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Clickertraining - andere Wege in der Kommunikation mit dem Hund

Clickertraining - andere Wege in der Kommunikation mit dem Hund

Titel: Clickertraining - andere Wege in der Kommunikation mit dem Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Gutmann
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Verhalten nicht losgelöst von Zeit und Ort bedenkenlos auf a) eine Spezies und b) einen völlig anderen Kontext übertragen!
     
     
Wölfe leben streng hierarchisch – wirklich?
     
    Damit die aufgestellte Dominanztheorie auch stimmig ist, wird häufig immer noch das Leben in einem Wolfsrudel herangezogen, um sogenannte „Rangreduktionspläne“ zu rechtfertigen. Doch stimmen diese auf Jahrzehnte alten Beobachtungen beruhenden Erklärungen noch immer? Wissenschaft bleibt nicht stehen. So werden alte Theorien und Thesen durch neue und besser belegte Beobachtungen entweder bestätigt oder widerlegt.
    Die leider immer noch kursierenden Mythen über ein streng hierarchisch funktionierendes Wolfsrudel, in dem gerne und oft um einen höheren Rang gekämpft wird, fußen auf Beobachtungen an Wölfen in Gefangenschaft. In diesem Zusammenhang hat man Wölfe, die nicht miteinander verwandt sind, in ein eingezäuntes Gehege gesperrt. Dort beobachtete man dann ihr Sozialverhalten. Dabei wurde nur eines vergessen: Soziale Gruppen verhalten sich in Gefangenschaft anders als in freier Natur. Wölfe in Gefangenschaft, die nicht miteinander verwandt sind, entwickeln andere Verhaltensweisen: Es entstehen tatsächlich gut zu beobachtende Hierarchiegefüge. Die Tiere haben durch die Gefangenschaft keine Möglichkeit, dem Stress aus dem Weg zu gehen und abzuwandern. Sie müssen andere Wege finden, miteinander umzugehen und Ressourcen zu sichern, worunter natürlich auch die Wahl des Sexualpartners fällt. In Gefangenschaft ist die Wahl des Partners äußerst beschränkt und somit kommt es schon deshalb immer wieder zu Streitigkeiten.
    Das ist so, als wollten Sie menschliches Verhalten in einem Gefangenenlager beobachten und diese Beobachtungen auf den Rest der Menschheit übertragen. In Gefangenenlagern herrschen doch etwas andere Bedingungen, als in Freiheit. Tiere, die in umzäunten Geländen oder Käfigen gehalten werden, haben wenig bis gar nicht die Möglichkeit, ihr natürliches Verhaltensrepertoire zu entfalten und zu nutzen. Viele beginnen aufgrund des Stresses, Verhaltensauffälligkeiten zu zeigen. Auffälligkeiten, die in freier Wildbahn nicht entstehen würden.
     
    Was ist denn dann ein Wolfsrudel?
    Die Forschungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass Wölfe in der freien Natur doch anders leben, als man es ihnen bisweilen nachsagt. Der bekannte Wolfsforscher David Mech hat fast sein gesamtes Leben damit verbracht, Wölfe in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten.
    In 50 Jahren Freilandbeobachtung hat er feststellen können, dass Wölfe eben doch nicht ein streng lineares hierarchisches Rudel bilden, wie so gerne behauptet wird. Ein Wolfsrudel ist mit einer menschlichen Familie vergleichbar. Es setzt sich zusammen aus einem Elternpaar und der Nachkommenschaft der letzten ein bis drei Jahre. Hier kommt noch nicht einmal das häufig zitierte „Alpha“-Paar vor. Es handelt sich lediglich um eine Sozialstruktur. Diese ist ganz klar: Eltern mit Nachkommen. Alle Tiere dieses Familienverbandes sind miteinander verwandt.
    Im Gegensatz dazu stehen Beobachtungen an nicht miteinander verwandten Gehegewölfen. Außerdem spielen bei diesen Beobachtungen auch immer noch die Umweltbedingungen eine sehr große Rolle: Nicht jedes Wolfsrudel verhält sich gleich – je nachdem, wo es lebt.
    Der wichtigste Aspekt an den Beobachtungen Mechs ist allerdings, dass die Nachkommen bei Geschlechtsreife oder aufgrund von sozialem Druck die Wolfsfamilie verlassen und auf die Suche nach einem geeigneten Fortpflanzungspartner gehen. Somit hat jeder Wolf die Möglichkeit zum Gründer eines Rudels zu werden. Nur wenige Wölfe schließen sich einem fremden Rudel an, sofern sie überhaupt aufgenommen werden.
    Welchen Schluss kann man aus diesen langjährigen Freilandbeobachtungen ziehen? Wölfe haben kein „Machtgen“, es kommt nicht zu Kämpfen um irgendwelche Rangordnungen oder einen eher virtuell anmutenden „Status“. Wolfsrudel funktionieren wie menschliche Familien: Mit den Eltern wird respektvoll umgegangen, unter Geschwistern wird um die eine oder andere Ressource gestritten und wenn der Zeitpunkt gekommen ist, verlassen die jungen Erwachsenen ihren Familienverband, um selbst einen Partner zur Fortpflanzung zu finden und somit zum Familiengründer zu werden.
    Wölfe sind sehr soziale Tiere, die Nähe und Sicherheit benötigen. Das Elternpaar kümmert sich gemeinschaftlich um die Nachkommen. Der Wolfsrüde sorgt mit den älteren Nachkommen

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