum wegschicken, wenn wir erst mal vor der Tür stehen, oder?«
    Kaum waren wir auf den Parkplatz des Krankenhauses eingebogen, wollte ich sofort wieder zurück nach Hause. Vor Krankenhäusern graut mir, besonders wenn ich mich nicht wirklich willkommen fühle. Selbst dieses Krankenhaus mit seiner brandneuen »gemütlichen« Entbindungsstation hätte sich ausgezeichnet als Set für einen Frankenstein-Film geeignet. Es war nicht so, dass man die glänzenden Maschinen, die Stecker und Löcher in den Wänden, die nur derSchläuche und Kabel harrten, und die fiesen Instrumente, die unter grünen OP-Tüchern lauerten, nicht sehen hätte können. Offen gestanden hätte ich einen Pappkarton vorgezogen.
    Mein Gebärapparat erwies sich als nicht besonders effizient. Ich legte mich in die Badewanne, keuchte, lief hin und her. Ich kroch wie ein Tier herum, ging wie eine Eingeborene aus dem Amazonasgebiet in die Hocke und wäre sogar bereit gewesen, mich verkehrt herum von einem der scheußlichen Bilder an der Wand hängen zu lassen, wenn es dadurch schneller vorangegangen wäre. Aber nichts half. Die Wehen wurden zwar immer unerträglicher, aber ernst machten sie nicht.
    Die Ärztin tauchte gegen Mitternacht auf und legte

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