Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cleopatra

Cleopatra

Titel: Cleopatra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
Einträge nach 1982 sehr undeutlich. Offiziell tätigt das ›Belegte Brötchen nur noch Kapitalanlagen und erzielt kaum Gewinn. Ich glaube aber, dass in Wirklichkeit sehr viel Gewinn gemacht wird und dass diese Gewinne über die Tochtergesellschaften und mit Umwegen über diverse Banken nach Südafrika verschwunden sind.«
    »Südafrika?«
    Ich verlor den Faden.
    »Meiner Ansicht nach sind Cleveringa und Scholte da unten Großgrundbesitzer. Südafrika ist auf dem besten Wege, ein beliebtes Reiseziel für Touristen zu werden. Die beiden haben schon vor der Regierung Mandela mit dem Erwerb von Grundstücken begonnen, als man dort Immobilien für ein Butterbrot kaufen konnte, weil viele Weiße Angst hatten und versuchten wegzukommen. Cleveringa saß im Auslandsausschuss und wurde später Außenminister. In seiner Position wusste er natürlich, dass der Rest der Welt in Südafrika niemals den Ausbruch von Stammeskriegen wie in Ruanda oder Zaire zugelassen hätte. In Südafrika zu investieren war für ihn so, als kaufe er Aktien und wüsste schon vorher, dass sie rasant steigen werden.«
    »Und woher kam das Geld?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Drogen oder Waffen?«
    »Drogen kann ich mir bei diesem streng kalvinistischen Cleveringa nicht vorstellen.«
    Sie schaute mich spöttisch an. »Dann vielleicht Waffen? Als Außenminister könnte er die entsprechenden Kontakte geknüpft haben. Als Mittelsmann für Waffenlieferungen an Aufständische und Freiheitskämpfer kann man noch immer ein Vermögen verdienen.«
    »Das wird ein Kind mit einem Wasserkopf«, sagte ich verdrossen.
    »Aber du kannst beides nicht trennen. Das Motiv sitzt im Wasserkopf.«
    Sie schaute mich an. »Nicht im Kind.«
    Ich dachte an den mürrischen jungen Mann in Xlendi. Cleveringa wusste natürlich, dass seine Geliebte einen Sohn geboren hatte, aber hatte er sich je für ihn interessiert? Hatte Cleopatra von ihm gewusst?
    »Cleos Geld«, fiel mir ein. »Du hast doch gesagt, es habe noch ein persönliches Konto existiert.«
    »Ja, es gibt noch ein Schweizer Konto, ein altes Konto, das Cleopatra gehört haben könnte. Vielleicht brauchte sie es, nachdem sie Boerman verlassen hatte. Ich komme aber nicht dahinter ohne Scholtes Computer.«
    »Ich dachte, du wärst schon drin gewesen?«
    Sie schaute mich mitleidig an. »Wenn alles so einfach wäre und wenn Max Winter mir nur einmal richtig zuhören würde. Falls diese Information da drinsteckt, bekomme ich sie mit viel Glück vielleicht heraus, wenn ich persönlich an diesem Ding sitze. Wenn sie nicht drinsteckt, ist sie auf Backup-Disketten gespeichert und in dem Fall muss ich die erst mal finden.«
    »Hast du bei Brinkman einen Ehevertrag über die Verbindung Cleveringas mit Helene van Staveren gefunden?«
    »Natürlich.« Nel grinste. »Cleveringa braucht nur dann keinen Vertrag, wenn der andere alles besitzt und er nichts. In diesem Fall hat er alles, also gibt es einen Vertrag. Er behält jeden Cent.«
    Sie trank ihren Kaffee, lehnte sich zurück und tippte auf der Tastatur herum. Da der Bildschirm zu ihr gedreht war, konnte ich nicht sehen, womit sie gerade beschäftigt war.
    »Was willst du mit dem Röntgenbild anfangen?«, fragte sie nach einer Weile.
    »Ich habe daran gedacht, es Meulendijk zu übergeben.«
    »Und dann?«
    Ich seufzte. »Dann wird es ein paar reizende Komplikationen geben. Hugo Balde wird für verrückt erklärt, was keine Überraschung wäre. Die Familie von Irma Tilmans aus Kampen erhält die unangenehme Nachricht, dass sie das Skelett der falschen Person beerdigt haben. Ist das eigentlich inzwischen geschehen?«
    Nel nickte. »Die sterblichen Überreste wurden vor zehn Tagen freigegeben. Sie müssten also wieder exhumiert werden. Und dann?«, wiederholte sie hartnäckig.
    »Dann ist es offiziell, dass Cleopatra ermordet und unter dem Tennisplatz verscharrt wurde, und man braucht nur noch den Mörder zu finden.«
    »Genau das meine ich«, sagte Nel. »Das ist kein gewöhnlicher Mord. Es ist ein Mord mit einem Wasserkopf. Denken wir an Cleveringa?«
    Ich stand frustriert auf und ging zum Fenster, schob meine Finger zwischen die Lamellen und schaute auf die normale, sonnige Welt draußen. Ich konnte mir Cleveringa immer noch nicht als Mörder vorstellen, aber ich hatte keinen anderen Verdächtigen. Und warum? Was war geschehen? »Cleveringa oder Scholte oder alle beide?«
    Ich hörte meinen Bürostuhl quietschen, als Nel ihn in meine Richtung drehte. »Bei diesen

Weitere Kostenlose Bücher