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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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er in Panik. Der Bursche zitterte verständlicherweise vor Angst. Dachte, man könne ihn verdächtigen, bei einer ruchlosen Tat seine Hand im Spiel gehabt zu haben, und erwartete sekündlich einen Besuch von Ajit Singh und seinen Spießgesellen. Ich glaube, ich konnte ihn beruhigen und es als unwichtig abtun - nur die Neugier eines Arztes. Alle wissen, dass ich mich für indische Medizin interessiere, darum habe ich meine Spuren sicher ausreichend getarnt. Ich habe die Proben hergebracht und sie getestet, und es gab tatsächlich einen Unterschied. Die neue Schachtel enthält Pillen mit einer Dosis, die fast jeden außer Gefecht gesetzt hätte, der sie einnimmt.« Sir Hector schwieg einen Moment und fügte dann hinzu: »Wenn Bishan eine dieser Pferdepillen eingenommen hat, so ist er völlig weggetreten in den Pantherkäfig gewankt! Er war so high, dass er das Tier wahrscheinlich erst bemerkte, als es seine Kehle zerfetzte, und selbst dann hat er sicher nicht viel gespürt. Ja, meine Antwort auf die Frage des Maharadschas lautete: >Nein, Euer Hoheit, Euer Sohn hat nicht gelitten.<«
    »Aber uns stellt sich nun die Frage, warum der voraussichtliche Erbe des Thrones die Formel geändert hat?«
    »Genau. Auf dem Totenschein ist es eindeutig Tod durch Unfall . aber wer hat ihm das Opium geliefert, das seine Sinne bis zu einem Grad umnebelte, dass er in diesen Käfig stieg? Der Panther hat ihn getötet. Aber wer hat ihn ermordet, Sandilands?«
Kapitel 16
    Joe lag ein bestimmter Name auf der Zungenspitze.
    Der Drang, die Frage des Arztes zu beantworten und ihn mit einer gewagten Spekulation zu beglücken, war beinahe übermächtig. Joe spürte, dass Sir Hector einen erfrischenden Mitverschwörer abgegeben hätte, bereit und willens, sich seine unerhörte Theorie anzuhören und sie mit ihm zu diskutieren. Eine Vision von Police Superintendent Charlie Carter aus Simla tauchte vor Joes innerem Auge auf, und er stellte fest, dass ihm der gesunde Menschenverstand des Superintendent und sein Lokalwissen fehlten, ebenso seine Kameradschaft und seine Unterstützung. Aber im Augenblick war Schweigen seine einzige Zuflucht. Er kämpfte seine Erregung darüber nieder, dass ein weiterer Ziegelstein seine Theorie untermauerte. Wenn er richtig lag, würde die Tragweite seines Ermittlungsergebnisses derart groß sein, dass es ausschließlich das Ohr eines einzigen Mannes erreichen durfte: des Mannes, der die unsichtbaren Zügel der Macht in Indien in der Hand hielt, die Éminence grise hinter dem Vizekönig - Sir George Jardine. Aber Joe war sich der Identität des Mörders der Söhne des Herrschers noch nicht sicher genug, um Sir George jetzt schon zu verständigen.
    Er war sich der Gefahr bewusst, auf eine einzige Idee unter Ausschluss aller anderen zu bauen, und er war fest entschlossen, dass ihn die verführerische Vollständigkeit und Einfachheit seiner Theorie nicht von anderen Ermittlungsrichtungen abhalten würde. Er war frustriert angesichts seiner Machtlosigkeit, eine ordnungsgemäße Ermittlung durchzuführen. Sein Marschbefehl beschränkte ihn darauf, diesen fremdartigen Tatort zu begutachten und Informationsbrocken von jedem zu sammeln, der bereit war, sie zu liefern. Er ließ sich nicht täuschen - einige der ihm anvertrauten Fakten und Eindrücke mochten in die falsche Richtung führen und ihn ablenken wie die schnellen, braunen Hände des kindlichen Zauberers in Surigargh.
    Joe seufzte und dankte Sir Hector für seine Beweise und dass er ihm seine Befürchtungen anvertraut hatte. Er versicherte ihm erneut, dass sein Vorgehen von Scotland Yard begrüßt worden wäre, und bat ihn auch weiterhin um Verschwiegenheit. Als er gerade gehen wollte, kam ihm ein Gedanke. »Sir Hector, können Sie mir sagen . ich weiß nicht, wie vertraut Sie mit der königlichen Familie sind . können Sie mir sagen, ob Bishan verheiratet war? Wie sahen seine familiären Umstände aus?«
    Der alte Arzt wirkte kurzzeitig verwirrt, dann erwiderte er langsam: »Ja natürlich, ich verstehe, warum Sie das wissen wollen, und vielleicht brauchte es einen unvoreingenommenen Beobachter, um die Situation aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Ich glaube, er hatte eine Ehefrau, aber ich kann mich nicht erinnern, je von Kindern gehört zu haben.« Er räusperte sich, sah unangenehm berührt aus und fügte hinzu: »Bishan genoss nicht den Ruf eines allzu hingebungsvollen Ehemannes, wenn Sie verstehen, was ich meine. Aber da müssten Sie jemand fragen, der der

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