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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Besichtigungstour fort. »Dort drüben parkt eine Sopwith Camel, und am anderen Ende sehen Sie zwei Feinde aus dem Krieg. Das hier ist eine Nieuport 17 ...«
    »Die sind Sie in Frankreich geflogen, nicht wahr?«
    »Stimmt. Die Lafayette und die Französischen Störche flogen sie beide. Hat uns geholfen, den Fok-kern eine Nasenlänge voraus zu sein, die unter uns so viel Schaden anrichteten.« Er lächelte. »Sie können sich ja denken, wie wir die Fokker genannt haben.«
    Stuart stellte sich neben den Doppeldecker und klopfte auf den auf Hochglanz polierten Holzpropeller. Joe verstand sehr gut, wie man sich in dieses klei-ne Flugzeug verlieben konnte. Es war nur annähernd halb so groß wie die Jenny, besaß einen sanft gerundeten Rumpf und erinnerte ihn an sein erstes Pony. Der Zwang, seine funkelnde Flanke zu streicheln, war unwiderstehlich.
    »Waren Sie gar nicht versucht, das Signum der La-fayette-Staffel aufzumalen?«, fragte Joe, und seine Finger fuhren über den glatten, grauen Anstrich. »Den Apatschenkopf.«
    »Seminolenkopf«, erwiderte Stuart. »Es war ein Seminole, der einen Kriegskopfschmuck trug. Nein. Manche Dinge vergisst man besser.«
    Er schlenderte zum letzten Flugzeug. »Und das hier ist das beste Flugzeug, das in den Kriegsjahren gebaut wurde. Die deutsche Luftwaffe hat es erst im Frühjahr 1918 erhalten. Wenn sie es schon früher gehabt hätte . « Er schüttelte den Kopf. »Dann würde ich jetzt nicht hier stehen, und der ganze Krieg hätte sehr wohl auch anders ausgehen können. Man muss dieses Flugzeug trotzdem bewundern. Und stellen Sie es sich mit Manfred von Richthofen an den Steuerhebeln vor.«
    »Der rote Baron? Hat er eine solche Maschine geflogen?«
    »Ja. Seine Einheit war die erste, die damit ausgestattet wurde.«
    Joe hatte noch nie eine Fokker D VII von nahem gesehen und murmelte automatisch etwas Beifälliges. Der einsitzige Doppeldecker hatte einen schmalen, rasiermesserscharfen Rumpf und quadratische Flügel.
    Sah er gut aus? Nein, vielmehr zweckgerichtet und ernst, obwohl Joe zugab, dass dies die Wirkung des schwarzen Anstriches sein mochte, gemildert nur durch einen stilisierten, weißen Reichsadler, der hinter dem Pilotensitz auf dem Rumpf aufgemalt war.
    »Einhundertsechzig Pferdestärken, MercedesMotor, maximale Geschwindigkeit einhundertvierundzwanzig Meilen pro Stunde. In etwas über neun Minuten auf zehntausend Fuß Höhe. Eine Killermaschine. Aber ihr bester Trick ist die Fähigkeit, sich am Propeller hochzuschrauben. Wenn die Nieuport längst stottert oder an Höhe verliert, steigt dieses Baby einfach immer weiter.«
    Das Klappern von Porzellan und ein melodischer Ruf lenkten ihre Aufmerksamkeit wieder auf Ahmed. »Da ist unser Kaffee! Setzen wir uns dort drüben in den Schatten, dann können Sie mir ein paar Polizistenfragen stellen . noch mehr Polizistenfragen«, sagte er mit leisem Nachdruck. »Jetzt, da wir beide abgesteckt haben, mit wem wir es zu tun haben«, fügte er hinzu.
    »War es derart offensichtlich?«, fragte Joe, von der Offenheit des Mannes entwaffnet.
    »Nein, Sie sind gut. Aber ich bin auch gut. In der Luft mag ich Risiken eingehen, aber wenn ich mit beiden Beinen auf dem Boden stehe, bin ich vorsichtig. Und ich lasse mich vom ersten Eindruck nicht täuschen. Nach dem Krieg gab es jede Menge Spekulanten und Schurken; Typen, auf die noch nie ein Schuss abgefeuert worden war, verliehen sich plötz-lich Orden und wurden zu Hochstaplern. Alte Hasen wie wir kommen denen sofort auf die Schliche, aber die meisten Leute lassen sich leicht täuschen. Aber vermutlich kann man hinter dem Steuerknüppel eines Flugzeugs keinen großen Bluff durchziehen. Entweder kann man fliegen oder man stürzt ab!«
    Ein Schatten legte sich kurz über seine Augen, dann nippte er mit dankbarer Grimasse an seinem Kaffee. »Aber die Frage, auf die Sie wirklich eine Antwort wollen, ist doch die, warum ich noch lebe und warum Prithvi an meiner Stelle gestorben ist? Ich sage Ihnen, Joe, darauf hätte ich selbst gern eine Antwort.«
    »Nun, wer immer von Ihnen das beabsichtigte Opfer war - und das prüfen wir später -, die Mordmethode könnte uns ein paar feste Beweise liefern. Wären Sie so freundlich, mir die Namen der Leute zu nennen, die die technischen Fertigkeiten und die Gelegenheit hatten, die Kabel zu durchtrennen?«
    »Das sind vier. Ich natürlich. Meine Schwester Madeleine. Ahmed, der Mechaniker, den Sie eben getroffen haben. Und Ahmeds Bruder Ali.«
    »Es mag lächerlich

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