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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Hände einer Person, die nicht durch und durch vertrauenswürdig ist.
    Der Rest war unwichtig. Ein wenig Privatpost, Briefe von Toms Mutter, die sich fragte, wo die Enkelkinder blieben, Einladungen zu Marinesoldatentreffen, Kontoauszüge, Gehaltsabrechnungen, Haushaltskostenaufstellungen und Fixkostenbelege sowie eine ordentliche Finanzbuchhaltung. Wenig Persönliches von Betty, außer nichts sagenden Ansichtskarten aus diversen exotischen Ländern von einer Stewardess bei der KLM.
    »Hat deine Freundin in der Personalabteilung eine Möglichkeit gefunden, Informationen über Betty zu bekommen?«, fragte ich Nel.
    Sie schüttelte den Kopf. »Vielleicht gibt es die inzwischen nicht mehr.«
    »Du meinst, dass jemand die Akte vernichtet hat?«
    »Oder du irrst dich.« Nel hob herausfordernd den Kopf. »Möglicherweise hat sie einfach den Dienst quittiert, weil sie anderswo mehr verdienen konnte. Oder sie wollte höher hinaus, genau wie du.«
    Ich lachte in mich hinein. »Betty hat Tom 1983 geheiratet, kurz bevor er die Stelle bei Cleveringa antrat.«
    »Das ist mir nicht entgangen. Und wer ist dieser Liebhaber?«
    »Cornelis van Berkel, Sicherheitsberater.« In der Brieftasche befanden sich ein Führerschein, eine Kreditkarte von der ABN-Bank und ein wenig Bargeld. Keine losen Papierchen, keine alten Rechnungen, keine Fotos. Cornelis konnte jederzeit von der Polizei angehalten und durchsucht werden. Wenn es etwas Ungesetzliches gab, befand es sich in seinem Kopf und nicht an seinem Körper – außer der Walther, aber für die besaß er zweifellos einen Waffenschein.
    »Sicherheitsberater!« Nel schnaubte. »Steht da nicht bei welcher Firma?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wenn Betty absichtlich mit Tom verkuppelt wurde, ist sie nicht so dumm, hier etwas Persönliches aufzubewahren.«
    Meiner Erfahrung nach hoben Kriminelle manchmal gewisse Dinge als Rückversicherung auf – Akten, Bandaufnahmen oder Briefe, mit denen sie zurückschlagen konnten, wenn sie von ihrem Chef übers Ohr gehauen wurden oder ihr Leben in Gefahr geriet.
    »Vielleicht irgendwo anders«, schlug ich wenig überzeugend vor.
    Nel schaltete den Computer aus. »Was hältst du von Tom? Wenn er eine völlig weiße Weste hat, gab es keinen Grund für ihn, sich mit Betty verkuppeln zu lassen.«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Er brauchte es doch nicht unbedingt zu wissen. Betty ist sexy genug. Wetten, dass sie sich schon in der Zeit kennen gelernt haben, als Tom für diesen Posten ausgewählt wurde? Helene ist der Meinung, sie hätten extra wegen der Stelle geheiratet. Verheiratet zu sein gehörte zu den Bedingungen.«
    Nel nickte. »Könnte sein. Tom möchte die Stelle gern haben, aber er muss verheiratet sein. Da taucht ein nettes Mädchen auf, noch dazu mit Polizei-Erfahrung, genau das, was er sucht. Zack, bumm. Und hier werden wir nichts finden.«

 

11
     
    Das alte Kühlhaus stand hundert Meter vom De Groot Autopalast entfernt in einem kleinen, verwilderten Obstgarten, der an einer wenig befahrenen Seitenstraße lag. Es gehörte Willem, weil es sich nun einmal auf dem Grundstück befand, das er damals gekauft hatte, um seine riesige Autohalle darauf zu errichten.
    Viele Dörfer besaßen früher solche Kühlhäuser, als die Bauern und andere Landbewohner noch keine Kühltruhen in der Waschküche stehen hatten. Man konnte einzelne Kühlfächer mieten, um seine tiefgefrorenen Stangenbohnen und Schweinekoteletts darin aufzubewahren. Meistens handelte es sich um kleine, fensterlose Backsteingebäude, in denen sich eine Reihe gekachelter Kühlräume befand sowie ein Mittelgang mit kleineren Fächern für die Privatbenutzer. Diese Kühlhäuser sind inzwischen größtenteils abgerissen worden, aber hier und dort steht noch ein vergessenes Exemplar in der Landschaft herum, aus dem die Kühleinrichtung und die Fächer natürlich längst entfernt wurden. Manchmal werden sie als Schuppen oder Schweinestall benutzt.
    Ich parkte meinen BMW in Höhe des Autopalasts und spazierte hinüber. Das Gebäude lag zwanzig Meter von der Straße entfernt und war zwischen den verwilderten Brombeersträuchern und halb abgestorbenen Apfelbäumen kaum zu erkennen.
    Gerrit saß auf einem Klappstuhl in der Sonne und hielt Wache, ausgerüstet mit einer Thermoskanne Kaffee und einer Autozeitschrift.
    »Ihr habt mir wirklich nicht zu viel versprochen«, sagte ich.
    Er öffnete die schwere Tür und ließ mich hinein. Wir betraten einen breiten, rechteckigen Raum, in dem sich früher

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