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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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kam ich so erschöpft aus der Redaktion zurück, dass ich einfach auf den Boden sank und in einem Fleck Sonne schlief – etwas, das noch keinem ihrer Arbeitgeber passiert wäre, wie sie sagte. Einmal stellte sie fest, sie habe noch nie etwas so Müdes wie mich gesehen. Aber irgendwie brachte ich dennoch immer genügend Energie auf, um Lydia Elfenflügel zu nähen oder Rob die Zubereitung von Sushi beizubringen. Nichts war perfekt, aber irgendwie bekamen wir alles hin. Ich gelangte zu der Überzeugung, dass es eine Göttin der alleinerziehenden Mütter geben musste, die bei Bedarf Kraft schenkte und dafür sorgte, dass die richtigen Leute zur richtigen Zeit auftauchten. Wenn es aber eine solche Göttin gab, dann sah sie bestimmt wie eine Katze aus.
    Steve zog in ein Cottage, nicht einmal fünf Minuten von unserem Haus entfernt, wo er ein ganz neues Leben begann. Ich freute mich, wenn die Kinder irgendwelche Freundinnen erwähnten. Er verdiente es, noch einmal an dem großen Glücksrad zu drehen.
    Philip hatte an dem Abend in der Pizzeria Robs Sympathie gewonnen, allerdings wusste ich nicht, ob wir unsererseits seine Erwartungen erfüllt hatten, mochten sie auch unbestimmt sein. Er hatte uns das erste Mal alle zusammen erlebt und es wurde ihm wahrscheinlich langsam klar, was es bedeutete, in das Leben von uns dreien (plus Katze) zu treten. Einige Tage lang blieb das Telefon still. Dann klingelte es wider Erwarten. Offenbar reichte es ihm immer noch nicht. Er lud uns alle, inklusive Cleo, zu einem Wochenende am See ein.
    Die Fahrt schien bei Tageslicht und mit zwei zusätzlichen Passagieren, von denen der eine schwieg, der andere jammerte, viel länger zu dauern. Die Straße bog und wand sich wie eine Kobra im Todeskampf.
    »Mir ist schlecht«, klagte Lydia, während das Auto eine Serpentine hochfuhr.
    »Nein, ist dir nicht.« Anders als gewissenhaftere Mütter behandelte ich gesundheitliche Beschwerden meiner Kinder grundsätzlich als eingebildet, bis das Gegenteil bewiesen war.
    »Ich muss aber gleich brechen.«
    »Hol einfach ein paar Mal tief Luft«, sagte ich und drehte mich um, um die kleine Patientin auf dem Rücksitz zu betrachten. Ihr normalerweise rosiges Gesicht hatte die Farbe einer Heidelbeere angenommen.
    »Ich glaube, wir sollten besser anhalten«, sagte ich zu Philip. Mir machte das Geruchspotpourri aus abgestandenerKotze und anderen Körperflüssigkeiten in meinem Auto ja nichts aus, aber ich war mir nicht sicher, ob Philip innerlich gewappnet war, sich die Luft in seinem Audi auf Dauer durch Eau de Famille verpesten zu lassen.
    Er hielt an einer Ausweichstelle, die knapp unterhalb der Kuppe lag. Ich betrachtete konzentriert die Bergkette um uns herum, während Lydia sich übergab.
     
    Als wir endlich unser Ziel erreichten und unter einer Weißbirke hielten, lag das Cottage in Nebel gehüllt da. Dass es regnen könnte, daran hatte ich nicht gedacht. Philip meinte, das würde nichts ausmachen – am See könnte man immer irgendetwas unternehmen. Die Feuchtigkeit verstärkte den intensiven Blättergeruch. Cleo erinnerte sich sofort wieder an das Plätzchen und sprang erfreut aus dem Auto in die Farnbüsche, die eindeutig nach einem Rückzugsort der Maus-Guerilla aussahen.
    Die Kinder waren weniger leicht zu begeistern. Rob schnappte sich wortlos seinen Schlafsack und ließ die Fliegengittertür hinter sich zufallen, als er ins Haus trottete. Das konnte Philip nicht aus dem Konzept bringen. Er kannte von der Armee her bestimmt jede Spielart männlichen Verhaltens. Vielleicht konnte er sich aber auch einfach nur gut erinnern, wie es war, als er selbst in dieser Phase steckte, schließlich lag sie bei ihm ja noch nicht allzu lange zurück. Egal, jedenfalls schien Philip immun zu sein gegenüber dem grauenvollen Benehmen eines Pubertierenden, das mich völlig hilflos machte.
    Ich half Lydia vom Rücksitz auf den feuchten Boden.
    »Das ist ein Wald«, sagte sie und sah einen Baum hinauf.
    Wir trugen unsere Taschen ins Haus, wo mir der vertraute, leicht beißende Geruch von Algen und verbranntemTreibholz in die Nase stieg. Ich blieb an einer Pinnwand stehen, die mit Familienfotos bedeckt war. Gut aussehende Leute mit gesunden, strahlenden Gesichtern, die Weihnachten am See feierten. Frisch gebräunt und mit Zähnen, die so weiß waren, dass sie im Dunklen leuchten mussten. In diesem Kreis gab es keine dicken, schmuddeligen, schwulen, dunkelhäutigen oder psychisch angeknacksten Leute. Wenn man nach den Fotos

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