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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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langsamer ausfiel.
    »Außerdem haben Sie das Gesicht eines Killers«, fuhr der Junge fröhlich fort.
    Joes Gesicht verriet angesichts dieser Beschreibung offensichtlich seine Bestürzung, denn der Junge fügte rasch hinzu. »Es ist ein nettes Gesicht. Ein sehr nettes Gesicht, aber Sie sehen aus, als seien Sie das Kämpfen gewöhnt. Wie Yashastilak.«
    »Yasha wer?« Joe fühlte, wie er den Faden verlor und ihm die Gesprächsleitung entglitt.
    »Yashastilak. Der Lieblingskampfelefant meines Vaters. Er ist alt und hässlich und hat viele Narben, aber er hat einhundert Kämpfe gewonnen!«
    »Tja, ziemlich beeindruckend, nehme ich an.« Joe grinste, setzte sich auf das Bett und legte die Hände auf die Knie. Eine unbedrohliche Pose. »Du liegst gar nicht so falsch. Ich war Soldat im letzten Krieg in Europa, Bahadur. Ein Schrapnell - das ist die Ummantelung einer Granate - hat mein Gesicht durchschnitten ... hier.« Er berührte die unansehnliche Narbe, die seine Augenbraue durchtrennte und sich über die linke Seite seines Gesichtes zog. »Jetzt muss ich mich zwar vorsehen, dass ich keine Pferde verschrecke, aber das macht mich noch nicht zum Killer. Ich habe schon Männer getötet, aber ich bin keine Bedrohung für Jungs, die sich ordentlich benehmen. Wenn überhaupt, dann bin ich hier, um dich zu beschützen. Sir George Jardine hat mich geschickt, und er hat mich auch gebeten, dich von ihm zu grüßen.«
    »Sir George! Ich bin ihm erst ein einziges Mal begegnet, als er letztes Jahr meinen Vater besuchte, aber ich weiß, dass er mein Freund ist«, erklärte Bahadur. »Ich wünschte, er würde wiederkommen. Er weiß fast so viel über Astronomie wie ich, und er hat mir Zauberkunststücke gezeigt.«
    »Ah ja«, meinte Joe trocken, »das macht er mit uns allen.«
    »Und er ist lustig!«, fuhr Bahadur begeistert fort. »Ein Schelm, sagt meine Nanny. Er hat einen Topf Sirup und einen Topf Honig auf das Dach des Palastes getragen und sie beide in den Hof gegossen. Er ließ mich unten stehen und aufschreiben, was geschah. Der Sirup hat das Rennen gewonnen. Er tropfte auf meinen Turban! Die Purdah -Damen in der Zenana sahen zu und lachten. Ich sagte ihnen, es sei ein wissenschaftliches Experiment, aber sie hielten es für pure Unterhaltung.«
    »Es gibt keinen Grund, warum es nicht beides sein sollte«, entgegnete Joe.
    Die Stimme des Jungen stockte, als die Erinnerung an die Vergangenheit verblasste und die Last seiner gegenwärtigen Situation zurückkehrte. »Ich glaube, ich würde mich sicherer fühlen, wenn Sir George hier wäre! Sie sagen, dass Sie sein Freund sind, aber wie soll ich wissen, ob das stimmt?«
    »Sehr vernünftig, dass du das fragst«, meinte Joe. »Hör zu, ich habe etwas für dich in meiner Reisetasche. Sir George hat es mir mitgegeben und es vorn signiert.« Er löste den Gurt um seine Reisetasche und zog ein Buch heraus. Eintausendundeins verblüffende Kartentricks für kluge Jungen lautete der schrullige Titel.
    Es schien zu funktionieren, denn Bahadurs nächste Frage lautete: »Wenn Sie es nicht sind, dann soll bestimmt Edgar Troop mich töten?«
    Joe konnte nur raten, wie tief die Unsicherheit, die Einsamkeit und die Angst hinter dieser Frage sein mussten, und sein Mitgefühl für den Jungen floss über. Bald würde er ohne Vater sein - ob er es wusste? -, und dann wäre er umgeben von Menschen, die ihn manipulieren, sich seiner vielleicht sogar entledigen wollten. Welche Zusicherung konnte Joe ihm da geben, als Fremder im Palast? Ein Spürhund, der in ein unerforschtes Rattenloch geworfen wurde, in dem überall Bedrohungen lauern mochten? Bereits der nächste Hitzschlagexpress konnte einen Auftragskiller zum Palast karren. Oder vielleicht hatte er den Weg hierher schon gefunden. Joe nahm an, dass es auch keinen Mangel an einheimischen Talenten gab, die diesbezüglich gern gefällig sein würden.
    »Edgar nicht«, sagte er, »nein, Edgar nicht. Er arbeitet auch für Sir George. Wir sind beide hier, um dir zu helfen und herauszufinden, was mit deinen Brüdern geschah. Ich habe keine Ahnung, was in Ra-nipur vor sich geht, aber irgendetwas stimmt nicht. Du scheinst den Palast gut zu kennen«, fügte er grübelnd hinzu. »Hilf mir herauszufinden, was hier geschieht, soweit es dir möglich ist - ohne dich dabei selbst in Gefahr zu bringen. In die Räume von Fremden einzudringen und ihnen eine Waffe ins Gesicht zu halten ist dagegen eine hervorragende Methode, dich umbringen zu lassen!«
    Joe kam ein

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