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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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schüttelte mich aus meiner Betäubung. Marga kam zwischen den dunklen Schatten am Ufer hervor.
    Der junge Mann erreichte einen kleinen Lieferwagen, der unter einem Baum geparkt war. Er balancierte die Kiste auf einem Knie, während er mit der freien Hand die Heckklappe öffnete, um den Wein hineinzustellen. Er schloss die Klappe, stieg ein und startete den Motor. Als er zurücksetzte, konnte ich den Text auf der fensterlosen Seite lesen, bevor der Lieferwagen in einer Wolke von aufgewirbeltem Staub an der Ostseite des Ufers verschwand: IRENE HOLIDAY APTS.
    Ich spürte Margas Hand auf meinem Arm. »Geht’s dir gut?«
    »Ja.«
    »Du siehst ja aus, als hättest du das göttliche Monster gesehen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Welches Monster?«
    »Marsagharalla.« Sie kicherte. »Die sind alle katholisch getauft, verstehen Englisch und fahren links, weil sie zum Empire gehört haben, nun ja, außer den alten Damen natürlich.«
    »Die fahren rechts?«
    »Das Marsagharalla wohnt in einer tiefen Unterwassergrotte in der Bucht. Das bedeutet auch sein Name: Buchtgrottengott. Sie wissen genau, an welchen Tagen man besser nicht in der Bucht schwimmen gehen sollte, weil sich das Ungeheuer ein Opfer holen könnte. Meistens erwischt es einen ruchlosen Einheimischen, manchmal aber auch einen zarten Touristen, der nichts von diesen gefährlichen Tagen weiß.«
    »Du meinst das tatsächlich ernst!«
    »Diese Damen meinen es ernst und ich kann es ihnen nachfühlen. Hast du vielleicht etwas Besseres herausgefunden?«
    »Ich bin auf ausgesprochen tiefe Feindseligkeit und böse Blicke gestoßen, sobald ich das Foto zeigte. Wurde Clara vielleicht dazu verurteilt, totgeschwiegen zu werden, weil sie hier womöglich nackt am Ufer entlanggewandert ist? Sie ist hier oder sie ist hier gewesen, da bin ich mir ganz sicher. Jeder kennt sie.«
    »Wenn man sie verflucht hat, ist sie vielleicht umgezogen. So ein kleiner Fluch wäre auch für mich Grund genug, wegzuziehen. Diese Weiblein sind ganz schön unheimlich.«
    Ich legte ihr meinen Arm um die Taille und ging mit ihr zu einer der Ladennischen ein Stück weiter weg, wo eine weitere Schwiegertochter Malteser Mandelgebäck, Kinnie und Eis verkaufte. Vor der Nische standen zwei Metalltischchen und ein paar Stühle unter einem verschlissenen blauen Sonnenschirm.
    Wir bestellten Eis und ich fragte die Schwiegertochter, wo ich die Irene Holiday Apartments finden könne.
    Die junge Frau lächelte und zeigte auf die linke Seite der Bucht. »Dort hinten, man kann sie von hier aus sehen. Aber wenn Sie ein Zimmer suchen, kann ich Ihnen etwas Billigeres besorgen. Mein Bruder vermietet Zimmer, gleich hier hinten, und bei ihm kosten sie nur die Hälfte. Meerblick haben sie auch.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Wir werden darüber nachdenken.«
    Ich schaute sie an, um meinen Augen im Dunkel der Nische ein wenig Ruhe zu gönnen.
    »Hast du genug vom St. Patrick?«, fragte Marga.
    »Xlendi ist eine Sackgasse«, sagte ich. »Ich könnte noch tagelang mit diesem Foto von Haus zu Haus gehen und nichts herausfinden.«
    Marga lächelte, den Blick auf die Bucht gerichtet, als würde ihr das blendende Licht trotz ihrer Linsen keine Probleme bereiten.
    »Wir haben immer noch nicht die hübschen kleinen Sandstrände gefunden, von denen im Reiseführer die Rede ist.« Sie wies mit einer Kopfbewegung zum Ostufer hinüber.
    »Und die schönen Felsenplateaus da oben mit den hübschen kleinen Blümchen.«
    »Es ist ja nur ein Strohhalm, an den ich mich klammere, und wahrscheinlich völlig unsinnig, aber du glaubst doch auch an Übersinnliches. Ich hatte ein Déjà-vu-Erlebnis, als ich vorhin ein Auto mit der Aufschrift IRENE HOLIDAY APTS. darauf gesehen habe. Vielleicht deshalb, weil mir Irene sympathisch war.«
    »Irene?«
    »Die Belgierin. Claras alte Schulfreundin. Lieb und Lück.«
    Marga fing an zu kichern. Ich weiß nicht, warum, aber ich ärgerte mich darüber.
    »Fällt dir etwas Besseres ein?«
    »Ich habe mich nur gefragt, ob ich mir so etwas aufbauen könnte. Na ja, ich meine, das könnte ich mir ja noch vorstellen.« Sie kicherte wieder. »Aber ob ich es ›Max Urlaubsbungalows‹ nennen würde?«
    Die junge Frau brachte Glasschälchen mit Eis und Früchten, die mit einer cremefarbenen Sauce übergössen waren. Marga machte sich darüber her. Sie liebt Eis. Ich schaute ihr beim Futtern zu.
    »Okay«, sagte ich beschwichtigend. »Es ist bestimmt nur ein merkwürdiger Zufall. Dann lass uns eben die hübschen

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