Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
ich bereits.«
    »Dann weißt du mehr als ich.«
    »Wie dem auch sei: Es ist aus – mit den Geschäften, den netten GmbHs, Scholte und den Jungs mit den merkwürdigen Decknamen.« Ich lachte in mich hinein. »Möglicherweise wird Tom als Einziger unbeschadet aus der Sache herauskommen. Wäre das nicht ein Witz?«
    Sie lachte kurz und verächtlich, aber ich erkannte, dass ich ein paar Mal ins Schwarze getroffen hatte, auf jeden Fall, was Tom anging.
    »Wir können es auch so regeln, dass du ziemlich lange hinter schwedische Gardinen wanderst«, sagte ich wohlwollend.
    »Du tust ja verdammt noch mal so, als wärst du von der Polizei!«
    »Du hast ja auch so getan, als wärst du bei der Polizei, als du noch jung und unverdorben warst und noch kein Zubrot in Nebenjobs gesucht hast. Aus deinen Akten ist zwar mittlerweile alles verschwunden, aber die Leute, die darüber Bescheid wissen, sind noch nicht tot. Doch das ist Schnee von gestern. Quizfrage«, sagte ich abrupt: »Der Name des Chefs deines Freundes?«
    »Meinst du Henkelman? Das ist eine Sicherheits- und Wachdienstfirma …«
    »Ich weiß, wer Henkelman ist. Cornelis ist also ein Kollege von dir?«
    »Henkelman hat mir diesen Job besorgt.«
    »Hat Cornelis auch so einen hübschen Decknamen wie ›Gullit‹ oder ›van Mierlo‹?«
    Sie schaute mich überrascht an. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
    »Und unter der Leitung von Henkelman arbeiten wir alle für …?« Sie sah mich verwirrt an. »Das ist wieder eine Quizfrage«, sagte ich langsam. »Der Preis ist eine Jeans.«
    Sie schnaubte. »Ich dachte, du wüsstest so viel.«
    Ich lehnte mich nach vorn und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Ich glaube, du hast ein kleines Problem mit deinem Verstand«, sagte ich. »Vielleicht liegt es an der Tablette, die wir dir heute Nacht gegeben haben. Davon schläft man zwar gut, aber man ist hinterher auch noch ein Weilchen etwas benebelt. Vielleicht sollten wir dir lieber eine Spritze geben, das ist guter Stoff aus Bulgarien. Nach der Injektion dauert es ein bisschen, bis du den Mund aufmachst, aber dann gibt es kein Halten mehr, die Schleusen von Ijmuiden sind gar nichts dagegen. Und danach bist du zwei Wochen krank. Ich meine, richtig krank.«
    Ich sah, wie ihre Nasenflügel bebten. Sie war keine ängstliche Frau, aber sie saß hier nackt unter einem Laken in einer gekachelten Zelle, die sich auch unter dem Schloss von Graf Dracula hätte befinden können. Sie war eine halbe Nacht lang bewusstlos gewesen und noch gehörig desorientiert. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Dass du keine Zeit zu verlieren hast. Je länger wir dich hier festhalten, desto schwieriger wird es für dich werden, deine Abwesenheit zu erklären. Tom kannst du vielleicht mit einer Ausrede abspeisen, aber was ist mit deinen Bossen? Drei Wochen weg gewesen und kein Wort von sich hören lassen? Ich denke nicht, dass sie dir das glauben werden. Ich glaube eher, dass sie dich sofort aus dem Verkehr ziehen lassen.«
    Sie zog das Laken straffer um sich und musterte meine Sturmhaube. Sie hatte starke Hände. Meine Bemerkung über ihre Bosse hatte sie getroffen.
    »Was uns angeht, ist das kein Problem«, sagte ich. »Wir haben dein Bett gemacht, du wurdest zu einer dringenden Aufgabe abberufen. Wenn du früher zu Hause bist als Tom, brauchst du natürlich überhaupt nichts zu erklären.«
    Sie biss sich auf die Lippen. »Wie spät ist es?«
    Ich stand auf. »Weißt du was? Denk mal einen Tag drüber nach.« Ich nahm meinen Klappstuhl und ging zur Tür. »Jetzt warte doch mal!«, rief sie wütend. »Ich arbeite für Scholte, aber ich brauche nichts anderes zu tun, als den Laden im Auge zu behalten!«
    »Weiß Cleveringa davon?«
    »Nein.«
    »Und Tom?«
    »Tom hat von gar nichts eine Ahnung.«
    Mir wurde warm unter der Sturmhaube. In einer Kühlzelle ohne Kühlung konnte es ganz schön stickig werden. In der Decke befand sich zwar ein Gitter für die Luftzufuhr, aber es hätte mich nicht gewundert, wenn die Elstern sich inzwischen ein Nest darauf gebaut und damit die Frischluftversorgung abgeschnitten hätten.
    »Man hatte dir bei der Polizei noch nicht gekündigt, da hast du schon für Henkelman gearbeitet«, sagte ich. »Und ein paar Monate später vertraute man dir die Aufgabe an, Clara Mending nach Malta zu eskortieren.«
    »Das ist kein Verbrechen.«
    »Ich rede von Mord und von Männern mit Decknamen.«
    Sie erwiderte ungerührt meine Blicke. »Mit Mord habe ich nichts zu tun.«
    »Und vor

Weitere Kostenlose Bücher