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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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und lächelte verständnisvoll. »Okay, sehen wir uns die Flugzeuge an, während wir auf unseren Kaffee warten.«
    Sie schlenderten zum Hangar und genossen die erfrischende Brise, die durch die beiden geöffneten Tore blies.
    »Wie Sie sehen, ist es kein Dutzend, wie einige der Gesellschaftsblätter es glauben lassen möchten. Prithvi hat - hatte - fünf. Jetzt sind es vier. Trotzdem gut ausgewählt, und Gott weiß, wie viel er dafür blechen musste, um sie aufzutreiben und hierher bringen zu lassen.«
    Als sich Joes Augen an die dunkleren Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, konzentrierte er sich auf eine ihm vertraute Form.
    »Ja, das ist eine Curtiss Jenny, wie diejenige, die abstürzte. Wir hatten die beiden zum Üben und für akrobatische Einlagen. Gutes, kleines Flugzeug - jeder kann es fliegen. Soll ich es Ihnen beibringen? Nein?«
    Joe lugte in das Cockpit und stellte sich selbst an den Kontrollhebeln vor. Auf dem Pilotensitz lag ein kleines Spielzeug. Ein Stofftiger mit funkelnden Augen. Joe nahm ihn zur Hand. »Soll er Glück bringen?«, fragte er mit freundschaftlichem Lächeln. »Ich vermute, alle Piloten der Escadrille Américaine hatten irgendeine Art von Talisman? Ich weiß, bei den Briten war es so.«
    »Ja, wir sind ein abergläubischer Haufen. Aber wir nannten uns selbst Lafayette. Ich gehörte dem Lafay-ette-Fliegercorps an.« Mercer verstummte und erwiderte Joes Lächeln. »Vermutlich wissen Sie das bereits ... Und der Tiger sollte eigentlich eine schwarze Samtkatze sein. Wir hatten alle eine. Meine ist irgendwo zwischen Frankreich und den Staaten verloren gegangen. Ein Tiger schien mir ein passender Ersatz. Trotzdem hatte ich immer auch einen zweiten Glücksbringer, ohne den keiner von unserer Schwadron in die Luft gegangen wäre.« Er sah Joe fragend an. »Sie waren doch im Nachrichtendienst - Sie müssen die Gerüchte gehört haben, oder nicht?«
    Joe nickte. »Man ging davon aus, dass Ihr Jungs vor jedem Flug den Seidenstrumpf einer Dame unter Euren Helm gesteckt habt!«
    Stuart grinste. »Das stimmt. Natürlich musste er frisch getragen sein. Und wenn man abstürzte, hieß das, dass man der Dame nichts mehr bedeutete.«
    Er langte in das Flugzeug und zog einen Pilotenhelm heraus. Mit der Geste eines Verschwörers entnahm er ihm einen schwarzen Seidenstrumpf. »Kann es mir einfach nicht abgewöhnen, wie Sie sehen. Allerdings kommt man hier in Indien nicht so leicht an Seidenstrümpfe. Ich musste jemand bezahlen, um den hier für mich zu stehlen!«
    Joe wollte von der Herkunft des Strumpfes besser nichts wissen.
    »Aber wissen Sie, die ganze Geschichte ist nur romantisches Gewäsch! Wir hatten tatsächlich immer Strümpfe dabei - jedoch nicht, damit es uns Glück brachte!«
    Zu Joes Überraschung zog Stuart den Strumpf mit geübter Routine über sein Gesicht und grinste ihn teuflisch hinter dem zarten Gewebe an. Die Wirkung war alarmierend. Die Gesichtszüge waren nicht länger zu erkennen, das Funkeln der Augen und Zähne nur schemenhaft sichtbar hinter der engen Seide, die alles platt drückte. Das Bein des Strumpfes war zu einem ferkelartigen Zipfel gebunden, der die Wirkung der Fremdartigkeit noch verstärkte.
    »Eine Gesichtsmaske! Ein verdammt guter Schutz gegen die Kälte, wenn man im Winter in zehntausend Fuß Höhe fliegt«, erklärte Stuart und legte den Strumpf wieder in seinen Helm. »Und da draußen schützt es vor den Staubstürmen.«
    Sie schlenderten weiter durch den Hangar. Im Gehen fiel Joes Blick auf eine aufgerollte Matratze, die ordentlich in einem kleinen Vorraum, der die Größe einer Pferdebox hatte, an der Wand lehnte. »Wie ich höre, haben Sie hier manchmal einen Übernachtungsgast?«, meinte Joe nachdenklich.
    Stuart lächelte. »Spielen Sie auf Bahadur an? Sie brauchten wirklich nicht lange, um das Kommen und Gehen in diesem Labyrinth aufzudecken! Der arme, kleine Kerl tut mir Leid. Er denkt, er sei in Gefahr, und es würde mich nicht überraschen, wenn er Recht hätte. Er hat diese fixe Idee, wenn er schon ein Ziel ist, dann will er ein bewegliches Ziel sein. Und als Pilot, der den Krieg überlebt hat, halte ich das für eine vernünftige Taktik. Ich helfe ihm, so oft ich kann. Aber wissen Sie, Joe, wenn ihn jemand tot sehen will, dann wird er früher oder später auch tot sein.«
    Stuart sprach mit der nüchternen Akzeptanz des Todes, die Joe bei Männern gewohnt war, die im Krieg Tag für Tag Kameraden verloren hatten. Heiter fuhr Stuart mit seiner

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