Cleverly, Barbara - Die List des Tigers
Enttäuschung für Udai.«
Erregt schlug sie mit ihrer Reitpeitsche gegen ihre Stiefel. »Udai hatte irgendwann begriffen, dass weder Bishan noch Prithvi ihn jemals zufrieden stellen würden. Ich glaube, einer der Gründe, warum er mich geheiratet hat, war die Möglichkeit, die königliche Wiege mit einer Reihe starker, annehmbarer Söhne zu füllen, aber leider . « Sie wandte den Blick ab, um ihre Gefühle zu verbergen.
»Und jetzt, da die beiden Hauptfiguren vom Brett gefegt wurden, versuchen die starken Männer des Palastes, die Nase beim Zieleinlauf vorn zu haben?«, mutmaßte Joe.
Shubhada lachte auf. »Ihre Sportbegriffe sind ein einziger Mischmasch, Commander! Aber ja, Sie haben Recht. Udai hat hier am Hof viele ehrgeizige Vettern, die sich nichts sehnlicher wünschen, als von ihm zum Erben ernannt zu werden. Und er hat zahllose Verwandte draußen in der Pampa« - sie winkte geringschätzig in Richtung Wüste -, »ganz zu schweigen von seinem ach so fähigen älteren Bruder! So viele Spieler! Manchmal denke ich, dieses ganze Thronfolgeproblem könnte auf einem Schachbrett gelöst werden. Und vergessen Sie nicht, dass mehr als eine der wichtigsten Figuren die Interessen der britischen Regierung vertritt. Sir George Jardine spielt definitiv ebenfalls mit!«
»Ein Springer! Er wäre ein Springer«, sagte Joe.
»Zwei Züge nach vorn und einer zur Seite - und stets über die Köpfe der anderen hinweg.«
»Natürlich! Und Claude? Seine Züge sind vorzugsweise schräg, und er schleicht sich wie ein Krebs von der Seite an ... er wäre ein Läufer!« Fast verspielt schloss sie sich seiner Metapher an. »Aber wir schwerfälligen, machtlosen Bauern können nichts anderes tun, als den Kopf gesenkt zu halten und uns für unseren königlichen Herrn zu opfern«, fügte sie verbittert hinzu.
Joe betrachtete das kluge Gesicht, das jetzt trauervoll in die Ferne blickte, und fragte sich, warum sie diesen Bluff versuchte. Bauer? Schwerfällig? Machtlos? Niemals. Er hatte eine schwarze Königin vor sich. Die mächtigste Figur auf dem Brett. Das hier war kein Natsch-Mädchen mit einer glitzernden Tiara, die während eines Spiels vorgab, Macht zu besitzen. Das war eine mit Diamanten gekrönte Frau, deren Macht aus dem Innern stammte. Wenn ihre Zeit kam, daran zweifelte Joe auch nicht eine Sekunde lang, würde sie in jede Richtung, die ihr genehm war, über das Brett fegen und schwächere Figuren reihenweise zum Sturz bringen. Niemand wäre vor ihrer Attacke sicher. Obacht, Claude!
»Ist es denn kein gutes Gefühl, die Vyvyans an Ihrer Seite zu wissen?«, fragte er. »Sie scheinen eine gewisse Sicherheit zu verkörpern, die vertraute Art und Weise der Londoner, sich durchzubeißen. Claude scheint mir zum Besten zu gehören, was der britische Staatsdienst zu bieten hat.«
Schürzte sie bei der Antwort leicht die Lippen? Joe meinte ja. »Ein echtes Produkt von Haileybury. Er erledigt alles - wie sagt man? - absolut korrekt und ja, das ist auf gewisse Weise sehr beruhigend. Man weiß bei Vyvyan immer ganz genau, woran man ist. Aber das kann zum Problem werden, wenn man merkt, dass man bei ihm nie in derselben Liga spielen wird wie sein Herr und Meister, die britische Regierung. Lassen Sie sich von seiner Jovialität und seiner Lockerheit im Umgang mit den Einheimischen nicht täuschen, Commander - er ist ein Hund mit einem Herrchen. Er mag mit offener Sorge über die Zukunft des Staates Ranipur und seiner Einwohner sprechen und Vorschläge unterbreiten, um unser Leben zu verbessern, aber er würde uns alle fröhlich im Kanonenfeuer sterben lassen, wenn die Regierung Seiner Majestät dazu den Befehl gäbe.«
Joe war bestürzt von dem Sarkasmus in ihrer Stimme und lenkte das Gespräch in andere Bahnen. »Und Lois Vyvyan? Ist es ein Trost, die Gesellschaft einer gebildeten und kultivierten Frau zu genießen?«, erkundigte sich Joe.
»Ach, Mrs. Vyvyan.« Shubhada zuckte mit den Schultern. »Lois ist so kultiviert wie ihre Perlen!«
Joe war entsetzt über die Grausamkeit dieser beiläufigen Bemerkung, und da er nicht sicher war, wie er darauf reagieren sollte, schwieg er.
»Niederer Adel, der schwere Zeiten durchmachen musste«, führte sie ihre Bemerkung näher aus. »Ihr Vater war beim Militär . ich glaube, bei der Armee ... Sir Alistair Graham. Lois hat es sehr gut getroffen, als sie sich Claude Vyvyan angelte. Ein exzellent ausgebildeter, gut aussehender Kerl wie er hätte wahrscheinlich eine reiche Erbin an Land ziehen
Weitere Kostenlose Bücher