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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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stärker. Als Sie glauben, dass er tot ist, rollen Sie die Decke und die Handschuhe ein - wenn Sie vorsichtig waren, brauchten Sie beides womöglich ohnehin nicht und ... tja, und was dann?«
    »Habe ich die Sachen im Unterholz weggeworfen? Niemand hat weiter als in einem Umkreis von drei Metern rund um die Leiche gesucht, und das hatte auch keiner vor - es gab keinen Grund dafür. Man könnte die Sachen auch auf einem Baum verstecken. Oder man schnürt sie zusammen, nimmt sie mit und wirft sie auf das Lagerfeuer? Ich persönlich hätte sie unter Bahadurs Scheiterhaufen gelegt«, bot Edgar hilfreich an.
    »Ja, das sieht Ihnen ähnlich«, meinte Joe. »In London hätte ich eine Schwadron von Männern, die überprüfen, ob diese Gegenstände fehlen und ob an irgendeinem Howdah Reste von Blut zu finden sind, aber wie zum Teufel sollen wir das hier herausfinden? Die Mahouts sind mittlerweile auf halbem Weg zum Palast oder bereits auf dem Heimweg in ihre Dörfer. Wir hatten so wenig Zeit am Tatort, weil es niemand für einen Tatort hielt. Vielleicht hätten wir Ajit darauf ansprechen sollen?«
    »Ich bin sicher, er reist niemals ohne seine Daumenschrauben. Sie wissen ganz genau, warum Sie Ajit nichts davon erzählt haben!«
    »Ja. Der Mord wurde entweder von einem Europäer oder von Ajit selbst verübt. Von einer Untersuchung hätte er nur profitiert. Er hätte, um den Schein zu wahren, ein paar Treiber aggressiv befragt und ein paar Köche zusammengeschlagen . und wer weiß? Irgendein armer Kerl wäre dann ohne Rückfahrschein in die Hauptstadt geschickt worden.«
    Edgar erwiderte nachdenklich: »Sie unterschätzen Ajit. Und das ist immer ein Fehler. Aber lassen Sie es uns noch einmal vom offensichtlichen Standpunkt aus betrachten. Wer hatte die Gelegenheit?«
    »Jeder, der sich zu der Zeit in einem Radius von einer Meile befand«, erwiderte Joe mutlos. »Da wären die fünf Personen auf den Machans, Colin, der am Boden herumstreifte . Madeleine und Stuart? Wo waren die beiden eigentlich? Im Lager? Wenn ja, sind sie außen vor.«
    »Nein. Sie sind ebenfalls mitgekommen. Ich hörte sie darüber streiten, bevor wir auf unsere Elefanten kletterten. Stuart wollte die Jagd von nahem sehen und bat um einen weiteren Elefanten. Madeleine wollte nicht mitkommen, aber er konnte sie, glaube ich, überreden, als wir anderen alle aufbrachen. Sie hätten sich überall in der Nähe herumtreiben können. Ein Wort zum Mahout , um einen von ihnen oder beide eine Minute lang herunterzulassen . Da gibt es nur ein Problem: Warum um alles in der Welt sollten Stuart oder Madeleine Bahadur tot sehen wollen? Ich bezweifele, ob sie ihn überhaupt kannten. Und sie profitieren in keinster Weise von seinem Tod.«
    Joe erinnerte sich lebhaft an seine Nacht mit Madeleine. Er blieb stumm, und es dauerte eine Weile, bevor er antwortete: »Natürlich wüssten wir mehr, wenn jemand die Mahouts befragt hätte. Aber wer hätte das tun sollen? Es ist Ajits Revier, und wir ermittelten schließlich nur in einem Unglücksfall mit einem Tiger.«
    Edgar fragte nachdenklich: »Und neigen Sie nicht insgeheim dazu, es genau dafür zu halten, Joe? Vermuten Sie nicht tief in Ihrem Innern, dass der Arzt sich geirrt haben könnte?«
    Mit einem starken Gefühl der Vorahnung fuhr Joe in seinem Dodge durch das Elefantentor in den Hof ein. Govind wartete auf ihn mit einem Blatt Papier auf einem silbernen Tablett. Eine Vorladung! Jetzt schon! Joe sank der Mut.
    »Eine Nachricht von Sir George Jardine, Sahib. Er hat versucht, telefonisch mit Ihnen Kontakt aufzunehmen, und hat die strikte Anweisung erteilt, dass Sie ihn sofort nach Ihrer Rückkehr unter dieser Nummer anrufen sollen.« Joe nahm das Blatt Papier.
    »Ich komme mit Ihnen«, verkündete Edgar, und trotz Joes Einwand bestand er darauf, Joe zu begleiten.
    Sie folgten Govind in die Fernmeldezentrale, in der mitten im Raum ein prachtvolles Telefon auf einem Mahagonitisch stand. Govind schob einen Sessel auf Joe zu und fand einen weiteren für Edgar, dann verließ er unter Verbeugungen das Zimmer. Joe holte sein Polizeinotizbuch heraus und legte einen Bleistift auf den Tisch, wischte sich die verschwitzten Handflächen an den Knien seiner Hosenbeine ab und nahm den Hörer zur Hand. Er bat die Stimme am anderen Ende, ihn mit der Nummer in Simla zu verbinden. Wenige Augenblicke später dröhnte die Stimme von Sir George durch den Hörer. Joe krümmte sich und hielt den Hörer etwas weiter von seinem Ohr entfernt. Er

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