Cleopatra
kurzem, bei Irene Lampert in Ypern, wurde wieder einer von diesen Decknamen gebraucht: van Mierlo. Er war ungefähr genauso blond wie dein Cornelis.«
»Ich kenne keine Irene Lampert«, sagte sie schnell. »Und Cornelis arbeitet nicht mehr für Henkelman, er hat schon seit drei Jahren eine ähnliche Stelle wie Tom, bei einem Direktor von Hoogovens. Wenn er dieses Wochenende nicht dorthin zurückkehrt, bekommst du Schwierigkeiten.«
»Ich?«
»Ich würde Cor nicht wütend machen«, schnauzte sie mich an. »Er hat nicht den geringsten Grund über diese Aktion hier den Mund zu halten. Er weiß, wer ich bin. Er braucht nur ein Wort zu Henkelman zu sagen, dann kriegt Scholte Wind von der Sache. Und dann ist es völlig egal, ob ihr mein Bett gemacht habt oder nicht.«
Ich biss mir auf die Lippen. Ich konnte Betty unter Druck setzen und unter Kontrolle halten. Gegen Cornelis dagegen hatte ich nichts in der Hand. Er war zu alt, um einer von den blonden Mördern Claras sein zu können.
»1980 musstest du im Auftrag von Henkelman Clara nach Malta bringen. Stammte dieser Auftrag ursprünglich von Scholte?«
»Ja. Cleveringa weiß nicht, dass ich es war.«
»Aber er war der Grund für Claras Abreise.«
»Sie war schwanger von ihm. Er hat ihr Geld gegeben, das ist alles.«
»Woher stammte dieses Geld?«
»Von einem Schweizer Konto. Doch das habe ich erst später erfahren.«
»Von wem?«
»Von Cleopatra.«
»Was?!?« Ich räusperte mich. »Das musst du mir näher erklären.«
Sie schüttelte den Kopf. Ihr Selbstvertrauen kehrte zurück. »Nicht, bevor ich weiß, wer du bist und was genau du von mir willst.«
»Ich will, dass du mir dabei hilfst, den Mord an Cleopatra aufzuklären.«
Sie starrte mich an. Ihre Stimme überschlug sich ein wenig, als sie mich fragte: »Bist du sicher, dass Cleo ermordet wurde?«
Cleo? Ich verlor den Faden. »Cleo wurde Mitte Juni 1983 ermordet und unter dem Tennisplatz vergraben. Ich habe unwiderlegbare Beweise dafür.«
Ich sah, dass sie mir glaubte. »Gib mir einen Schluck Wasser«, sagte sie.
Ich stand auf und brachte ihr eine der Flaschen. Sie verschüttete ein wenig, als sie das Wasser in einen kleinen Becher goss.
»Wie hast du Cleopatra kennen gelernt?«, fragte ich.
Sie biss sich auf die Lippen. Ihre Stimmung schien ganz plötzlich umgeschlagen zu sein, als wäre ihr ein Unheil verkündender Gedanke gekommen. »Ich sage nichts, es tut mir Leid. Wenn ich mich zwischen Wasser und Brot von euch und einer Kugel von jemand anderem entscheiden muss, dann nehme ich eben Wasser und Brot.«
Sie war kein Genie, aber auch nicht zurückgeblieben. »Du willst damit sagen, dass du Cleo nach der Flugzeugkatastrophe lebend gesehen hast«, spekulierte ich. »Du hast nichts von mir zu befürchten.«
»Mit einer unbekannten, maskierten Person lasse ich mich auf nichts ein.«
Betty hatte Recht und mir wurde klar, dass ich kaum ein Risiko einging. Sie konnte mich unmöglich verraten, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen. Ich griff in den Wollstoff und zog mir die Mütze vom Kopf. »Mein Name ist Max Winter. Ich bin Privatdetektiv. Ich arbeite für Lonneke Cleveringa – ich untersuche den Mord an ihrer Mutter.«
»Scheiße.« Sie starrte mir ins Gesicht, das durch die Wärme rot angelaufen war. Ich rieb mir über die Wangen, die von der Wolle juckten.
»Scheiße«, sagte sie noch einmal.
»Unsere Absprache gilt weiterhin«, sagte ich. »Nur kommt jetzt noch hinzu, dass ich unter gewissen Umständen nur den falschen anonymen Anruf tätigen muss.«
»Ich habe deine Drohungen allmählich satt bis obenhin«, antwortete sie. »Du denkst wohl, ich bin verrückt. Ich habe weniger Angst vor dir als vor den Folgen dieser bescheuerten Entführung. Hast du einen Ausweis?«
Ich gab ihr meine Meulendijkkarte.
»Ich habe Lonneke manchmal zur Schule gebracht«, sagte Betty, nachdem sie sich die Karte angeschaut und sie mir wieder zurückgegeben hatte. »Sie war ungefähr zehn Jahre alt und wollte einfach nicht glauben, dass ihre Mutter mit dem Flugzeug abgestürzt war. Sie hatte eine seltsame Ansichtskarte bekommen mit dem Turm von Pisa und sie dachte, sie stammte von ihrer Mutter.«
»Sie glaubte auch, das Skelett unter dem Tennisplatz sei das ihrer Mutter. Und es ist tatsächlich so. Wir sollten keine Zeit verlieren. Es ist elf Uhr morgens.«
Sie sah überrascht und ein wenig erleichtert aus. »Ich habe gedacht, es sei schon viel später«, murmelte sie.
»Das ist so, wenn man einsam in einer
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