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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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wie hingetackert, und die Augenlider wurden sichtlich schwerer. Man zog sich in eine Privatwelt aus Einkaufslisten und der Frage, welche Unterhosen endlich aussortiert werden sollten, zurück, bis Mum einen mit einem lauten »Du hörst gar nicht zu, oder?« aufschreckte.
    Obwohl wir vierhundert Kilometer voneinander entfernt wohnten, standen wir uns sehr nahe. Wenn wir miteinander telefonierten, was wir ein paar Mal in der Woche taten, wünschte ich mir immer, ich könnte ihre Einsamkeit lindern. So sicher wie das Amen in der Kirche kam sie auf die anderen Witwen in den anderen Fertighäusern in ihrer Straße zu sprechen und wie froh sie sein konnten, dass sie regelmäßig Besuch von ihren Kindern erhielten. Das weckte natürlich sofort Schuldgefühle bei mir. Wenn wir näher beieinander gewohnt hätten, dann hätte ich auch eine dieser verantwortungsvollen Töchter sein können, die jeden Sonntag mit einem Eintopf in der Hand auf der Schwelle des Hauses ihrer alternden Mutter standen.
    »Komm, wir schauen mal, wie sie sich in der Wiege macht«, sagte ich und führte sie und Rob in das Schlafzimmer,wo wie ein durchscheinender Kokon das Babybett wartete.
    Ich breitete die Decke aus und wollte sie gerade über die Miniaturmatratze legen.
    »Halt!«, rief Mum.
    Ich erstarrte mitten in der Bewegung. In der Wiege war die unverkennbare Silhouette einer zusammengerollten schlafenden Katzenprinzessin zu sehen. Eines von Cleos Ohren zuckte, dann öffnete sie ein Auge und musterte uns gelangweilt.
    Unsere Katze hatte offenbar gleich begriffen, welchen Zweck diese Wiege hatte. Ihre Untertanen hatten zu guter Letzt ihren königlichen Status erkannt und ihr jenes Maß an Bequemlichkeit verschafft, das ihr zustand.
    Mum trat rasch an die Wiege, beugte sich darüber und brüllte »Buuuuh!«. Cleo legte die Ohren an und fauchte zurück. Hilflos musste ich zusehen, wie die beiden willensstärksten weiblichen Wesen, die ich kannte, einander den Krieg erklärten.
    »Das macht nichts, Nana«, sagte Rob. »Cleo liegt nur zur Probe in dem Bett vom Baby. Sie will sehen, ob es auch bequem genug ist.«
    »Es gibt nur einen Platz, wo Katzen hingehören«, erklärte Mum, packte Cleo um den Bauch und trug sie zur Haustür. »Draußen!«
    Cleo schüttelte sich ungläubig, als sie sich plötzlich auf der Veranda wiederfand. Warum um Himmels willen hatte diese riesenhafte Großmutterfrau sie aus ihrem Bett geworfen?
    Mittlerweile füllte Mum in der Küche den Wasserkocher, Rata ergeben zu ihren Füßen.
    »Diese Katze wird das Baby ersticken«, sagte sie.
    Durch das Fenster sah ich, wie Cleo sich ausgiebig undhingebungsvoll das Fell leckte. Offensichtlich plante sie etwas.
    »Katzen und Babys passen einfach nicht zusammen«, fuhr Mum fort. »Katzen verteilen überall ihre Haare. Ist dir das vielleicht noch nicht aufgefallen? Robs Kissen ist voller Haare. Das ganze Haus ist voller Haare. Davon kriegen Babys Asthma. Und die Krallen erst. Katzen haben keine Geduld. Sie versetzen dem Baby einen Hieb und zerkratzen ihm das Gesicht. Katzen sind nicht wie Hunde, nicht wahr, Rata? Sie sind eifersüchtig …«
    »Cleo ist nicht eifersüchtig«, sagte Rob.
    »Wart nur ab, bis das Baby da ist«, sagte Mum.
    »Cleo freut sich auf das Baby«, sagte Rob. »Sie sagt, dass es ein großes Glück ist.«
    Mums Hand erstarrte über dem Griff des Wasserkessels. Sie warf mir einen besorgten Blick zu.
    »Was meinst du damit, sie sagt    ?«, fragte sie Rob. »Denkst du vielleicht, die Katze redet mit dir?«
    »Nein«, ging ich schnell dazwischen. »Er hat nur öfter mal von Cleo geträumt. Ich glaube nicht, dass wir uns deswegen Sorgen machen müssen. Du weißt, wie Kinder sind.«
    »Er hat schlimme Dinge durchgemacht«, zischelte sie mir zu. »Findest du nicht, dass er ein bisschen sonderbar geworden ist?«
    »Er ist überhaupt nicht sonderbar geworden«, sagte ich und stellte Teebecher auf ein Tablett.
    »Offen gestanden verstehe ich sowieso nicht, warum du dich mit einer Katze abgibst, wo du doch einen Hund wie Rata hast, für den die meisten Leute alles geben würden«, fuhr sie fort. »Rata ist … sie ist fast wie ein Mensch. Wie eine gute Freundin.«
    Ich hatte ganz vergessen, was für eine Hundenärrin meineMutter war. Rata klopfte erfreut mit dem Schwanz auf den Boden. Mum hatte Recht, Rata war tatsächlich der liebenswürdigste Hund der Welt.
    »Rata leistet mir nachts immer Gesellschaft, wenn sie bei mir ist. Ich muss nie Angst haben, weil sie sofort

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