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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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können - und es vielleicht auch tun sollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihre Regierung ihm viel bezahlt, obwohl seine Aussichten gut sind. Eine wohlhabende Frau wäre ein Aktivposten für ihn gewesen. Ich fürchte, Claude beging den Fehler, allzu früh in seiner Karriere zu heiraten.«
    Joe war amüsiert. Wieder erinnerte ihn der Tonfall an Queen Mary. Sie hatte seinerzeit das eheliche Arrangement eines ihrer Diener mit derselben besorgten Besitzermentalität diskutiert.
    »Sie sind ein allzu guter Zuhörer, Commander. Ich sehe, ich muss mich vor Ihnen in Acht nehmen, sonst verleiten Sie mich noch zu dem Eingeständnis, dass ich es war, die den Kohinor-Diamanten gestohlen hat! Wir sollten jetzt zum Palast zurückkehren. Soweit ich weiß, haben Sie für diesen Vormittag mehrere Gesprächstermine vereinbart.«
    Seine Audienz war vorüber. Joe war entlassen. Er stand auf und reichte ihr höflich die Hand, um ihr hochzuhelfen, dann führte er ihr Pferd heran. Sie wartete, bis er neuerlich die Hand ausstreckte und ihr in den Sattel half. Nach einem königlichen Neigen des Kopfes lenkte sie ihr Pferd in einem protzigen Trab zurück zu den Stallungen.
    »Was zur Hölle sollte das jetzt bedeuten?«, fragte sich Joe.
    Kapitel ii
    Er folgte in diskretem Abstand, reichte sein Pferd einem wartenden Syce und spazierte dann zum Neuen Palast zurück. Von der schattigen Veranda auf der nördlichen Seite beobachtete er, wie ein kleines Flugzeug in Sichtweite brummte und hinter einer Gruppe niedriger, einstöckiger Gebäude landete, ungefähr eine Viertelmeile entfernt, versteckt hinter einer Reihe von Pappeln. Joe überlegte, wenn er sich jetzt auf den Weg machte, träfe er auf Stuart, wenn dieser seine Kontrollen nach dem Flug gerade beendete. Vielleicht ein wenig früher als geplant, aber Joe sah die Leute, die er befragte, gern in ihrem natürlichen Umfeld, erwischte sie sogar vorzugsweise, wenn sie nicht auf der Hut waren.
    Er rückte seinen Tropenhelm zurecht, bevor er sich erneut in den Sonnenschein wagte und sich auf den Weg zum Hangar machte. Der Pilot, bei dem es sich in der Tat um Stuart Mercer handelte, war damit beschäftigt, Anweisungen an einen indischen Mechaniker zu geben, offenbar in einer Mischung aus Englisch und Hindi. Beide nickten viel, und scheinbar war es eine lockere Beziehung.
    »Captain Mercer!«, rief Joe.
    »Oh, hallo, Sandilands! Schön, Sie zu sehen! Es ist noch früh - hatten Sie schon einen Kaffee? Genehmigen wir uns eine Tasse Java - obwohl es hier eher ein Mysore sein wird. Trotzdem tut er gut, egal, woher er kommt!« Mercer nickte seinem Mechaniker zu, der eilends loszog, um mehr Kaffee zu besorgen.
    Joe mochte Amerikaner. Er bewunderte ihre Lockerheit und ihre Direktheit, aber vor allem respektierte er den Mut und die Hartnäckigkeit, mit der er sie an seiner Seite in Europa hatte kämpfen sehen - in einem Kampf, der sie eigentlich gar nicht betraf. Und für ihn standen ganz oben auf der Liste die jungen Piloten der Escadrille Américaine. Freiwillige, zumeist aus privilegierten Familien. Sie hatten sich unter den Flügeln der französischen Luftwaffe in dem Krieg engagiert, noch bevor ihr Land dazu bereit gewesen war, noch bevor ihr Land überhaupt eine eigene Luftwaffe besaß. Die ursprüngliche Gruppe von sieben Männern, eine Mischung aus reichen Playboys, Fremdenlegionären, Ivy-League-Absolventen und Stuntpiloten, hatte in legendärem Luxus in Luxeuil in den Vogesen trainiert. Als man sie schließlich einsetzte, war ihre Wirkung tödlich. Die Playboyschwadron kämpfte mit unvorstellbarer Tapferkeit, mit dem Elan und der Fertigkeit einer Truppe mittelalterlicher Ritter. Die Geschichten ihrer Heldentaten verbreiteten sich wie ein Buschfeuer durch die alliierten Kräfte. Einige der ursprünglichen Sieben überlebten sogar, um gegen Ende des Krieges, Frühling 1918, der Adoption ihrer Schwadron durch die US-Luftwaffe vorzusitzen.
    In einer solchen Einheit gedient zu haben war eine große Ehre und musste, so schätzte Joe, auf Prithvi Singh, Prinz eines Kriegerstaates und Amateurpilot, mächtig Eindruck gemacht haben. Joe sah von der adretten, aktiven Erscheinung Captain Mercers auf die Flugzeuge, die hinter ihm im Hangar aufgereiht standen. Sie befanden sich am Ende einer Rollbahn, verborgen hinter Bäumen, und auf den ersten Blick schien der Hangar nur ein Anbau der königlichen Stallungen zu sein. Das Gebäude vereinte Funktionalität und dekorative Anmut.
    Stuart folgte seinem Blick

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