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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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konnte ich nicht einfach irgendwo anhalten, deshalb bog ich in eine Seitenstraße ein und parkte auf dem einzigen freien Stück, das ich finden konnte, vor einem Schild mit der Aufschrift EINFAHRT FREIHALTEN.
    »Was haben wir vergessen?«
    »Die Sachen von Cleo. Sie muss doch Beweismaterial gesammelt haben, um Cleveringa fertig zu machen.«
    »Daran habe ich durchaus gedacht«, erwiderte ich.
    Nel ignorierte es. »Ich höre gerade das Band von deinem Gespräch mit Betty ab. Sie hat Berichte an eine Postfachadresse geschickt. Wo befand sich diese Adresse?«
    »Habe ich vergessen zu fragen.«
    »Du bist mir ja ein schöner Detektiv!«
    »Hör mal«, sagte ich frustriert. »Diese Sachen liegen nicht in einem Postfach. Vielleicht hatte sie sie bei sich; in diesem Fall hat Scholte alles vernichtet.«
    Nel protestierte mit einem zischenden Geräusch. »Cleo war nicht dumm. Sie hat die Sachen sicher versteckt, mit dem Auftrag, sie im Falle ihres Ablebens an die Königin oder wen auch immer zu schicken.«
    »Ja, aber nach wessen Tod?«, erwiderte ich ungeduldig. »Sie konnte schlecht sagen, sie sollten nach dem Tod von Cleopatra Cleveringa geöffnet werden, denn die war schon tot.«
    »Sie brauchte ja nicht zu sagen: nach meinem Tod«, sagte Nel dickköpfig. »›Hören Sie, Meneer, wenn ich dieses Päckchen innerhalb von einem Monat nicht abholen komme, schicken Sie es dann bitte an die und die Adresse?«‹
    Daraufhin war ich erst einmal still. »Aber es ist nicht abgeschickt worden«, sagte ich dann lahm.
    »Dann ist es noch dort, wo sie sich versteckt hatte, und zwar in der Nähe dieses Postfachs.«
    Ich schaltete den Motor aus.
    »In diesem Päckchen steckt das Mordmotiv«, behauptete Nel hartnäckig. »Wir haben die Leiche, den Ort, die Gelegenheit. Wenn wir das Motiv haben, und ich meine damit etwas Schwerwiegenderes als Bigamie oder eine schwangere Geliebte, dann haben wir auch den Mörder. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »Scholte hat bestimmt auch daran gedacht. Er brauchte nur eine Hotelrechnung oder den Kassenbon eines Geschäfts bei Cleo zu finden, um dahinter zu kommen, wo sie sich versteckt gehalten hatte. Er hätte zehn von Henkelmans Leuten darauf ansetzen können.«
    »Sie haben dieses Postfach aber nicht gefunden, sonst wären sie auch auf Betty gekommen. Max, mach doch noch diesen einen Versuch, bevor du zu Meulendijk gehst. Dahin warst du doch unterwegs?«
    Das musste ich zugeben. »Er hat die nötigen Beziehungen, um die Justiz einzuschalten, bevor Scholte und Cleveringa Wind von der Sache bekommen und sich absetzen.«
    »Frag Betty, wo dieses Postfach war. Es kann dich höchstens einen Tag mehr kosten.«
    Jemand tickte an mein Seitenfenster. Ich drückte auf den Knopf für den Fensterheber und beugte mich über den Beifahrersitz.
    Eine wütende Oma steckte den Kopf durch das geöffnete Fenster: »Hier können Sie nicht parken! Mein Mann muss gleich hier rein!«
    »Ich bin sofort wieder weg«, versprach ich.
    »Das Schild hängt doch nicht umsonst da«, schimpfte sie.
    »Stimmt, Mevrouw. Es tut mir sehr Leid. Soll nicht wieder vorkommen.«
    Ich schloss das Fenster, notierte Bettys Telefonnummer und versprach Nel, dass ich sie zurückrufen würde.
    Ich dachte mir eine Ausrede aus für den Fall, dass Tom ans Telefon gehen würde, aber ich hatte Betty am Apparat.
    »Betty, hier ist Max«, sagte ich. »Bist du allein?«
    »Höchstens eine Minute«, antwortete sie. »Was willst du?«
    »Nur eine Kleinigkeit. Die Nummer von diesem Postfach und die Adresse, wo du die Berichte …«
    »Postfach Nummer zwölf in Milsbeek.«
    »Wo liegt Milsbeek?«
    »Keine Ursache«, sagte sie mit einer Freundlichkeit, die unüberhörbar für die Ohren von jemand anderem bestimmt waren, und legte auf.
    Ich rief Nel an und erzählte ihr, was ich erfahren hatte. »Milsbeek liegt im äußersten Zipfel von Limburg«, sagte Nel, »und ich fahre mit. So kann ich dir Gesellschaft leisten und helfen, Missverständnisse zu vermeiden.«
    »Was für Missverständnisse?«
    »Du kannst es auch Nachlässigkeiten nennen«, sagte sie. »Außerdem habe ich die Namen aus dem Adressbuch überprüft. Weißt du, worum es geht? Schlicht und einfach Devisenschwindel.«
    Nel erklärte es mir, als wir in Richtung Süden fuhren. »Stell dir vor, du würdest es schon eine Woche vorher von einem Insider der Zentralbank erfahren, wenn der Thailändische Baht um zehn Prozent sinkt. Dann kannst du zum Beispiel short gehen, wie man das nennt. Du nimmst schnell

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