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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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sagte Joop auf der Rückbank.
    »Und dazu kommt noch, dass seine Frau Samstagnacht ein Baby bekommen hat«, sagte ich.
    Gerrit machte eine überraschte Bewegung und ich griff ins Lenkrad. »Halt mal hier an.«
    Joop lachte. »Dieser blöde Vorwand?«
    »Verdammt!« Gerrit schaltete den Motor aus. »Ich hätte schon fast selbst geglaubt, dass es nur ein Vorwand war.« Für einen Moment sagte er nichts.
    »Was machen wir, wenn er es ist?«, fragte Joop.
    Gerrit biss sich auf die Lippen. »Dieser Scheißkerl hat ein Kind. Ich habe eine Schwäche für Kinder.«
    »Ja, aber er ist trotzdem ein Scheißkerl«, sagte Joop. »Wir schnappen ihn uns.«
    »Vielleicht sollten wir ihn uns erst mal nur anschauen«, schlug ich vor.
    Gerrit schaute durch das Fernglas und stellte es scharf ein auf das Gartentor. Er wurde unsicher. »Ich hab dir ja gesagt, es war dunkel. Ich konnte ihn nicht besonders deutlich sehen«, erklärte er. »Vielleicht erkenne ich ihn gar nicht wieder.« Er ließ das Fernglas auf das Lenkrad sinken und hielt es mit beiden Händen fest.
    »Du brauchst ihn ja nur ein kleines bisschen zu erkennen«, sagte Joop. »Der Rest stimmt doch?«
    Gerrit drehte sich halb zur Seite. »Wir tun, was Max sagt, okay?«
    Joop nickte abwesend. »Das Baby ist zu früh gekommen«, sagte er. »Sonst würde man an dem Tag doch keinen Bruch machen.«
    »Dann muss er ein Handy dabeigehabt haben«, sagte Gerrit.
    »Handys liegen in dem Laden ja genug herum«, sagte Joop und lachte.
    »Nein, das kann nicht sein«, sagte Gerrit. »Wenn das Baby zu früh kam, hat man ihn angerufen, also hatte er garantiert sein eigenes bei sich.«
    Ausgezeichnete Schlussfolgerungen. Ich verschränkte die Arme und ließ sie reden.
    »Willst du ihm das mit den Schlössern jetzt sagen oder nicht?«, fragte Joop.
    Ich schaute Gerrit fragend an.
    »Er meint, bei deiner Freundin«, sagte Gerrit.
    »Sie ist eine nette Frau«, meinte Joop. »Aber ein paar vernünftige Schlösser hier und da könnten wirklich nicht schaden. Man könnte bei ihr Tag und Nacht an fünf verschiedenen Stellen mit zwanzig Mann einfach so rein- und rausspazieren.«
    Ich seufzte. »Ich weiß.«
    »Vielleicht ist sie einfach zu gut für diese Welt«, meinte Gerrit.
    »Da kommt jemand!«
    »Solche Menschen findet man heutzutage kaum noch«, murmelte Joop. »Die einfach glauben, die Welt sei noch in Ordnung.«
    Ein kleiner Nissan hielt vor Kaimans Haus. Gerrit nahm das Fernglas, als der Fahrer ausstieg. Er ließ es sofort wieder sinken und sah mich mit einem Blick an, als hätte ich den Verstand einer Garnele. »Der hier sieht aber eher aus wie Mike Tyson.«
    Ein kräftig gebauter, farbiger Mann schloss die Autotür ab, ging dann durch das Gartentor in Richtung Haustür und öffnete sie mit seinem Schlüssel.
    »Ich glaube, er ist Surinamer«, sagte Joop freundlich. »Kleiner Irrtum, was?«
    Einen Moment lang war ich sprachlos über meine eigene Dummheit. Alles hatte auf Bruno Kaiman hingedeutet, inklusive der Geburt in der Nacht von Samstag auf Sonntag. Das Einzige, was ich vergessen hatte zu fragen, war, wie der Mann aussah.
    »Es lag an der verdammten Geburt«, murmelte ich. »Ich dachte mir, wenn das stimmt, stimmt die ganze Geschichte.«
    Gerrit hörte sich nicht böse an, nur ein wenig traurig. »Und jetzt glaubst du nicht mehr, dass sie stimmt?«
    Ich machte eine ungeduldige Handbewegung. »Tut mir Leid, okay?«
    Ich war eher wütend auf mich als auf ihn. »Lass mich mal nachdenken.«
    Gerrit schnaubte und startete den Motor des Renaults.
    »Vielleicht sollten wir einen Schnaps trinken gehen«, sagte Joop beschwichtigend. »Wir fahren unterwegs beim Chinesen vorbei, holen was zu essen und einen Kasten Pils. Dann kann Willem gleich nach Hause fahren und wir spielen mit Marga noch ein bisschen Mah-Jongg.«
    Gerrit lenkte den Renault auf die Fahrbahn und vergaß in seiner Enttäuschung, in den Spiegel zu sehen, so dass er wegen eines VW eine Notbremsung machen musste, der trotzdem nur knapp seiner vorderen Stoßstange entkam. Der Fahrer hatte den Beinahe-Zusammenstoß noch nicht einmal bemerkt, aber Gerrit war völlig außer sich, so dass er den Motor abwürgte und der Renault durch sein Eigengewicht gegen den Bordstein zurückrollte.
    »Ganz ruhig«, sagte Joop. »Ist ja nichts passiert.«
    Gerrit starrte durch die Windschutzscheibe.
    Der VW hatte fünfzehn Meter weiter angehalten, und da kein Parkplatz mehr frei war, stellte der Fahrer den Wagen neben den von Kaiman in die zweite Reihe

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