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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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nachfolgende Zerfleischen sah dramatisch und entsetzlich aus, aber so gut wie alle Wunden wurden ihm erst zugefügt, nachdem der arme Junge bereits tot war.«
    »Die Antwort auf Udai Singhs Frage würde also lauten, dass sein Sohn keinen ungebührlich furchtbaren oder in die Länge gezogenen Tod erleiden musste?«
    »Genau. Aber da ist noch etwas. Schwer zu sagen angesichts der Zerstörung des Gewebes, aber es gab Anzeichen einer großen Dosis Opium: Pupillen auf Nadelspitze verkleinert, Verfärbung der Zunge. Bis-han war kein völliger Trottel. Er nahm zwar jeden Morgen Opium, aber das tun viele Rajputen - für sie hat das kaum eine Bedeutung. Nicht anders als das Glas Whisky, das wir beide gerade genießen.« Er zeigte auf Joes Glas und bot an, es neu zu füllen. »Es stärkt sie für den Tag. Aber es macht sie nicht blind und taub. An einem normalen Tag hätte Bishan unter gar keinen Umständen übersehen, dass die Kiefer des Tieres nicht zusammengenäht waren und es noch alle Klauen besaß.«
    »Aber das war kein normaler Tag?«
    »Tja, für mich ergab diese ganze Sache nicht viel Sinn, also nahm ich mir vor, seinen Kammerdiener, den Kerl, der dem Prinzen jeden Morgen aufwartete, zu befragen. Leichter gesagt als getan! Diese Prinzen sind von einem ganzen Gefolge an Dienern umgeben, alle offenbar absolut loyal ihrem Herrn gegenüber. Tja, so sind die Rajputen - sie verteidigen ihre Herrscher, ungeachtet deren Fehler. Wie auch immer, schließlich bekam ich den richtigen Burschen zu fassen, gewann sein Vertrauen und hörte mir an, was er zu sagen hatte.... ähem.... hoffentlich habe ich da keinen Schlamm aufgerührt?«
    »Ganz im Gegenteil, Sie haben genau das Richtige getan.«
    »Gut zu hören. Tja, ich fragte ihn, wie viel von der Droge Bishan eingenommen hatte . ließ ihn Bis-hans übliche Morgenroutine beschreiben. Der Diener bestätigte, dass Bishan sein Opium immer auf die traditionelle Weise einnahm. Hier . sehen Sie.«
    Sir Hector öffnete eine Schublade, nahm ein kleines Objekt heraus und legte es auf Joes Handfläche. Joe betrachtete die zu einer Kugel geformte, matt glänzende, gelbgraue Substanz interessiert.
    »So wird es für den Verzehr vorbereitet.«
    »Ganz anders als im Ciro«, meinte Joe.
    »Das freut mich zu hören! Es wird in Milch und Zucker gekocht, um dem üblen Geschmack entgegenzuwirken.«
    »Und was um alles in der Welt macht man dann damit?«
    »Man nimmt den hier«, sagte Sir Hector und nahm einen ovalen Mörser zur Hand. »Hören Sie, Sandilands, Sie werden jetzt doch wohl nicht annehmen, dass ich diese Hilfsmittel immer griffbereit habe, oder? Ich habe mir die Freiheit genommen, diese hier aus Bishans Zimmer zu entfernen . Man gibt den Opiumball in den Mörser und zerstößt ihn. Dann mischt man das Opium mit Wasser, filtert es und trinkt es. So geht es viel schneller und wirkt viel unmittelbarer, als wenn man es in einer Hookah raucht, was die Alternative wäre.«
    »Woher hat er das Opium bekommen? Wer war sein Lieferant?«
    »Das ist kein Geheimnis. Es wird nicht gerade auf Rezept ausgestellt. Man kann es im Basar bekommen, aber Bishan erhielt seines immer von einem lokalen Stamm - den Bishnoi -, der weiter südlich in der Nähe von Jodhpur lebt. Es sind Bauern, Pazifisten, Naturliebhaber, Baumanbeter - ist das zu glauben?«
    »Und Hoflieferanten merkwürdiger Substanzen an die Königsfamilie?«
    »Seit Generationen. Offenbar hatte Bishan seit Jahren eine milde Formel eingenommen. Er schien daran gewöhnt zu sein und konnte die Droge in vernünftigem Maß auch vertragen. Aber laut dem Diener bat ihn Bishan am Tag vor seinem Tod, seinen Morgentrunk mit einer anderen Lieferung vorzubereiten. Er gab ihm eine Schachtel mit drei Opiumbällen und ließ einen davon auf die übliche Weise zubereiten. Aus der Wirkung schloss der Diener, dass es sich um eine stärkere Formel handeln musste - Bis-han war einen halben Tag lang völlig neben sich. Er erholte sich und war nicht abgeneigt, am folgenden Morgen einen zweiten Versuch zu wagen. Daraufhin war er gerade noch compos mentis genug, um seinen Vormittagsverpflichtungen nachzukommen, einschließlich des Pantherringkampfes mit den tödlichen Folgen. Der Opiumball, den Sie in der Hand halten, ist der dritte und letzte aus dieser besonderen Lieferung. Es wäre interessant herauszufinden, wie Bishan daran gekommen ist. Ich denke, nicht über den Diener, der so hilfreich war. Als ihm klar wurde, in welche Richtung meine Vermutungen gingen, geriet

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