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Cleo

Titel: Cleo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Brown
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näherten sich einander. Die Stifte blitzen wie Schwerter. Das Spiel sah nach einem Unentschieden aus.
    Solange Rob nicht seiner Würde beraubt wurde, war alles in Ordnung. Es war fast kein freier Punkt mehr übrig.
    »Er hat sie nach der Königin Margherita genannt …«
    Die Spannung war kaum noch zu ertragen.
    »Die neue Pizza Margherita war ein echter Verkaufsschlager.«
    Ich wandte die Augen ab, die letzten Striche konnte ich nicht mit ansehen. Ich wusste, dass es vorbei war, als ich hörte, wie zwei Stifte auf die Tischplatte geworfen wurden.
    »Du hast gewonnen«, sagte Rob mit einem tapferen Lächeln.
    »Du hast was ?«, rief ich und drehte mich zu Philip.
    »Es war bis zum Schluss ein Kopf-an-Kopf-Rennen«, sagte er und zuckte merklich zufrieden die Achseln.
    Ein Kopf-an-Kopf-Rennen? Wusste er nicht, dass es so etwas nicht gab, wenn Kinder beteiligt waren, insbesondere meine Kinder? Das Leben meiner Kinder war schwer genug, da musste nicht auch noch so ein Idiot von Möchtergern-Stiefvater in seinen Cordhosen daherkommen und ihr Selbstbewusstsein in Grund und Boden stampfen.
    Ich hätte Philip nie in ihre Nähe kommen lassen dürfen. Er benahm sich wie ein Kind. Schlimmer als ein Kind. Und noch ein Kind konnte ich nun wirklich nicht gebrauchen. Für diese Beziehung hatte soeben das letzte Stündlein geschlagen. Rob war jetzt bestimmt noch tagelang am Boden zerstört.
    Schweigend fuhren wir nach Hause und verabschiedeten uns züchtig am Gartentor.
    »Gut, dass er nach Hause geht«, sagte Lydia und sprach mir damit aus dem Herzen. »Seine Mutter vermisst ihn bestimmt schon.«
    »Wie fandest du ihn?«, fragte ich Rob, nachdem ich Cleo gefüttert und Lydia ins Bett gebracht hatte.
    »Okay.«
    »Einen besonders freundlichen Eindruck macht er nicht, oder?«
    »Ich fand ihn nett.«
    »Du fandest ihn nett? Aber er hat dich doch besiegt.«
    »Es nervt mich, dass Erwachsene sich immer blöd stellen, um mich gewinnen zu lassen«, sagte Rob. »Die denken wohl, dass ich das nicht mitbekomme. Er hat mich wie einen Erwachsenen behandelt. Er ist echt in Ordnung. Du solltest ihn öfter treffen.«

 
    24
    M enschen und O rte
    Katzen sind allgemein bekannt dafür,
    dass sie mehr an Orten als an Menschen hängen. Aber einzelne
    Exemplare haben das Gegenteil bewiesen.
     
    Die Stimme meiner Mutter klang brüchig, als sie anrief. Sie sagte, ich solle mich nicht aufregen. Ich machte mich auf schlechte Nachrichten gefasst. Sie war mit Rata wieder bei der Tierärztin gewesen. Der alten Hündin war es schlecht gegangen. Sie hatte nicht mehr laufen können. Die Tierärztin war wunderbar gewesen, eine reizende junge Frau. Sie hatte Rata sehr gemocht. Sie war rot geworden, als sie und Mum die Entscheidung fällten. Mum hatte Rata gestreichelt, als es passierte. Sie war mit wedelndem Schwanz gestorben.
    Videobilder von Rata liefen in meinem Kopf ab. Wie Sam und Rata durch die Brandung rennen, Rata, die den Jungen am Strand beim Graben hilft und dabei den Sand über verärgerte Sonnenanbeter schaufelt, Sam, der Treibholz ins Wasser wirft, damit sie es retten kann. Rata, die sich schüttelt und uns dabei eine erfrischende Meerwasserdusche verpasst. Rata, die den Ziegenpfad herunterrennt. Cleo, zwischen die riesigen Pfoten von Rata gekuschelt. Die sanfte, treue Rata.
    Rob sagte fast nichts, als ich es ihm mitteilte. Wir umarmten uns. Er war so groß geworden. Mit dem Tod der alten Hündin war ein weiteres Band zu Sam durchschnitten.Das empfand meine Mutter wohl mit Sicherheit auch so. Ich lud sie auf ein paar Tage zu uns ein, auch wenn sie es nie lange in unserem »quirligen Haushalt« aushielt.
    Chaotischer Haushalt traf es besser. In den Wochen, in denen die Kinder bei mir waren, spulte ich mein Programm in einem irrsinnigen Tempo ab: die Kinder zur Schule bringen, Hausaufgaben überwachen, nach der Arbeit nach Hause eilen und Spaghetti kochen und dann noch schnell eine Gutenachtgeschichte. Wenn sie im Bett lagen, arbeitete ich oft noch an einem Feature, das am nächsten Tag fällig war. Selbst fürs Fernsehen war ich zu erschöpft.
    Das alles funktionierte nur, weil Anne Marie geduldig Wäsche zusammenlegte, staubsaugte, Brote schmierte, Spielzeug wegräumte und tausend andere Dinge erledigte, die laut ihrer Aussage kein anderes Kindermädchen erledigte. Manchmal blieb sie noch auf eine Tasse Kaffee, wenn ich von der Arbeit nach Hause kam. Wir lernten unsere jeweiligen Stärken zu schätzen und die Unterschiede zu tolerieren. Manchmal

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