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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Flugzeugabsturz las. Außerdem ist sie nicht spurlos verschwunden, du vergisst die Karten mit ›Lieb und Lück‹.«
    »Ziemlich spurlos jedenfalls. Zumindest kann sie es nicht sein, die 1983 unter dem Tennisplatz begraben wurde.«
    »Du brauchst es mir nicht unter die Nase zu reiben.« Ich hatte Gert auf dem Rückweg von Ypern angerufen, damit er sicherheitshalber die Röntgenaufnahme vom Knochenbruch noch einmal durch die Mühlen der belgischen Krankenhäuser wandern ließ, mit besonderem Augenmerk auf das von Ypern, doch wenn Irenes Geschichte stimmte, würde dabei kein gebrochenes Bein von Clara Mending-Deleye herauskommen.
    »Die eine ist bei einem Flugzeugabsturz umgekommen, die andere ist auf Malta oder war es jedenfalls 1990«, sagte Marga. »Außerdem kannst du jetzt sowieso damit aufhören, denn der Fall ist gelöst.«
    »Überhaupt nichts ist gelöst!«
    »In der Zeitung wurde behauptet, die Polizei habe offiziell erklärt, das Skelett stamme von dem Opfer eines Serienmörders.«
    »Was?!?«
    Im schummrigen Licht des Halbmonds konnte ich ihr Gesicht nicht erkennen, aber ich kannte die Mischung aus Schadenfreude und Mitleid, mit der sie die Augenblicke für nette Überraschungen auswählte.
    »Ein Foto vom Tennisplatz war dabei, die Arbeiten können wieder aufgenommen werden, erleichterter Kommentar von der Frau des Hauses, die hofft, die ganze Sache so schnell wie möglich vergessen zu können.«
    »Haben sie die Identität der Leiche festgestellt?«
    »Der Mörder hat Details verraten und einen Vornamen genannt. Sie haben ihn nicht erwähnt, aus Rücksicht auf die Angehörigen.«
    »Hugo Balde ist ein Irrer.«
    »Kann schon sein, aber ich hatte jedenfalls den Eindruck, dass für die Polizei die Sache erledigt ist und sie auch froh darüber sind.«
    Ich schwieg.
    Mir war klar, warum Meulendijk Kontakt mit mir aufnehmen wollte. Etwas war faul an diesem Fall, das war es von Anfang an gewesen. Ich hatte nichts, außer dem unbefriedigenden Gefühl, dass sich die verschiedenen Elemente wie aus einem abstrakten Gemälde um mich herum bewegten. Ich begann, einige dieser voneinander losgelösten Elemente wieder zu erkennen, ohne sie aber in ein Muster einpassen zu können. Dank Balde hatten die Justizbehörden jetzt offenbar eine übersichtliche Heidelandschaft darüber gemalt, zur Freude aller Betroffenen, und Meulendijk war bereit, ebenfalls einen Strich darunter zu ziehen. Er war nicht der Mann, der seine Kunden für eine sinnlose Untersuchung bezahlen ließ.
    »Hast du eigentlich schon mal mit der Tochter gesprochen?«, fragte Marga.
    »Lonneke? Sie war damals acht, als ihre Mutter umkam.«
    »Achtjährige Mädchen sehen mehr, als du denkst.«
    »Meinst du?«
    »Was soll das heißen: Meinst du? Ich bin schließlich selbst mal acht Jahre alt gewesen.«

 
4
     
    L. WOLFFRAAT stand auf dem Briefkasten unten an dem luxuriösen Apartmenthaus.
    Ich war auf direktem Weg nach Huizen gefahren, weil ich noch eine Weile einen Bogen um meinen Anrufbeantworter mit Meulendijks Stimme darauf machen wollte. Marga vertrug keinen ständigen Mitbewohner, gestand mir aber so viel Platz in einem ihrer Schränke zu, dass es gerade genug war für eine ausreichende Menge sauberer Hemden, Socken und Unterwäsche plus einem Reserveanzug, um notfalls jederzeit frisch und sauber auf der Bildfläche erscheinen zu können.
    Ich nahm den Lift in den dritten Stock mit Aussicht auf die Surfer und Segelboote auf dem Ijsselmeer.
    Eine junge Frau öffnete mir die Tür. Durch ihre Körpergröße und eine feminine Version der Ofenrohr-Nase von Cleveringa brauchte ich mich nicht lange zu fragen, ob es sich um Lonneke handelte. Ihr knochiges Gesicht erinnerte mich an die dreißigjährige Meryl Streep. Man hätte sie sich aber auch in einem englischen Film beim Pferderennen vorstellen können. Sie trug ein elegantes, gauloisesblaues Ensemble mit einem knielangen Rock und passender Kostümjacke und hatte sorgfältig Make-up aufgelegt, als habe sie gerade ausgehen wollen. In der Wohnung ertönte das Geräusch eines Staubsaugers.
    »Frau Wolffraat? Cleveringa?«
    »Ja?«
    »Mein Name ist Max Winter, ich komme vom Büro Meulendijk.«
    Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. »Oh.«
    Ich begriff, was ihre Reaktion bedeutete; es sei denn, sie hatte mit Helene oder ihrem Vater gesprochen. »Ich würde mich gerne mit Ihnen unterhalten, über äh …«
    Sie unterbrach mich. »Einen Augenblick bitte.«
    Sie legte die Hand ans Gesicht und presste genau wie

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