Cleopatra
und stieg aus.
»Wohl doch sauer«, murmelte Joop.
Gerrit riss mir das Fernglas aus der Hand. Der Mann blieb neben der offenen Autotür stehen und schaute über das Dach seines VW hinweg hinüber zum Haus von Kaiman. Dann bückte er sich und drückte ungeduldig auf die Hupe.
»Das ist er!«, sagte Gerrit. »Dieser Penner vom Nieuwezijds!«
»Bist du dir sicher?«
Ich guckte mir den Mann genauer an. Er war mager und ziemlich schmal gebaut, trug ein Karohemd, eine Sommerhose und Turnschuhe. Ungeduldig beobachtete er immer noch das Haus von Kaiman.
Gerrit wollte die Tür aufmachen, aber ich fasste ihn am Arm. »Warte!«
Bruno Kaiman kam aus dem Haus. Er nagte an einem gebratenen Hühnerbein, schlenderte zum Gartentor und machte mit der Hühnerkeule eine abwehrende Gebärde, als habe er keine Zeit. Er zwängte sich an der vorderen Stoßstange seines eigenen Wagens vorbei durch die parkenden Autos, bis er dicht neben dem mageren Mann stand.
Ich drehte mein Fenster herunter und hörte, wie Joop hinter mir dasselbe tat. Wir konnten nicht verstehen, was sie sagten, aber der magere Mann wirkte ungeduldig und unzufrieden und ging sichtbar gereizt zu seinem Auto zurück.
»Er haut ab!«, flüsterte Gerrit alarmiert.
»Wir folgen ihm«, sagte ich. »Warte, bis er losgefahren ist und Kaiman reingeht, bevor du den Motor startest.«
»Und wenn wir ihn verlieren?«
»Ich habe sein Kennzeichen.«
»Du wirst ihn schon nicht verlieren, Junge«, sagte Joop.
Wir konnten die aggressive Stimme des mageren Mannes hören, während er seinen Wagen anließ. Kaiman grinste ungerührt, drehte sich um und ging zwischen den geparkten Autos hindurch wieder zurück. Der magere Mann fuhr los.
»Auf geht’s«, sagte ich.
Gerrit startete den Motor und setzte den Renault in Bewegung. Kaiman war schon an seinem Gartentor angelangt, blieb aber stehen, als er das Geräusch unseres Motors hörte. Er schaute uns nach, als wir vorbeifuhren, bemerkte aber wahrscheinlich nichts Verdächtiges. Er warf das abgenagte Hühnerbein in einen Busch und ging zur Haustür.
Wir folgten dem VW, der das Wohnviertel verließ.
»Wir müssen anscheinend nicht mit ihm ins Zentrum von Amsterdam«, bemerkte Joop.
Der VW erreichte den Meteorensingel, nahm aber nicht den Cornelis Douwesweg in Richtung Innenstadt, sondern Kurs auf den Tunnel.
Das passte gut.
»Kannst du ihn überholen?«
Gerrit gab sofort Gas und zog auf die linke Spur.
»Dräng ihn im Tunnel ab. Ich steige zu ihm in den Wagen und wir folgen euch bis zu dem Parkplatz neben der alten DSM-Fabrik. Das ist hier ganz in der Nähe.«
»Du und ich folgen Gerrit, okay?«, korrigierte Joop gleichmütig.
Wir überholten den VW. »Er ist ein kleiner Einbrecher, kein Mörder«, sagte ich. »Du kannst mitkommen, wenn du mir das Reden überlässt. Du stellst dich auf seine Seite, ich steige neben ihm ein und dann setzt du dich auf die Rückbank. Kapiert?«
»Na klar. Er wird gar nicht wissen, wie ihm geschieht. Den Warnblinker an, Gerrit.«
Der VW war direkt hinter uns, als Gerrit in den kurzen Tunnel hineinfuhr und im selben Moment den Warnblinker einschaltete und bremste. Die Vorderfront des VW machte eine starke Nickbewegung, als der Fahrer in Panik auf die Bremse trat.
Joop sprang aus dem Renault heraus, noch bevor der Wagen ganz zum Stehen gekommen war.
Hinter dem VW bremste ein anderes Auto und hupte. Joop tauchte neben dem Renault auf der Seite des mageren Mannes auf. Der kurbelte sein Fenster herunter, um zu fragen, was los sei.
Ich erreichte die Beifahrerseite, winkte beschwichtigend dem ungeduldigen Autofahrer hinter uns zu und öffnete die Beifahrertür. Der Mann war völlig überrascht und dachte erst an seinen Türknopf, als es bereits zu spät war. Ich zog meine Pistole und richtete sie unauffällig auf ihn. Joop stieg hinten ein.
»Folgen Sie diesem Auto.« Ich wies mit dem Kinn auf den Renault. Gerrit schaltete die Warnblinkanlage aus und fuhr los.
Der magere Mann saß wie gelähmt hinter dem Steuer und fing an zu stottern. »Was soll das, wer seid ihr?«
Joop beugte sich nach vorn. »Du hältst den Verkehr auf.«
»Nur eine nette kleine Unterhaltung, mehr nicht«, sagte ich. »Fahr jetzt diesem Auto hinterher.«
Der Mann gehorchte. Seine Hand auf dem Schaltknüppel zitterte. Er fuhr aus dem Tunnel hinaus und bog links ab, dem Renault hinterher. Ich steckte meine Pistole zurück ins Holster. Der Wagen hinter uns raste geradeaus weiter, Richtung Dock 5 am Ij.
»Du brauchst dir
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