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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Teppiche und Kissen ausgelegt, vielleicht mit dem Gedanken, dass nichts anderes nötig war, das mit den üppigen Dekorationen an Wänden und Decke konkurrierte, vielleicht auch in dem Wissen, dass alles Gewichtigere einen Angriff durch wahre Armeen von Ameisen oder tropischen Fruchtfliegen riskierte. Joe hatte schon beide Erklärungen gehört. Dieser Raum bildete je-doch die Ausnahme. Obwohl der typische Wandteppich zu finden war - ein Seidenteppich, von echten Edelsteinen beschwert - und es viele atemberaubend schöne rajputische Gemälde gab, wurde doch ein Großteil des Raumes von Schreibtischen, Arbeitspulten und Bücherregalen mit Beschlag belegt: Es hätte auch ein Büro in Whitehall sein können. Die Sekretäre waren eifrig bei der Arbeit. Nicht weniger als drei tippten auf Schreibmaschinen ein, die neuesten amerikanischen Modelle. Der Stolz des Raumes war ein weiteres hochmodernes Ausrüstungsstück: ein Bell-Telefon, dessen Pracht in Schwarz und Gold sich gegen den östlichen Prunk seiner Umgebung zu behaupten vermochte. Selbst in diesem entfernten Winkel des Palastes war Elektrizität installiert worden. Die Luft über ihnen wurde sanft von einem elektrischen Ventilator bewegt, und die Arbeitsplätze strahlten dank Liberty-Lampen in einem sanften Licht.
    Gelassen und herzlich begrüßte ihn Zalim Singh, der im Zentrum dieser umtriebigen Geschäftigkeit offensichtlich am Steuerruder stand.
    »Kommen Sie, Sandilands, setzen Sie sich! Sie finden mich mitten in der Arbeit. Selbst an diesem traurigen Tag - nein, ich möchte sagen, gerade an diesem traurigen Tag - gibt es viel zu tun. Die Bestattung selbst hat viele organisatorische Fragen aufgeworfen, denen wir uns umgehend widmen müssen. Vermutlich ist das bei Staatsbegräbnissen in London nicht anders?«
    »Stimmt, Sir. Ich hoffe, dass ich durch meine Anwesenheit Ihre Aufmerksamkeit nicht von dringenden Angelegenheiten ablenke«, erwiderte Joe.
    »Ach, was könnte schon dringender sein als eine Mordermittlung?« Zalim lächelte, aber das konnte seiner barschen Bemerkung nicht die Schärfe nehmen. »Denn das führen Sie doch direkt unter unserer Nase durch, nicht wahr? Lassen Sie mich gleich zum Punkt kommen und ganz offen sein, Sandi-lands.« Er winkte mit großer Geste über die Sekretäre. »In diesem Augenblick diktiere ich einen Bericht zum Tod von Prithvi Singh für die britischen Behörden in Simla. Das geschieht aus reiner Höflichkeit, denn - wie Sie wissen - hier haben wir es mit einer rein innenpolitischen Angelegenheit zu tun. Ich kann Ihnen, Sandilands, als getreuem Bevollmächtigtem von Sir George - wäre das eine passende Beschreibung für Ihre Rolle? - hiermit versichern, dass wir es nicht mit einem Mysterium zu tun haben. In meinem Bericht wird stehen, dass die beiden ältesten Söhne von Udai Singh in Folge von Unfällen starben. Es gibt bei keinem der beiden Todesfälle etwas Düsteres, das weitere Ermittlungen lohnen würde.«
    »Ganz wie Sie meinen, Sir«, erwiderte Joe. »Wenn Sie Ihren Bericht abgeschlossen haben, kann ich ihn, wenn Sie es wünschen, gern Sir George in Simla zukommen lassen und für seine sichere Übermittlung garantieren«, fügte er verbindlich hinzu. »Zusammen mit dem Bericht von Mr. Vyvyan.«
    Zalim neigte den Kopf und erkannte den Stoß an.
    »Ich danke Ihnen. Es wäre mir eine Freude. Darf ich Ihnen nun eine Tasse Tee anbieten?«
    Die Tür hatte sich geöffnet, und ein Diener trat ein, der ein silbernes Teetablett trug. Zalim bedeutete Joe, dass er sich auf einen Diwan neben einem niedrigen Tisch setzen sollte, wo sie ihr Gespräch fortsetzen konnten. Er schickte die drei Sekretäre hinaus. Joe saß, allein, von Angesicht zu Angesicht der wahren Macht von Ranipur gegenüber.
    Die beiden Männer sahen einander über den Rand ihrer Meißen-Tassen an, dann lachte Zalim laut auf und stellte seine Tasse wackelig ab. »Sollen wir nicht damit aufhören, uns wie zwei übervorsichtige Ringer zu umkreisen?«, schlug er vor. »Hören Sie, ganz inoffiziell bin ich bereit zuzugeben, dass es hinsichtlich der Einzelheiten des Ablebens des ersten und des zweiten Sohnes einige Ungereimtheiten gibt, aber ich bin sicher, Sir George würde uns alle ermuntern, uns auf das zu konzentrieren, was wir erreicht haben, und unsere Blicke nicht wehmütig dem Wasser hinterherzuschicken, das längst unter der Brücke hindurchgeflossen ist. Wir sind an einem Punkt angekommen, den ich für akzeptabel, sogar begrüßenswert halte, sowohl für die

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