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Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Cleverly, Barbara - Die List des Tigers

Titel: Cleverly, Barbara - Die List des Tigers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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ich mich mit Jaswant zurück.« Er sah zu dem Förster, der geduldig wartete. »Jaswant ist unser Tiersammler, Commander«, erklärte Bahadur. »Und er hat mir berichtet, dass er in der Nähe ein Nest mit jungen Kraits entdeckt hat. Ich habe noch nie einen gesehen. Ich würde aber gern einen sehen.«
    Er ging vor Jaswant aus dem Raum.
    »Endlich!«, sagte Lizzie monoton. »Er wird langsam erwachsen. Wächst in seine neue Stellung hinein. Und das ist auch gut so. Er ist jetzt zwölf Jahre alt. Bei den Rajputen zählt er somit schon als Mann.«
    »Lizzie! Hat der Junge eben nicht von Kraits gesprochen?« Joe war alarmiert. »Ich weiß nicht viel darüber, aber ist das nicht die gefährlichste Schlange in Indien? Ist das auch sicher? Ich meine, sollten Sie ihm das nicht .«
    Lizzie lächelte. »Machen Sie sich keine Sorgen, Joe! Er ist bei Jaswant absolut sicher. Jaswant ist ein Einheimischer aus den hiesigen Bergen - ein Stammesangehöriger, wie manche sagen würden -, und niemand kennt die Gegend besser als er. Wir beide haben den Jungen praktisch allein großgezogen, mit einem gelegentlichen Interessensausbruch von Seiten seines Vaters oder seiner Mutter. Jaswant wird nicht zulassen, dass sich Bahadur in Gefahr begibt. Er würde sein Leben für ihn opfern.«
    »Wie die rajputische Amme, von der ich gehört habe?«, meinte Joe.
    »Ach, diese grässliche, alte Geschichte! Tja, ich hatte nie ein eigenes Kind, darum kann ich eigentlich nichts Verlässliches dazu sagen, aber ja, auch ich würde sehr viel auf mich nehmen, um Bahadur zu schützen. Ich kenne ihn seit dem Tag seiner Geburt.« Ihr Blick umwölkte sich, aber sie erzählte forsch weiter. »Doch jetzt ist er erwachsen und sehr darauf bedacht, dass wir alle diesem Umstand Rechnung tragen. Seien Sie also gewarnt, Commander! Obwohl Sie das wahrscheinlich schon vor mir erkannten.« Sie sah ihn verschlagen aus den Augenwinkeln an.
    Dann nahm sie die zu Boden geworfene Schürze, faltete sie und legte sie zur Seite. Anschließend bot sie Joe einen Platz auf einem durchgesessenen, alten Sofa an, und während er es sich bequem machte, goss sie zwei Glas Whisky ein. Talisker, wie er bemerkte, als er rasch einen Blick auf das Etikett warf. Er hatte den allgegenwärtigen Whisky-Soda ablehnen wollen, mit der Begründung eines Übermaßes an Weißwein zum Mittagessen, aber zu einem ordentlichen Ta-lisker in einem Waterford-Glas konnte man einfach nicht nein sagen.
    »Slainte mhath.« Mit diesem gälischen Toast prostete sie ihm zu.
    »Slainte«, erwiderte Joe. Er bewunderte die blass-goldene Farbe der Flüssigkeit, bevor er ehrfürchtig einen Schluck nahm. »Versetzt Sie das in die Black Cuillins von Skye, Lizzie?«, erkundigte er sich.
    »Eigentlich nicht«, meinte sie prosaisch. »Trotzdem ein verdammt guter Malt Whisky, finden Sie nicht?«
    »Der beste! In Ranipur werden offenbar keine Kosten gescheut?«
    »Leider nein, Joe. Das widerspricht all meinen schottischen Sparksamkeitsinstinkten. Überfluss, Extravaganz - ich kann das nicht ausstehen. Von diesem Luxus hier einmal abgesehen, versteht sich! Und wenn man an die Armut denkt, die Seite an Seite mit den Reichtümern dieses riesigen Landes existiert, dann sträuben sich einem die Nackenhaare. Ich bin sicher, man hat mit Ihnen schon über die Armut gesprochen, Joe? Die Europäer halten sich mit ihren Ratschlägen nicht zurück ... >Tja, einfach ignorieren, alter Knabe, noch weitere sechs Monate, und Sie bemerken es nicht einmal mehr. Bettler? Was für Bettler?< ... Idioten! Jeder, der ein Herz hat, sieht die Armut auch weiterhin.«
    Sie schwieg einen Moment, und ihre Wut löste sich auf. »Um fair zu bleiben, sollte ich erwähnen, dass Ranipur die große Ausnahme darstellt. Udai ist für alle ein Vorbild. Er hat einen Großteil seiner Mittel in Pläne gesteckt, um das Leben für den einfachen Mann zu verbessern, und mit seinem Namen verbinden sich keine Geschichten von verwerflichen Exzessen. Sie müssen von diesen Sachen schon gehört ha-be, Sie wissen schon ... ein Gespräch zwischen zwei Maharadschas: >Es ist ja so schwierig zu entscheiden, womit man seinen Swimmingpool füllen soll! Selbstverständlich mit Champagner, aber soll es brut oder sec sein?<« Sie lachte. »Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt, aber es könnte stimmen.«
    »Ich hörte, die Begrüßung, die der Prince of Wales letztes Jahr in Ranipur erhielt, soll recht verschwenderisch ausgefallen sein?«, meinte Joe zögernd.
    »Das musste sie auch sein.

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