Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
Vom Netzwerk:
ging, waren sie alle Olympioniken. Wasserski, Tennis, Alpinski, Angeln waren Sportarten, die zu lernen ich als junge Mutter weder Geld noch Zeit gehabt hatte, von der Bewegungskoordination ganz zu schweigen.
    Es waren auch junge Frauen auf den Fotos zu sehen. Hübsche, schlanke Mädchen im Bikini, die wahrscheinlich Jura oder Zahnmedizin studierten. Das waren Mädchen, die bestimmt alle Kriterien erfüllten, dachte ich. Von der Sorte, die Philip und seine zwei Brüder eines Tages heiraten sollten. Und warum auch nicht. Jedes dieser lächelnden Mädchen war allerbeste Wahl. Aber als ich Philip nach ihnen fragte, erklärte er, sie seien langweilig.
    »Bitte nur wenig Klopapier verwenden«, stand auf einem Zettel im Klo. Ich fragte mich, ob die Kinder und ich als Wenig-Klopapier-Verbraucher durchgingen.
    »Wie wäre es mit einer Runde schwimmen?«, rief Philip Rob zu.
    »Es regnet.«
    »Ich könnte dir helfen, den Kajak startklar zu machen.« Dieser Mann war wirklich penetrant.
    »Zu kalt.«
    »Stockbetten! Hier gibt’s Stockbetten!«, rief Lydia. Ich ging zu ihr ins Zimmer, wo Rob im oberen Stockbett in seinem Schlafsack herumlümmelte. Lydia warf die Arme in die Höhe und hüpfte auf dem unteren Bett herum.
    Der See lag ausgebreitet wie ein zerknittertes Stück Alufolie da. Kondenswasser floss innen an den Scheiben herunter. Philip kniete vor dem Kamin und knüllte Zeitungspapier zusammen. Nach ein paar Fehlstarts fing das Anmachholz Feuer und das Zimmer war erfüllt von einem munteren Knistern. Cleo stürzte sich auf eine Spinne, die in dem Holzstoß saß, und kaute mit der nachdenklichen Miene des Connaisseurs auf den Beinen herum, bevor sie ihren gewohnten Platz vor dem Feuer einnahm. Sie sah durch halbgeschlossene Augen zu mir auf und gähnte, als wollte sie sagen: So soll es sein. Mach dir keine Gedanken. Es kommt alles in Ordnung.
    »Bin in einer Minute wieder da«, rief Philip.
    Ich nahm Lydia auf den Schoß und las ihr ihre Lieblingsgeschichte über den Elefanten und das schlimme Baby vor, während ich ihr heimlich die Finger saubermachte. Das Cottage gab sich zwar rustikal und einfach, aber hier war offensichtlich schon seit Jahrzehnten nichts mehr von schmutzigen Vorschulkinderhänden befingert worden. Ich wollte mir keine Vorwürfe wegen klebriger Fingerabdrücke auf dem Mobiliar einhandeln.
    Philip klopfte ans Fenster und rief uns nach draußen. Der Regen hatte nachgelassen. Ich zog Lydia schnell ihre Gummistiefel an. Sie schnappte sich Cleo und schleppte sie mit dem Kopf nach unten aus dem Zimmer (eine Stellung, die Cleo mit einer gewissen Lässigkeit ertrug, seit Lydia laufen gelernt hatte). Wir öffneten die Fliegengittertür und sahen ein Geschenk, das schöner war als ein Zimmer voller Diamanten: Philip hatte ein Seil über einen der höheren Äste der Weißbirke geworfen und einen alten Reifen daran befestigt.
    »Toll! Eine Baumschaukel!«, rief Lydia.
    Den Rest des Tages verbrachte sie damit, zu betteln, angeschoben zu werden – auf dem Bauch liegend, die Beine in die Luft gestreckt; aufrecht sitzend, die Beine vorne durch das Loch im Reifen gesteckt; innen auf dem Rand stehend, fest das Seil umklammernd. Noch nie war mir ein Mann begegnet, der so viel Geduld für ein Kind aufbrachte, das nicht sein eigenes war. Und dennoch war ich auf der Hut. Selbst wenn dieser wunderbare Mann dem Eindruck, den er vermittelte, genau entsprach und eine Seele hatte, die tiefer war als dieser See, musste ihn die Aussicht, sich meiner, der Kinder und einer Katze anzunehmen, völlig überfordern.
    Gegen Abend ließ der Regen so weit nach, dass Philip auf einem gemauerten Grill an der Hecke Würstchen grillen konnte. Um draußen zu essen, war es zu feucht, daher deckte ich drinnen. Wir aßen unter dem erbarmungslosen Licht einer Glühbirne.
    »Wie wäre es morgen mit einer Radtour?«, fragte Philip Rob. »Es gibt hier einige tolle Touren die Hügel rauf.«
    »Nein.«
    »Wir könnten auch Tennis spielen …«
    Rob betrachtete die Tomatensoße auf seinem Teller. Erfahrene Eltern, die müde von den zahllosen Machtkämpfen waren, würden an diesem Punkt aufhören und lieber das Thema wechseln. Ich hoffte um unser aller Seelenfrieden willen, dass Philip zu demselben Schluss kam.
    »Oder wir fahren vormittags Kajak. Ich suche eine Schwimmweste für dich raus.«
    »Für dich ist das alles ja kein Problem!«, explodierte Rob. »Du hast auch nicht mit ansehen müssen, wie dein Bruder überfahren wird!«
    Er sprang von seinem

Weitere Kostenlose Bücher