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Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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neugierig?«
    »Ich habe eine Ausrede erfunden.«
    Nel hielt sich die Hand vor die Augen, als sie vom grellen Licht eines entgegenkommenden Autos geblendet wurde.
    Manche Autofahrer vergessen einfach immer, das Abblendlicht einzuschalten, oder denken zu spät daran. »Ich hoffe, deine Theorie erweist sich als richtig«, sagte Nel.
    »Ich auch.«
    »Ich meine, Computerleute würden das tun, Backup-Kopien machen, meine ich, als Rückversicherung. Aber ob Leibwächter das auch tun?«
    Ich gab ein Zeichen mit meinem Blinker und wurde langsamer. Zwischen dem Gitterzaun des angrenzenden Landguts und der Mauer von Buchenstein hatte ich einen schmalen, unbefestigten Weg entdeckt, wahrscheinlich eine Durchfahrt für die Wasserbehörde Rijkswaterstaat oder andere Behörden, die an das Ufer der Vecht gelangen mussten. Durch die Buchen, deren Zweige über die Mauer von Buchenstein hingen, und die hohen Sträucher, die durch den Gitterzaun des anderen Grundstücks hindurchgewachsen waren, war der Weg kaum zu erkennen.
    In der Ferne näherte sich ein Fahrzeug, aber es war noch weit genug weg. Ich trat mehrmals vorsichtig auf die Bremse, ordnete mich in die Mitte der Fahrbahn ein und bog mit dem BMW in den Weg ab. Er war mit hohem Gras bewachsen und Zweige schleiften am Auto entlang. Im Rückspiegel sah ich, wie Gerrit auf dem unbefestigten Straßenrand anhielt und mit ausgeschaltetem Licht rückwärts in den Weg hineinfuhr. Die Lichter des Autos, das uns entgegengekommen war, huschten vorüber. Ich fuhr weiter bis in die Nähe des Ufers, wo genug Platz zum Wenden war. Mit eingeschaltetem Standlicht fuhr ich die Hälfte des Weges zurück. Dort schaltete ich alles aus.
    Nel und ich stiegen aus dem BMW aus. Der Lieferwagen stand drei Meter von uns entfernt. Joop öffnete die Heckklappe.
    Im Nachbarhaus bellte ein Hund. Wir blieben alle stehen und lauschten. Marga hat eine Theorie über Hunde: Wenn einer anfängt zu bellen, steckt er alle anderen an und eine halbe Stunde später müssen die Russen in Moskau ihre Köter mit Wodka zum Schweigen bringen.
    Dieser Hund war nicht ansteckend und hörte nach einer halben Minute wieder auf.
    Es wurde sehr still. Hin und wieder bahnte sich ein kurzer Widerschein von Licht den Weg durch die Bäume und Sträucher, wenn auf der Straße ein Auto vorbeifuhr. Niemand würde uns hier bemerken.
    Joop und Gerrit holten Alu-Ausziehleitern aus dem Lieferwagen und stellten eine an die Mauer. Gerrit kletterte hinauf und packte ein Polster aus zusammengefaltetem Sackleinen auf die eingemauerten Glasscherben. Er zog die zweite Leiter hoch, ließ sie auf der anderen Seite hinunter und band das Kissen mit einem Strick an den obersten Sprossen der beiden Leitern fest, um es an seinem Platz zu halten. Wir kletterten über die Mauer. Auf der anderen Seite hob Joop Nel spielerisch an den Hüften von der letzten Leitersprosse und ließ sie erst wieder hinunter, als sie ihm einen Tritt ans Knie versetzte. Jetzt hätten wir alle ins Gefängnis wandern können, nicht nur wegen des Tatbestands der Verdunkelung, sondern auch ganz einfach wegen Hausfriedensbruchs.
    Der Mond war nicht am Himmel zu sehen, es war bewölkt. Wenn alles seine Ordnung hatte, befanden sich Helene, Haushälterin Glinka, Lonneke und ihre Kinder im großen Haus, einem undeutlichen Koloss hinter Buchenstämmen. Nirgendwo brannte Licht. Der umgegrabene Tennisplatz war nicht zu sehen. Ich hatte keine Ahnung, in welchem Stadium sich die Bauarbeiten befanden.
    Ich spürte Nels Hand auf meiner Schulter, als ich im Schein meiner abgeschirmten Taschenlampe der Innenseite der Mauer folgte. Wir erreichten die Rückseite des Kutschenhauses. Auch hier waren alle Fenster dunkel.
    Nel wartete zwischen den Sträuchern, von wo aus sie das geschlossene, schmiedeeiserne Eingangstor, die Einfahrt und das große Haus im Auge behalten konnte, während ich Gerrit und Joop zur Hintertür brachte. Ich leuchtete kurz mit der Lampe durch eines der vier kleinen Fenster im oberen Teil der Tür. Auf der Innenseite steckte kein Schlüssel.
    Joop ging vor dem Schloss in die Hocke und ich leuchtete ihm ein paar Sekunden, so dass er einen Blick darauf werfen konnte. Es war ein altmodisches Schloss und er schnaufte leise, als wolle er andeuten, dass das kein Problem für ihn sei. Er legte zwei Fingerspitzen auf das Schloss und die andere Hand vorn auf meine Taschenlampe. Ich schaltete das Licht aus. Mit der freien Hand wühlte Joop in der Tasche an seinem Gürtel herum und spritzte

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