Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
kein Blut, die Beule würde erst noch kommen. Sie hatte kurze blonde gelockte Haare, ohne eine Spur von Grau. Sie musste über vierzig sein und kess genug, um sich einen Liebhaber zu halten. Der Mann schien im selben Alter wie sie zu sein und in mindestens ebenso guter Kondition. Wir hatten Glück gehabt, dass sie fest geschlafen hatten.
    Gerrit half mir, Betty aufs Bett zu legen. Allmählich kam sie wieder zu sich. Ich winkte Gerrit ins Badezimmer und er kam kurze Zeit später mit einem Glas Wasser zurück. Ich hatte mit der linken Hand ihre blonden Locken gepackt und schob ihr eine Tablette in den Mund, als ich sie mit den Augen blinzeln sah. Ich hielt ihr das Glas an die Lippen: »Trink!«
    Sie war zu weggetreten, um sich zu weigern. Wenn die Tablette so wirkte, wie es die Packungsbeilage versprach, würde Betty im Nu einschlafen und erst Stunden später desorientiert wieder erwachen.
    Joop drückte den nackten Mann mit einer Hand im Nacken und mit der anderen an den gefesselten Händen aufs Bett.
    Der Mann atmete schwer, weil die Pyjamahose fest um seinen Kopf gebunden war und auch seine Nase bedeckte. Ich bedeutete Joop mit einer Handbewegung, er solle warten, und winkte Gerrit zu mir in den Flur.
    Unten brannte Licht und Nel kam die Treppe herauf.
    »Alle Gardinen sind zugezogen. Was war das für ein Krach?«
    »Die Dame hatte einen Liebhaber bei sich.« Ich schaute Gerrit an. »Wir müssen ihn auch festhalten. Ist das ein Problem?«
    »Müssen sie getrennt werden?«
    »Das wäre besser.«
    Er dachte einen Moment nach. »Kein Problem.«
    Ich schaute Nel an. »Wir nehmen sie so mit, wie sie ist, aber such bitte ein paar Kleidungsstücke für sie zusammen. Du kannst reingehen, aber kein Wort.«
    Nel ging ins Schlafzimmer, fand in einem Schrank eine Reisetasche und begann, Unterwäsche und Kleidung für Betty einzupacken.
    Die Kleider des Mannes hingen über einem Stuhl. Ich durchsuchte sein Jackett, nahm die Brieftasche heraus und steckte sie in meine Innentasche. Er hatte nur wenig in den Taschen, ein Portemonnaie mit etwas Kleingeld, ein Feuerzeug, Taschentuch, Autoschlüssel und ein Reservemagazin mit 9-mm-Munition.
    Ich fand die Pistole unter seiner beigefarbenen Hose auf dem Stuhlsitz. Eine Walther. Vielleicht war er auch bei der Polizei gewesen.
    Als Nel aus dem Zimmer gegangen war, reichte ich Joop die Walther, erlöste danach den Mann von den Handschellen und zog ihm den Pyjama vom Kopf. Er zog rau atmend Luft in die Lungen.
    »Du kannst dich anziehen«, sagte ich.
    Der Mann sah nur Sturmhauben und Pistolen. Er ging hinüber zum Stuhl und begann sich anzuziehen. Seine Nacktheit schien ihn nicht im Mindesten zu stören, als sei er mit derartigen Situationen vertraut. Er war zahm wie ein Lamm, aber mir war klar, dass er nur auf eine Chance wartete. Er stellte eine ärgerliche Komplikation dar.
    »Wo ist dein Auto?«
    »Nicht hier.«
    Vielleicht ging er frühmorgens unauffällig zu Fuß zu einer Bushaltestelle oder zum Motel Loenen, wo er sein Auto auf dem Parkplatz abgestellt hatte.
    »Deine Hände«, murmelte ich, als er fertig angezogen war. »Nach vorne.«
    »Ich muss pissen.«
    »Später.«
    Das war nur ein Versuch gewesen. Er drehte sich um und streckte mir seine Handgelenke entgegen. Er wusste genau, warum. Ich fesselte ihm die Hände von vorn, weil ich keine andere Möglichkeit sah, wie wir ihn sonst über die Mauer bringen sollten.
    Ich übernahm die Walther von Joop und wies mit dem Kinn auf Betty. Joop ging zum Bett, wickelte die schlafende Frau geschickt in ihr Laken und fesselte sie mit zwei Stricken. Dann packte er Betty an den Hüften und warf sich das Bündel über die Schulter.
    Gerrit fasste den Mann am Oberarm. Ich nahm die Reisetasche, die Nel an der Tür abgestellt hatte, und folgte ihnen. Nel hielt sich außer Sichtweite, als wir das Haus verließen. Joop bewegte sich mühelos. Ich schätzte Bettys Gewicht auf fünfzig bis sechzig Kilo, aber sie schien Joop nicht mehr zu belasten als ein angenehm weicher Sack Zement.
    Wir erreichten die Mauer ohne einen Zwischenfall. Die Leiter knarrte, als Joop mit Betty über der Schulter hinaufkletterte. Er hielt sich mit einer Hand an dem Sackleinenkissen im Gleichgewicht, während er ein Bein über die * Mauer schwang und mit dem Fuß nach der Leiter auf der anderen Seite tastete.
    Wir warteten, bis wir die Tür des Lieferwagens hörten. Dann kletterte Gerrit hoch und ich bohrte dem Mann die Pistole in den Rücken, damit er ebenfalls

Weitere Kostenlose Bücher