Clickertraining - andere Wege in der Kommunikation mit dem Hund
mit aversiven Reizen so hart strafen muss, dass dieses Verhalten nie wieder auftritt. Müssen Sie in einer ähnlichen Konstellation wieder strafen, war die erste Strafe nicht das, was für Ihren Hund ausreichend war. Der Hund ist unnötigerweise bestraft worden.
Außerdem dürfen wir den emotionalen Aspekt nicht außer Acht lassen. Der Hund verknüpft Schmerzreiz mit den Dingen, die er während der Bestrafung im Fokus hat. Wissen Sie ganz genau, was Ihr Hund beispielsweise während eines Leinenrucks wahrnimmt? Was lernt Ihr Hund denn, wenn er beim Anblick eines anderen Hundes immer bestraft wird? Genau – das Erscheinen anderer Hunde bedeutet Schmerz und Ärger von seinem Menschen. Der andere Hund wird so zum Signal für negative Emotionen und dem aus seiner Sicht notwendigen aggressiven Reagieren. Der aggressiv reagierende Hund wird oft auch noch belohnt, da der andere Hund sich in Gegenrichtung entfernt. Er hat sein Ziel erreicht: Aggressives Verhalten führt dazu, dass der Auslöser verschwindet. Dem Hund ist nicht bewusst, dass der andere sowieso weitergelaufen wäre. Der aggressiv reagierende Hund hat verknüpft: Bellen bedeutet Distanzvergrößerung zum Auslöser der Aggression. Das schafft Erleichterung, denn der Mensch am anderen Ende der Leine hört auch auf zu schimpfen. Ein angenehmes Gefühl, welches er immer infolge des Verschwindens des anderen Hundes (Auslösers) verspürt. Damit wird das vorhergegangene Bellen und Toben immer wieder verstärkt.
Mit Clicker/Markersignal haben Sie im Gegensatz dazu die Möglichkeit, unerwünschtes Verhalten in erwünschte Reaktionen und positive Emotionen zu ändern. Dazu ist es gar nicht notwendig, darauf zu warten, dass Ihr Hund etwas „falsch“ macht. Sie können schon vorher beginnen! Machen Sie den Auslöser negativer Emotionen und unerwünschten Verhaltens zum Auslöser positiven Verhaltens! Dazu müssen Sie zunächst Ihren Blickwinkel ändern. Wie unerwünschtes Verhalten aussieht, wissen Sie. Haben Sie sich denn auch überlegt, wie sich Ihr Hund in den unangenehmen Momenten „richtig“ verhalten soll? Sie müssen sich genauso viele Gedanken darüber machen wie beim Aufbau eines „normalen“ Verhaltens, einer Übung. Sie kennen den Auslöser: zum Beispiel ein anderer Hund in zehn Metern Entfernung. Bei starker Erregung ist effektives Lernen nicht möglich. Deshalb müssen Sie bereits beginnen zu trainieren, wenn Ihr Hund noch aufnahmebereit ist.
Wichtig!
Ihr Hund muss selbstständig lernen. Erst dann kann er die richtigen Verknüpfungen herstellen. Locken Sie den Hund nicht! Weder mit Leckerchen noch mit Spielzeug. Der fremde Hund soll zum Auslöser des neuen Verhaltens werden – nicht das Leckerchen/Spielzeug!
Verhalten verändern – Emotionen verändern
Dieses Thema kann hier nur angerissen werden, da es sich um eine sehr komplexe Trainingsarbeit handelt. Trotzdem möchte ich Ihnen das Prinzip kurz erläutern (siehe auch Grafik ):
Schritt 1: Ruhiges Verhalten üben
Üben Sie das ruhige Verhalten Ihres Hundes beim Anblick eines Auslösers (beispielsweise anderer Hund) in einer akzeptablen Entfernung. Dabei ist die Entfernung dem eigenen Hund anzupassen. Die in der Grafik aufgeführten Entfernungen sind nur beispielhaft.
Hier wird zunächst jedes ruhige Verhalten beim Anblick des Hundes markiert und belohnt. Wenn Sie sicher jeden fremden Hund markieren können und Ihr Hund immer ruhig ist, gehen Sie über zum nächsten Schritt.
Schritt 2: Umorientierung zum Menschen hin
Sagen Sie beim Anblick eines Auslösers den Namen Ihres Hundes, damit er sich zu Ihnen hin orientiert. Sobald sich Ihr Hund umdreht – Click und Belohnung von Ihnen. Auch hier geht es erst zum nächsten Schritt, wenn beim Anblick anderer Hunde die Umorientierung sicher gezeigt wird.
Schritt 3: Abfragen einer Übung
Dabei ist es enorm wichtig, dass die Übungen wie „Namensspiel“ und „Touch“ oder „Sitz“ zum einen auch wirklich gelernt und generalisiert sind (siehe die Kapitel „ Namensspiel “, „ Touch “ und „ Sitz “) und zum anderen immer positiv aufgebaut und abgefragt werden. Wir wollen die emotionale Verknüpfung zum Auslöser von Angst/Aggression verändern hin zu positiven Gefühlen. Das funktioniert nur, wenn auch alle damit verbundenen Elemente positiv sind: Markersignal, Übung, Belohnung! Bei jeder Veränderung von Verhalten beachten Sie immer den grundlegenden Aufbau einer Übung (siehe hier ).
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