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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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ein Festzelt.«
    »Ja, aber wir hatten schlechtes Wetter, deshalb fand das Fest drinnen statt.«
    »Hast du den Tennisplatz gesehen?«
    »Als wir unsere Runde über das Gelände machten, mittags um zwölf, zusammen mit einer blonden jungen Frau, der Ehefrau des Chauffeurs.«
    »Liesbeth? Betty?«
    »Kann sein.«
    »Kannst du dich noch an den Tennisplatz erinnern?«
    »Nicht so richtig, nein. Die Baustelle lag offen. Wenn man das Gelände kontrolliert, achtet man auf andere Dinge. Wir sind daran vorbeigelaufen, auch an der Mauer und am Fluss entlang. Henk kontrollierte den Teepavillon am Ufer. Das war ein schwacher Punkt, deshalb musste dort jemand postiert werden, um verirrte Ruderboote oder dergleichen abzufangen.«
    »Aber es verirrte sich niemand?«
    »Nein.«
    »Also muss jemand an dir vorbeigekommen sein.«
    »Der Mörder?«
    »Oder das Opfer, falls der Mörder bereits anwesend war.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich kann mich an nichts Verdächtiges erinnern. Dreißig oder vierzig Fahrzeuge. Sie standen bis draußen am Straßenrand.«
    Alles stimmte. Er tat wirklich sein Bestes, um sich diesen Tag wieder vor Augen zu rufen, und benutzte kleine Details als Griffe, an denen er sich im Tunnel seines Gedächtnisses entlanghangelte.
    »Kamen Nachzügler?«
    »Um halb vier waren die meisten eingetroffen. Auch ein Fernsehteam war gekommen, mit einem Sendewagen, der genau vor der Eingangstür stand. Der Regen hielt den ganzen Tag an.«
    »Hatten alle eine Einladung?«
    Er runzelte die Stirn.
    »Wenn du dich nicht mehr von selbst daran erinnern kannst, bist du als Zeuge für mich nutzlos«, sagte ich. »Ich kann es dir nicht suggerieren, denn in diesem Fall wischen sie vor Gericht den Fußboden mit dir auf.«
    »Warum sollte ich denn aussagen müssen?«
    »Du oder Jan Mosling.«
    »Jan war nicht dabei.«
    »Wobei?“
    »Du suchst doch nach einer Person ohne Einladung?«
    Ich lachte in mich hinein. Er hatte natürlich schon darüber nachgedacht, seit er in der Zeitung über die Leiche unter dem Tennisplatz gelesen hatte. Was immer er auch behauptete: Er hatte hier abgesehen von seinen Rosen nur wenig mehr als seine Vergangenheit. »Ich glaube, es war so gegen vier. Das Fest war in vollem Gange, die Leute tanzten. Wo war Jan Mosling?«
    »Bei Henk im Teepavillon. Aber es gab überhaupt kein Problem mit dieser Einladung.«
    »Du kannst dich also noch daran erinnern?«
    »Ich kann mich sogar noch an ihren Namen erinnern, und zwar, weil sie zufällig genauso hieß wie meine erste Freundin. Lettie Boerman.«
    »So hieß sie also?«
    »Nein, ihr Vorname war nicht Lettie. Aber sie sah Lettie sogar vom Profil her ähnlich. Sie trug einen Hut mit einem kleinen Schleier dran – wie nennt man die noch?«
    »Einen Voile.«
    »Genau.«
    »Was genau ist geschehen?«
    Verheul lehnte sich zurück und schloss die Augen. »Es goss in Strömen. Ein Auto kommt an, ich nehme meinen Schirm und gehe hin.«
    »Was für ein Auto?«
    Er schüttelte den Kopf. »Eine Frau am Steuer. Sie möchte durch, sie hat keine Einladung, ist aber eine Freundin des Hauses. Ich frage sie, ob sie sich ausweisen kann. Sie gibt mir ihren Führerschein. Clara Boerman. So hieß sie. Sie hebt ihren Schleier, damit ich ihr Gesicht mit dem Foto vergleichen kann. Ich habe sie noch gefragt, ob sie zufällig mit den Boermans aus Assen verwandt sei, wo Lettie herkam.«
    »Was antwortete sie?«
    »Sie habe keine Verwandten in Assen. Sie wollte durchfahren. Ich sagte ihr, sie solle einen Moment warten. Ich rufe Dusenberg über das Sprechfunkgerät. Er sagt, warte einen Moment, es kommt gleich jemand. Kurz darauf kommt dieser Freund des Ministers; ich kann mich an seinen Namen nicht mehr erinnern.«
    »Barend Scholte?«
    »Kann sein. Er winkt mir zu, steigt zu der Frau ins Auto und sie fahren durch das Tor.«
    »Kannst du dich daran erinnern, wie Frau Boerman reagierte?«
    »Nein.«
    »Ich nehme mal an, du hast auf ihrer Seite des Autos gestanden?«
    »Ja, aber sie saß drin … Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, der Mann stieg ein und sie fuhren los.«
    »Scholte musste seinen Schirm zuklappen, die Autotür öffnen – er wird doch irgendetwas zu ihr gesagt haben?«
    »Nicht dass ich wüsste. Ich kann mich an die Frau nur deshalb erinnern …«
    »Weil sie deiner Freundin ähnlich sah?«
    Er presste die Kiefer aufeinander. »Nein. Weil dort zu der Zeit jemand ermordet und vergraben wurde, ohne Kopf und Hände. Ich habe in meiner Dienstzeit einiges erlebt, aber so etwas

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