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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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Polizisten gesprochen hat …«
    Ich unterbrach ihn. »Welcher andere Polizist?«
    »Aus den Niederlanden. Sie war gerade nach Hause gekommen, als es schellte. Ich machte die Tür auf und es war ein Polizist in Zivil.«
    »Wie war sein Name?«
    »Van Mierlo. Er hat sich ordentlich ausgewiesen, mit einer dieser Karten mit Passfoto. Er kam aus Amsterdam, von der Kripo, sein Kollege blieb im Auto sitzen.«
    »Erinnern Sie sich daran, wie er aussah?«
    »Nein, nicht besonders gut. Er war so ein nordischer Typ, etwa vierzig, sehr freundlich. Er wollte meine Frau sprechen, es sei dringend. Ich sagte ihm, es passe gerade nicht sehr gut, aber dann kam Irene und ließ ihn herein. Ich habe sie beim Kochen abgelöst, damit sie in Ruhe mit ihm reden konnte. Sie hat hier eine halbe Stunde mit ihm gesessen.«
    »Wissen Sie, worüber sie geredet haben?«
    »Über Clara. Dieser Mann von der Kripo wusste, dass sie bereits mit Ihnen gesprochen hatte, und sagte, er würde auch selbst noch Kontakt mit Ihnen aufnehmen. Er sagte, die Ermittlungen seien praktisch abgeschlossen, sie wollten nur noch ein paar Dinge ausschließen, um absolut sicher zu sein. Er sagte auch, Irene könne die Sache getrost vergessen, da Claras Verschwinden nichts mit diesem anderen Fall zu tun habe.«
    »Hat sie erzählt, dass sie Ansichtskarten von ihr bekommen hat?«
    Leo nickte. »Ich glaube, sie hat alles erzählt, was sie wusste.«
    »Hat sie deshalb versucht, mich anzurufen?«
    »Ja …« Er hielt inne, um seine Gedanken zu ordnen. »Nein, nicht wegen des Polizisten. Ich glaube, es war, weil sie sich so nett mit Ihnen unterhalten hatte, über ihre Erinnerungen an Clara. Sie vertraute Ihnen, es war mehr etwas Persönliches. Als wir im Bett lagen, sagte sie plötzlich: ›Das möchte Herr Winter vielleicht auch gerne wissen.‹ Sie hat Ihnen eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter hinterlassen.«
    »Was für eine Nachricht?«
    »Dass sie Sie wegen dieses gebrochenen Beins sprechen wollte. Es war doch ein Skelett mit einem Beinbruch gefunden worden und Sie hatten sie gefragt, ob sich Clara je das Bein gebrochen hatte.«
    Ich spürte, wie mich Aufregung überkam. »Aber Irene hat mir doch erzählt, Clara habe sich nur einmal den Finger gebrochen.«
    »Ja, stimmt, aber es ging nicht um Clara, sondern um diese niederländische Freundin von ihr, Cleo. Die hatte sich einmal das Bein gebrochen, jedenfalls sagte Irene das.«
    Er verstummte, als er die Zweifel auf meinem Gesicht sah.
    Es klang zu unwahrscheinlich. Irene musste sich geirrt haben.
    Röntgenaufnahmen von der Fraktur hatten in sämtlichen niederländischen Krankenhäusern und Kliniken die Runde gemacht. Cleopatras medizinische Vergangenheit war lückenlos bekannt. Sie hatte sich niemals das Bein gebrochen.
    Dennoch war jemand das Risiko eingegangen, in mein Büro einzudringen und meinen Anrufbeantworter zu löschen, weil ich Irenes Bericht über Cleo nicht hören sollte. Es konnte sich natürlich auch um eine völlig andere Nachricht handeln, aber warum war Irene dann noch nicht einmal vierundzwanzig Stunden später ihrem sicheren Tod entgegen in den Ijzerkanal gefahren?
    Dieser Zufall war förmlich mit negativer Harmonie geladen. Ich habe durch eigene böse Erfahrungen gelernt, niemanden zu unterschätzen, vor allem keine Kriminellen. Manchmal kann man sich die Tatsache zu Nutze machen, dass sie sich – falls es zu lange dauert, bis sie geschnappt werden – überlegen fühlen, schlauer als die anderen, und dass sie glauben, sie seien unverwundbar. Teilweise entwickeln sie auch eine Art dreister Frechheit, die sie zu merkwürdigen, grausamen Spielchen verleitet, etwa zu dem Gebrauch von Fußballernamen in einer Sache, bei der es um einen Minister geht.
    Ich dachte an das Auto am Ende der Patteelstraat und an den Mann auf dem Platz, der, als die fahnenschwenkenden Streikenden den Blick auf ihn freigaben, anfing, einer imaginären Person zuzuwinken und anschließend im Hotel Regina verschwand. Sie waren mir gefolgt und ich war es, der sie zu Irene Lampert geführt hatte. Ich wagte es kaum, Leo anzusehen.
    »Wann sollte sich Cleo denn das Bein gebrochen haben?«, fragte ich.
    »Das muss etwa fünf Jahre, bevor sie Clara kennen lernte gewesen sein.«
    »Woher wusste Irene das?«
    »Clara hatte es ihr wohl erzählt. Sie hatte ihrer Freundin einmal vorgeschlagen, eine Woche zum Skilaufen zu fahren, aber Cleo wollte nichts davon wissen, weil sie sich dabei einmal das Bein gebrochen hatte. Stattdessen haben sie

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