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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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passende Werkzeug - ob man einen Elefanten kastrieren oder sich die Zehennägel schneiden möchte«, flachste Edgar. »Wählen Sie sich eins aus. Wie wäre es mit diesem hier?« Er wies auf einen bestialisch aussehenden, afghanischen Kurzdolch. »Leicht unter der Kleidung zu verstecken.«
    »Nein, die Klinge ist zu breit.« Joe inspizierte den Dolch aufmerksam. »Und die Klinge ist dreieckig. Sie passt nicht zum Profil der Wunde. Aber dort! Sehen Sie! Da drüben.«
    Sechs schmale Messer mit schmucklosen Stahlgriffen steckten nebeneinander in einer Halterung.
    »Die sind mir noch nie zuvor aufgefallen«, erklärte Edgar. »Liegt vermutlich am Fehlen der funkelnden Juwelen, die sonst immer die Blicke auf sich ziehen. Mittelalterlich? Aus Europa, oder was meinen Sie?«
    Joe seufzte. »In einem solchen Augenblick schnippe ich immer mit den Fingern und rufe einen Sergeant, der alle Messer in ein Taschentuch wickelt und sie ins Labor trägt. Und eine Stunde später klingelt mein Telefon, und man teilt mir mit, dass der verdächtige Gegenstand Nummer fünf Spuren von menschlichem Blut aufweist, die erst kürzlich dorthin gekommen sein können, sowie einen kompletten Satz Fingerabdrücke auf dem Griff. Aber da wir jetzt hier sind, lassen Sie uns einfach nur feststellen, dass das zweite Messer von rechts stärker funkelt als der Rest, also wurde es wahrscheinlich vor kurzem gereinigt«, murmelte Joe. »Würden Sie so gut sein, es in den Gewehrkoffer zu packen, Edgar?«
    Sie schlenderten möglichst ungezwungen durch den Palast - Edgar trug den Gewehrkoffer -, bis sie die Räume von Sir Hector Munro erreichten. Dieser überwachte gerade das Auspacken seiner Sachen, schickte jedoch den Diener sofort weg, als er den Gesichtsausdruck seiner beiden Besucher bemerkte. Es reichte, den Gewehrkoffer zu öffnen und ihm den Inhalt zu zeigen. Sir Hector holte tief Luft und schüttelte sich angeekelt. Er verstand, was er da vor sich sah und was nun von ihm verlangt wurde. Er trug die Waffen zu einer Arbeitsbank, stellte sein Mikroskop ein und machte sich an die Arbeit.
    »Den Dolch muss ich mir gar nicht erst groß ansehen«, erklärte er. »Passt haargenau zur Wunde, würde ich meinen. Wurde gesäubert und poliert. Kann keine anderen Spuren als die von Brasso-Poliercreme entdecken.«
    Mit Pinzette und Tupfer nahm er Proben von der Pfote, und diese kamen unter das Mikroskop. Joe gab ihm die Kralle, die er in seinem Taschentuch eingewickelt aufbewahrt hatte. Dann warteten sie auf den Befund von Sir Hector. Mehrmals rief er sie zu sich, um durch das Okular zu schauen und eine Schlussfolgerung zu bestätigen. Schließlich sagte er: »Das haben Sie beide sehr gut gemacht! Wie sind Sie nur auf diese Idee gekommen? Ich habe noch nie von einem solchen Ding gehört, geschweige denn eines gesehen. Aber es ist eindeutig das Werkzeug, das bei der Ermordung des Yuvaraj zum Einsatz kam. Die fehlende Kralle passt in Farbe und Zustand zu der Kralle aus Bahadurs Hals. Dieser Gegenstand wird augenscheinlich seit vielen Jahren aufbewahrt und wurde früher zu aktiven, äh, martialischen Zwecken eingesetzt, was dazu führte, dass die Krallen weniger solide befestigt sind als bei einem lebendigen Tiger. Es überrascht daher nicht, dass sich eine von ihnen löste und in die Wunde bohrte.« Er schwieg einen Moment. »Natürlich könnte sie auch absichtlich aus der Pfote entfernt und in der Wunde platziert worden sein. Sie haben es ja selbst als >Visitenkarte< bezeichnet, nicht wahr, Joe?«
    »Die Sache ist doch eindeutig, oder etwa nicht?«
    »Ja, allerdings. Auch Colin würde das so sehen. Wie überhaupt jeder Experte. Sie sehen es ja auch so - im Nachhinein und mit ordentlicher Nachhilfe. Ich glaube, unsere Raubtierpfote sollte niemals einem wissenschaftlichen Scheinwerferlicht ausgesetzt werden. Interessanterweise handelt es sich bei den Resten, die ich zwischen den Krallen und auf den Ballen der Pfote fand, um Fleisch und Haare - nicht von einem Tier, sondern von einem Menschen. Und diese Reste befinden sich noch nicht sehr lange dort. Ich würde ausschließen, dass es ein Überbleibsel vom letzten Gladiatorenkampf ist, selbst wenn ein solcher in der letzten Woche stattgefunden hätte, was nicht der Fall ist. Die Reste sind relativ frisch. Jemand hat dieses Ding gebürstet oder gekämmt, und das sehr gründlich. Das menschliche Auge ließe sich dadurch täuschen - solange es keine Hilfsmittel hat. Ohne ein Mikroskop würde man nichts entdecken.« Er endete,

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