Cleverly, Barbara - Die List des Tigers
Sehr viel hing davon ab. Prestige, das Gesicht nicht verlieren . wie immer Sie es nennen wollen. Jeder Fürst versuchte, die anderen an verschwenderischer Gastfreundschaft auszustechen . Edward Windsor wurde mit Prachtentfaltung und Spektakeln förmlich überschüttet. Ich hoffe nur, er wusste es zu schätzen.« Sie schnaubte verächtlich. »Und ja, Sie haben Recht - Udai ließ Strom installieren, von Generatoren aufwärts bis hin zu unzähligen Lichterketten, die den gesamten Palast umgaben. Man stelle sich das vor! Aber man hatte genug Verstand, um dem königlichen Touristen auch sportliche Ablenkungen zu bieten, Sie wissen schon: Schweine abstechen, Enten abschießen, Kamele wettreiten.«
»Kein Schach?«
»Nein, kein Schach! Dennoch eine riesige Geldausgabe für einen zweitägigen Besuch. Wenn auch nichts im Vergleich zu den sechzigtausend Pfund, die man in Bharatpur für einen einzigen Festumzug bei Nacht ausgab. Ich muss schon sagen, Udai hat sich wacker gehalten. Selbst ich war bewegt von dem An-blick des jugendlichen britischen Prinzen (mir kam er wenigstens jugendlich vor), der von sechs kräftigen Rajputen auf einem zeremoniellen Thron in den Bankettsaal getragen wurde, seine hellen Haare erleuchtet von dem goldenen Schein tausender Öllampen und Fackeln, und der Palast hinter ihm in silbernes Licht getaucht.«
»Gemach, Lizzie!«, neckte Joe mit schwerem schottischen Dialekt. »Sie sprechen da nicht von einem Stuart!«
»Nein, wirklich nicht. Und ich bin kein Bewunderer des Hauses Windsor! Aber der junge Mann machte dennoch einen ordentlichen Eindruck. Obwohl Indien den Preis dafür zahlen muss.«
Sie sah ihn einen Augenblick lang aufmerksam an, dann bemerkte sie scharfsinnig: »Sie haben Ihre Inquisition bereits begonnen, nicht wahr? Tja, ich frage mich, wie viel ich schon preisgegeben habe. Gibt es noch eine Untiefe, die ich für Sie ausloten kann?«
Joe lachte. »Unterhalten Sie sich einfach mit mir, Lizzie! Ich taste im Dunkeln umher. Seien Sie meine Fackel! «
»Und wir hatten alle gehofft, der Detective würde Ajit Singh auf die Schulter tippen und ihn in den finstersten seiner eigenen Kerker werfen, wo er darauf warten müsste, bis man ihn nach Delhi an den Galgen bringt.«
»So funktioniert es leider nicht, Lizzie. Auch wenn ich zweifelsfrei nachweisen könnte, dass Ajit Singh die beiden Thronerben getötet hat, habe ich keinerlei Befugnisse, in dieser Angelegenheit etwas zu unternehmen. Selbst wenn er mir ein unterschriebenes Geständnis in mehreren Sprachen vorlegen würde, dürfte ich nur sagen >Sehr interessant, aber tun Sie es ja nicht wieder, sonst wird der Regierung Ihrer Majestät heiß unter der gestärkten Hemdbrust.<«
»Schade! Wir hätten alle gern seinen Abgang miterlebt. Je eher er durch diesen netten, jungen Lieutenant ersetzt wird, desto besser!«
»Selbst wenn er etwas damit zu tun hat, ist er nur das Werkzeug eines anderen, Lizzie. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Ajit hinter den Morden steckt. Aber wer steckt hinter Ajit?«
»Sicher irgendjemand mit Einfluss oder Geld«, meinte Lizzie nachdenklich. »Ajit würde sich bestechen lassen. Man weiß - nun, es gibt zumindest wilde Gerüchte -, dass er zahlreiche Dienste für die Damen der Zenana ausgeführt hat. Eine nützliche Erweiterung ihrer Macht.«
»Aber was macht ein Europäer - beiderlei Geschlechts -, der eine kleine Gaunerei plant? Nehmen wir beispielsweise an, Sie brauchten jemand, der den alten Edgar von einer Klippe stößt?«
»Huch! Diese Aufgabe würde ich liebend gern selbst erledigen! Warum jemand anderem diese Genugtuung verschaffen? Und glauben Sie mir, Joe, niemand, nicht einmal Sie, würde beweisen können, dass ich es war. Aber ja . ja, ich denke, ich könnte Ajit dazu bringen, mir diesbezüglich gefällig zu sein ... Was ist, Joe? Sollen wir?«
Er lächelte angesichts Lizzies Versuch, das Gespräch aufzulockern, und ergriff die Gelegenheit, sie zu etwas Klatsch und Spekulation aufzufordern.
»Nur zu gern«, sagte sie und goss, äußerst großzügig, ihre Gläser erneut auf.
Joe kam sich dumm vor, als er fragte: »Hatten Sie in Ranipur kürzlich Besuch von einem Pariser Parfümhaus?«
Lizzie runzelte die Stirn und lächelte gleichzeitig unsicher. Sie versuchte, die Ernsthaftigkeit seiner Frage abzuschätzen. »Nein«, erwiderte sie entschlossen. »Juweliere, Lebensmittelhändler, Modeschöpfer, Lieferanten von Dosensuppen, Tabakwarenhändler, Kerzenmacher ... keine Parfümeure. Es gibt
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