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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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gegenseitig mit Kochtöpfen bewerfen und den Streit wieder beilegen können. Cleveringa war damals noch einfaches Parlamentsmitglied, kein Minister. Außenminister wurde er erst fünf Jahre später.
    Ich dachte an Lonnekes Bemerkung, dass es Cleo gewesen war, die das Geld besaß. Vielleicht wäre eine Scheidung äußerst unvorteilhaft für Cleveringa gewesen. Vielleicht verursachte Clara die Probleme, weil sie mehr wollte als nur eine Affäre. Vielleicht hatte sie die Pille absichtlich abgesetzt, um schwanger zu werden und Cleveringa die Pistole auf die Brust zu setzen. Dann war sie vermutlich bereits schwanger, als sie ihre Arbeitsstelle aufgab und nach Loosdrecht zog. Laut Irene dachte Clara, sie hätte es geschafft: Stakie würde sich scheiden lassen, damit sie beide heiraten konnten. Doch warum hielt sie ihre Schwangerschaft vor ihrer besten Freundin geheim und erzählte auch ihr nicht, wer Stakie war?
    Aber Stakie ließ sich nicht scheiden. Er kaufte sich mit einem kleinen Vermögen von Clara los und ließ sie von der Leibwache Betty ohne viel Aufhebens nach Malta abschieben, höchstwahrscheinlich mit der Auflage, dass sie für immer von der Bildfläche verschwunden bleiben müsse. Clara hatte das Glück, Johann Metz zu begegnen, wodurch sie der Bedingung leichter Folge leisten konnte. Außerdem ließ sie niemanden zurück, der sie vermisst hätte, abgesehen von ihrer Freundin Irene in Ypern.
    Zehn Jahre später wurde Clara ermordet, weil sie es gewagt hatte, ihre Isolation zu durchbrechen und Cleo um Geld zu bitten. Als das geschah, 1990, war Cleveringa bereits Minister. Trotzdem erschien mir, falls es nur darum ging, eine außereheliche Beziehung geheim zu halten, Mord ein grobes und riskantes Mittel. Es musste noch mehr dahinter stecken als nur ein Flecken auf der weißen Weste eines sauberen Ministers. Etwas in der Größenordnung eines früheren Mordes zum Beispiel oder eines schweren Falls von Korruption.
    Ich rief Gert Verhagen in der Polizeiwache Vechtstreek an.
    »Max, du wirst doch sicher Verständnis dafür haben, dass ich den Knochenbruch nicht mehr an die belgischen Krankenhäuser weitergeleitet habe. Vrijman hat mich gefragt, ob ich verrückt geworden sei.«
    »Wieso? Sind die Unterlagen aufgetaucht?«
    »Ja, im Krankenhaus von Kampen ist man sich zu achtzig Prozent sicher, dass es die richtigen sind.«
    »Was für ein Krankenhaus?«
    Er schwieg einen Moment. »Bist du auf dem Mond gewesen, oder was?«
    »Ich bin eben erst zurückgekommen. Was ist in Kampen?«
    »Da hat Irma Tilmans gewohnt, eine dreißig Jahre alte ledige Kellnerin, die seit Juni 1983 als vermisst galt. Hugo Balde hat gestanden, sie nach seinen üblichen Praktiken unter dem Tennisplatz von Buchenstein verscharrt zu haben.«
    »Das ist aber ein ganzes Ende von Kampen entfernt. Warum hat er sich den Tennisplatz ausgesucht?«
    »Muss ich ausgerechnet dir noch etwas über Balde erzählen? ›Ja, wisst ihr, irgendwo musste ich sie doch loswerden.‹«
    Ich schnaubte ungläubig. »Wie ist er dorthin gekommen und woher wusste er, dass dort ein Tennisplatz angelegt wurde, dass die Baustelle noch offen lag und …«
    »Behalt deinen Sarkasmus gefälligst für dich.«
    »Bist du allein?«
    »Ja. Ich sag dir mal, was ich denke. Du weißt, es gibt verschiedene Techniken, einen Verdächtigen zu verhören. Es kommt nur darauf an, was man erreichen will. Wenn man von oben schwer unter Druck gesetzt wird, die Ermittlungen endlich abzuschließen, und man hat zufällig einen Typen wie Hugo Balde an der Hand, der gern alles auf sich nimmt, dann kann man seine Fragen so stellen, dass er sie nur noch mit ja zu beantworten braucht. – ›Sie sind also mit ihr zur Vecht gefahren?‹ – ›War das an dem und dem Tag?‹ – ›Und da haben Sie von jemandem gehört, dass dort ein Tennisplatz angelegt wurde?‹ – Und wenn man das alles durchgekaut hat, wiederholt man es noch einmal und lässt dabei den Kassettenrekorder mitlaufen. – ›Wo sind Sie hingefahren?‹ – ›An welchem Tag?‹ – ›Wie sind Sie auf die Idee mit dem Tennisplatz gekommen?‹«
    »Der Zeuge als gelenktes Projektil. Bist du dabei gewesen?«
    »Nein. Ich kann mir allerdings gut vorstellen, dass es so gelaufen ist, weil ich weiß, dass es Druck von oben gab. Aber ich habe inzwischen andere Dinge am Hals, genau wie der Rest der Niederlande.«
    Die Stille summte einen Moment im Apparat. »Wie war das mit dem Krankenhaus?«
    »Irma hat sich einmal das Bein gebrochen. Die Fraktur

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