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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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natürlich immer Rosenölhändler, die den Purdah-Damen ihre Waren feilbieten, aber an die haben Sie sicher nicht gedacht, oder? Warum fragen Sie?«
    Joe erklärte es und stellte erfreut fest, dass Lizzie ebenfalls fasziniert war, aber sich den gemeinsamen Geschmack von Lois und Ihrer Dritten Hoheit in Sachen Parfüm auch nicht erklären konnte.
    »Shalimar? Sind Sie sicher?« Unglauben lag in Lizzies Stimme. »Ich habe das zwar nie bemerkt, kann es mir aber sehr gut vorstellen. Das ist genau die Art von Parfüm, die Shubhada tragen würde -aber Lois? Sie würde nichts anderes als Yardley kaufen, also muss es ihr jemand geschenkt haben. Und wer könnte das sein außer Claude?« Lizzie kicherte ungehörig, erfreut über ihre Lösung. »Claude! Also wirklich! Was haben Sie da nur aufgedeckt, Joe! Vielleicht hat unser aufrechter Engländer eine geheime Schwäche für orientalische Geheimnisse? >Lois, altes Mädel, versuche es mit einem Tropfen hiervon hinter den Ohren!< Tut mir Leid, Joe. Ich habe keine Ahnung. Aber ich will zusehen, was etwas weiblicher Tratsch offen legen kann. Ist eigentlich nicht meine Art, aber im Interesse der Ermittlungen . « Sie zögerte einen Moment und meinte dann misstrauisch: »Es ist doch im Interesse der Ermittlungen, hoffe ich? Rein professionelle Neugier? Sie sind doch nicht etwa Lois zu nahe gekommen? Allmählich machen Sie mir Sorgen, junger Mann! Sie schnüffeln allzu buchstäblich um die weiblichen Verdächtigen herum! Sind Sie ein Experte für Düfte? Eine . wie nennen die Franzosen das ... eine Nase?«
    »Das ist nur eine meiner vielen überraschenden Fähigkeiten.« Joe lächelte. Er schnupperte bühnenreif. »Und Sie, Lizzie? Lassen Sie mal sehen . Hm! Ich hab’s: Eau de Formaldehyd! Sehr aufreizend!«
    Zu spät erkannte er, dass seine schnoddrige Bemerkung Lizzie keineswegs amüsierte. Sie wandte den Blick ab und beschäftigte sich damit, die Glasbehälter auf dem Tisch neu zu arrangieren, aber er entdeckte dennoch den Ausdruck von Trauer und Distanzierung in den lebhaften, braunen Augen. Er beschloss, auf sicheres Gelände zu wechseln.
    »Erzählen Sie mir, was Sie nach Indien führte, Lizzie.«
    »Ich bin durchgebrannt.« Sie lehnte sich zurück, um seine Überraschung zu genießen.
    »Aha. Sie sind durchgebrannt. Wollen Sie das näher ausführen, oder überlassen Sie mich meiner Verlegenheit, in der ich mir meine nächste Frage überlegen kann, die sich zweifellos um etwas unleugbar Ödes wie das Wetter drehen wird?«
    »Ich rannte aus einem ziemlich strengen schottischen Heim in Gesellschaft eines jungen Mannes davon, der mich liebte. Er nahm eine Stelle in Indien an, und ich kam mit ihm. Wir wollten heiraten - ich nehme an, das versteht man unter durchbrennen.«
    Joe nickte. »Und was wurde aus Ihrem jungen Mann, Lizzie?«, fragte er leise, unfähig, die Frage nicht zu stellen, obwohl er sich vor der Antwort fürchtete.
    »Henry war eine Stelle als stellvertretender Chirurg in Bombay angetragen worden - eine sehr untergeordnete Stellung, ganz und gar nicht das, was meinem Vater für mich vorschwebte. Als wir ankamen, brach die Cholera aus, und was hätte Henry anderes tun sollen, als die Ärmel hochzukrempeln und mit anzupacken? Und was hätte ich anderes tun können, als ihm dabei zu helfen? Er starb. Ich überlebte«, sagte sie düster. »Ich war dann doch recht froh darüber, dass mein Vater mir vergab und dass er mir mit seinem Einfluss hier im königlichen Haushalt eine Stelle besorgte. Obwohl mir natürlich bewusst war, dass er durch diese Geste nur sicherstellen wollte, dass seine ehrlose Tochter für einige Jahre, wenn nicht sogar für immer, auf der anderen Seite der Welt bleiben würde. Mein Gehalt ist großzügig, und ich habe genug sparen können, um mir eine angenehme Rückkehr zu ermöglichen. Ich werde mir ein kleines, schindelgedecktes Häuschen in der Heimat kaufen, Glyzinien vor der Haustür anpflanzen und Spaniels züchten.«
    »Lizzie! Ich verbiete Ihnen, auch nur eines dieser Dinge zu tun!«
    »Tja, vielleicht nehme ich von den Glyzinien, den Hunden und dem Häuschen Abstand, aber ich bin nicht bereit, auf meine Rückkehr nach Hause zu verzichten. Meine Aufgabe hier ist so gut wie vollendet, wie Sie vielleicht bemerkt haben. Ich möchte nicht, dass man mich in einigen Jahren auffindet, wie ich altersschwach und senil in einem entfernt liegenden Zimmerchen dieses labyrinthartigen Palastes jammernd die Zeit totschlage! Und - sagen Sie mir - was für

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