Cleopatra
Mühe gemacht habe, mit dieser schönen Helene einen vernünftigen Ehevertrag zu vereinbaren. Es bereitete ihr großes Vergnügen.«
»Der süße Geschmack der Rache.«
»Sie sorgte dafür, dass er wusste, dass er eine Doppelehe einging«, sagte Betty.
Ich schüttelte den Kopf. »Aber er hätte sich einfach dumm stellen können. Sie hatte mehr gegen ihn in der Hand als nur Bigamie, wenn sie eine solche Bedrohung für ihn darstellte, dass sie ermordet werden musste.«
»Das hatte sie auch.«
»Hast du ihr die nötigen Mittel in die Hand gegeben?«
»Nein, ich hielt sie nur auf dem Laufenden. Von mir wollte sie auch alles über Lonneke wissen und wie es ihr ging. Ich glaube, dass sie ihre kleine Tochter sehr vermisste.«
»Aber …«
Sie sah meine Verwirrung. »Sie hatte Zugang zum Computer von Scholte. Es hatte mit dieser alten GmbH zu tun, dem ›Belegten Brötchen‹. In diesem Computer war alles drin, die Buchhaltung und die Zahlungen an Henkelman für die Drecksarbeit in Italien. Sie behauptete, sie habe genug in der Hand, um die Karriere des neuen Ministers zu beenden und ihn hinter schwedische Gardinen zu bringen.«
Ich lehnte mich zurück. »Ich fange an zu verstehen, warum du so gerne mit ihr zusammengearbeitet hast«, sagte ich spöttisch. »Abgesehen von dem Geld natürlich.«
»Na und?« Betty war eine praktische Frau. »Ich sichere mich eben gerne ab. Tom geht kein Risiko ein, er weiß von nichts. Ich dagegen gehe Risiken ein. Ich habe für sie gearbeitet. Kein Mord, nie im Leben. Aber wenn die Sache schief geht, möchte ich auch lieber auf der richtigen Seite stehen.«
»Du könntest sie auch warnen.«
Sie erwiderte gleichmütig meinen Blick. »Ich weiß sehr genau, was ich kann und was ich nicht kann«, erwiderte sie nüchtern. »Wenn ich sie warne, versprechen sie mir ein Vermögen für den Tipp. Und wenn ich dann komme, um mir das Vermögen abzuholen, kriege ich eine Kugel in den Kopf. Warum sollten sie Cleo ermorden und mir die Möglichkeit geben, es zu verraten?«
Sie hatte natürlich Recht.
»Wann hast du Cleopatra zuletzt gesehen?«
»Im Mai 1983. Ich war ihre einzige Kontaktperson, da entsteht doch schon so etwas wie …«
»Freundschaft?«
Sie biss sich auf die Lippen. »Na ja, sagen wir mal, es wird etwas persönlicher.«
Ich beobachtete sie. Das Verhältnis der beiden müsste mir etwas über Cleopatra verraten können, die für mich noch immer eine große Unbekannte war. Cleo hatte sich mit Clara angefreundet, was in vieler Hinsicht ungewöhnlich war, also warum nicht auch mit Betty? Vielleicht hatte Cleopatra nie richtige Freundinnen gehabt, war immer einsam gewesen, weil ihre Mitmenschen in erster Linie versuchten, sie, die Tochter aus reichem Hause, auszunutzen. Vielleicht war Clara, bevor sie Cleo mit Cleveringa betrog, einfach nett zu ihr gewesen. Und Betty stellte zudem eine Art Strohhalm dar, an den sie sich in ihrer Einsamkeit klammerte, ein Anker, der sie in Kontakt mit ihrer Vergangenheit hielt und mit der Welt, aus der sie kam. Und mit ihrer Tochter.
Wie hatte sie gelebt, nach der Zeit mit Boerman? Einsam und anonym, in einem Hotelzimmer ihren Groll schürend, mit keinem anderen Gedanken im Kopf als dem verzehrenden Hass auf den Mann, der ihr Geld gestohlen und ihr Leben ruiniert hatte?
»Worüber habt ihr beim letzten Treffen gesprochen?«
»Cleo war der Meinung, der Zeitpunkt der Rache sei gekommen. Cleveringa sollte Minister werden. Alle Zeitungen brachten Artikel über ihn, veröffentlichten Fotos, berichteten von seiner Vergangenheit und darüber, dass seine erste Frau auf so tragische Weise verunglückt war. Cleo war aufgebracht über seine Krokodilstränen. Sie wollte seinen Ruf und seine Karriere zerstören.«
»Dachte sie nicht daran, was es für ihre Tochter bedeuten würde, wenn ihr Vater im Gefängnis säße?«
»Sie hatte vor, Lonneke mitzunehmen und das Land zu verlassen, sobald sie alles hinter sich hatte.«
»Sagte sie auch, wann sie zuschlagen wollte?«
»Nein, aber sie liebte es dramatisch. Ich glaube, sie wollte es zum Zeitpunkt seiner Ernennung zum Minister tun. Sie hatte einen Plan. Vielleicht wollte sie eine Pressekonferenz geben und einen Staatsanwalt dazu einladen, so etwas in der Art hätte ich mir gut bei ihr vorstellen können.« Betty schüttelte den Kopf. »Sie war sehr angespannt, die ganze Angelegenheit wurde allmählich reichlich verbissen. Ich sagte ihr, sie solle um Gottes willen vorsichtig sein. Sie lachte darüber, aber es
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