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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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die einzelnen Kühlräume befunden hatten. Die rechte Außenmauer bestand aus grauen Backsteinen mit kleinen Fenstern aus dickem, undurchsichtigem Glas, durch die ein schwacher, kalter Lichtschein fiel. In die Wand gegenüber waren schwere Tresortüren mit kleinen Kontrolllämpchen und vertikalen Handgriffen eingelassen, die an altmodische Kühlschränke erinnerten. Neben einer dieser Türen stand die Reisetasche mit Bettys Kleidung.
    »Der Mann ist da drin.« Gerrit wies mit einer Kopfbewegung auf eine andere Tür weiter hinten und gab mir die Sturmhaube zurück, die ich van Berkel übergestülpt hatte. Ich zog sie mir wieder über den Kopf, bevor ich zu der Tür ging und durch die Glasscheibe hineinschaute. Der Raum wurde von einer Lichtquelle an der Decke beleuchtet. Van Berkel saß auf einer zusammengefalteten Decke in der Ecke, die Arme um die Knie geschlungen. Er wirkte ungerührt und gleichgültig, falls man das von jemandem behaupten konnte, der schlief.
    Gerrit hatte sich ebenfalls die Sturmhaube übergezogen und wartete vor Bettys Tür. Ich vertraute ihm meine Pistole an und er reichte mir seinen Klappstuhl.
    »Lass dich kurz sehen, dann weiß sie, dass wir zu mehreren sind«, sagte ich.
    Betty sprang geschmeidig auf, als Gerrit die Tür öffnete und mich hineinließ. Die Decke glitt ihr von den Schultern, aber sie ergriff das Laken und zog es fest um sich. Unten schauten ihre bloßen Füße und Knöchel heraus.
    Gerrit hatte den Fußboden gekehrt, eine Matratze hingelegt und für einen Plastikeimer mit Deckel gesorgt. Die weißen Kachelwände waren schmutzig und an der Decke hingen Spinnweben, wobei man sich unwillkürlich fragte, wie die Spinnen hier hereingekommen waren. Die Zelle war drei Meter lang und etwas weniger breit. Sie hatte keine Fenster. Wie in der Zelle des Mannes befand sich auch hier eine Lampe hinter einem Gitter an der Decke. Darunter waren verchromte Stangen angebracht, an denen früher halbe Schweine an Fleischerhaken gehangen hatten. An einer Wand stand ein Pappkarton mit zwei Plastikflaschen Wasser, Papierbechern und einer Tüte mit trockenen braunen Brötchen. Wasser und Brot.
    »So, Betty«, sagte ich. »Das ist doch mal was anderes als Malta.«
    Ich sah, dass sie darauf reagierte, aber sie hatte sich schnell wieder unter Kontrolle. »Malta?«
    »Im Sommer 1980? Das Jahr der großen Ereignisse?«
    Wahrscheinlich hatte sie vor zwanzig Jahren auch schon so wachsam und gefährlich ausgesehen, was Johann Metz zu der Beobachtung veranlasst hatte, sie habe eher einer Leibwache geähnelt als einer Gesellschafterin.
    »Ich weiß nicht, wer du bist, aber das hier wird dich teuer zu stehen kommen«, sagte Betty.
    »Nun, vielleicht sollten wir mit dem Abrechnen noch ein bisschen warten. Setz dich.« Ich deutete auf ihre Matratze. »Wie die Chinesen sagen: Wer auf dem Boden schläft, kann nicht aus dem Bett fallen.«
    Ich klappte den Stuhl auf und hielt ihn mit beiden Händen fest. Ich sah, dass sie einen Hechtsprung erwog. »Wir können es auch auf die nette Art regeln«, sagte ich. »Du kannst es dir aussuchen.«
    »Ich will mich waschen und anziehen.«
    »Du bist Liesbeth de Beus, geborene Barends, und du bist lange genug im Geschäft, um die Regeln zu kennen. Erst reden wir, und wenn ich mit unserem Gespräch zufrieden bin, bekommst du deine Kleidung. Vielleicht darfst du sogar wieder nach Hause, ob mit deinem Freund Cornelis oder ohne. Tom kommt heute Abend ahnungslos nach Hause. Wo ist Betty? Vielleicht haben wir ein paar hübsche Fotos gemacht, bevor ihr wach geworden seid, aber dir ist wahrscheinlich klar, dass es hierbei nicht in erster Linie um dich geht. Was mich betrifft, kannst du von mir aus bei deiner kranken Mutter gewesen sein. Setz dich.«
    »Wenn es nicht um mich geht, was mache ich dann hier?«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass dir das nicht längst klar ist.«
    Ich sah, wie sie fieberhaft überlegte. Dann lachte sie spöttisch und ließ das Laken demonstrativ ein Stückchen von ihrer Schulter gleiten, während sie gelenkig in die Hocke ging und sich auf die Matratze setzte.
    Ich lächelte unter meiner Sturmhaube und sagte: »Aus diesem Grund bist du jedenfalls nicht hier.«
    Sie bedeckte ohne Eile ihre nackte Brust. Ich stellte den Stuhl hinter mich und setzte mich darauf. Dann steckte ich die Hände in die Taschen meines Jacketts und schaltete mit der rechten unauffällig einen Minirekorder ein.
    »Es ist eine Art Quiz«, sagte ich. »Und die meisten Antworten kenne

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