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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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… Sie fuhr immer nach Grächen. Ich habe auf der Karte nachgeschaut, man fährt durch das Rhônetal, bei Visp in Richtung Süden durchs Mattertal …«
    »Mir ist schon klar, dass es nicht um die Ecke liegt«, sagte ich. Ich sah keine Spur von den Jungs und dachte bei mir, dass es John van Lier umso schlechter ginge, je länger sie wegblieben.
    »Das letzte Mal ist sie vier oder fünf Wochen da gewesen«, sagte Lonneke. »Dabei fuhr sie meistens nur für zwölf Tage oder so.«
    »Wann war das?«
    Endlich sah ich sie am anderen Ende des Gebüschs auftauchen. Joop hatte seine Schraubstöcke um die Handgelenke von van Lier geklemmt und ihm die Arme auf den Rücken gedreht. Gerrit ging auf der anderen Seite neben ihm und klopfte seine Kleidung ab.
    »Im Februar 1972. Sie wohnte im Hotel Grächer Hof.«
    »War dein Vater nicht dabei?«
    »Nein, Glinka sagt, er habe sie nur einmal begleitet, 1970, als sie gerade frisch verheiratet waren. Danach fuhr sie immer allein. Sie können mit dem Flugzeug nach Locarno fliegen und von da aus einen Mietwagen nehmen«, sagte Lonneke. »Ich glaube, so geht es am schnellsten.«
    »Ja, ja …«
    »Ich erstatte Ihnen die Kosten.«
    »Vielen Dank, aber …«
    »Ich wurde im August 1972 geboren«, sagte Lonneke. »Sie war also im dritten Monat schwanger mit mir.«
    Ich beendete das Gespräch und starrte die drei Männer an. Van Lier sah aus, als sei er aufs Gesicht gefallen und Joop mit seinem gesamten Gewicht auf ihn. Er wand sich vor Schmerzen, sagte aber nichts.
    »Wer war das?«, fragte Joop und zeigte auf mein Handy. »Die Polizei?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist eine zivile Verhaftung«, sagte ich zu van Lier. »Wir bringen dich jetzt zur Polizei. Da kannst du eine Erklärung abgeben …«
    »Das macht er sicher«, unterbrach mich Joop. »Nicht wahr, John? Sonst erwarten wir dich, wenn du wieder rauskommst, und machen gemeinsam einen kleinen Spaziergang.«
    »Vielleicht sollten wir den Spaziergang sofort machen«, meinte Gerrit. »Erst versucht er, mich reinzureißen, und dann will er abhauen. Bist du verheiratet?«
    Van Liers Blick wanderte verschreckt von ihm zu mir. Er ähnelte immer mehr der Beschreibung Gerrits eines mickrigen Typen. »Nein.«
    »Warum hast du dann gesagt, deine Frau würde ein Baby bekommen?«
    »Das habe ich nicht gesagt«, wehrte sich van Lier nervös. »Ich habe gesagt: die Frau des Fahrers.«
    »Jetzt lüg doch nicht, Mann«, sagte Gerrit. »Wenn du ›die Frau des Fahrers‹ gesagt hättest, hätte ich dich gefragt: ›Warum fährst du nicht selbst, Blödmann?‹«
    »Gerrit, jetzt warte mal.« Ich hob die Hand und schaute van Lier an. »Die Polizei kann dich vierundzwanzig Stunden lang festhalten, dann wirst du dem Haftrichter vorgeführt. Sie werden sich bestimmt auch für Holtrop interessieren.«
    Joop nahm beide Handgelenke von van Lier in eine Hand und ließ die andere schwer auf seiner Schulter ruhen. »Wer ist Holtrop?«
    »Der Abnehmer«, flüsterte van Lier.
    »Er meint den Hehler«, sagte ich. »Du tust dir selbst einen Gefallen, wenn du das alles hübsch erklärst. Waren noch mehr Leute dabei außer dir und Bruno Kaiman?«
    Van Lier schüttelte den Kopf.
    »Sollen wir Kaiman auch kurz abholen?«, schlug Joop vor.
    »Kaiman kriegt sowieso Besuch von der Kripo, mach dir darum mal keine Sorgen. Wir bringen jetzt diesen Typen weg, sorgen dafür, dass er seine Geschichte erzählt, und den Rest überlassen wir der Polizei. Meine Arbeit ist getan. Gerrit ist aus der Sache raus und darum ging es ja schließlich.«
    »Das war aber schnell verdientes Geld«, fand Gerrit.
    Es war schon Mitternacht, als ich nach Hause kam. Ich war noch auf einem Umweg bei Marga vorbeigefahren, wo ich die weitere Bewachung geregelt hatte. Die Jungs hatten keine Probleme mit ihrer Aufgabe und Marga genauso wenig, vorausgesetzt dass Willem ihren Volvo in Ruhe ließ.
    »Ich werde kein Wort mehr darüber verlieren«, versprach Willem, »obwohl ich ihn zu einem so guten Preis in Zahlung nehmen würde, dass du diesen hübschen Jeep Cherokee praktisch umsonst kriegen würdest.«
    Die Büroklammer saß ordentlich an ihrem Platz und auf dem Tisch lag eine Nachricht mit den Worten: Alles, was hier rumliegt, ist dein eigener Müll, N.
    Auf Schiphol hatten die Schalter noch geöffnet und nach drei Anrufen gelang es mir, für den nächsten Tag einen Flug mit Swiss Air nach Genf zu buchen und mir dort einen Mietwagen reservieren zu lassen. Die Strecke von hundertfünfzig

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