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Clickertraining - andere Wege in der Kommunikation mit dem Hund

Clickertraining - andere Wege in der Kommunikation mit dem Hund

Titel: Clickertraining - andere Wege in der Kommunikation mit dem Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Gutmann
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für Nahrung, um die säugende Wölfin zu ernähren und später auch die heranwachsenden Welpen. Welpen erhalten nach einer erfolgreichen Jagd das Futter vor den anderen Rudelmitgliedern! Welchen Sinn würde es machen, die Kleinen zuletzt mit übrig-gebliebenen Resten zu versorgen? Die Wölfin hat Zeit und Energie in das Austragen und Säugen der Jungen investiert, also bekommen sie auch als Erste die wichtige Energiequelle „Futter“. So ist ihr Heranwachsen gesichert.
     

     
     
Hunde sind Wölfe – wirklich?
     
    Gerne wird der Vergleich Wolf – Hund herangezogen, wenn es um grobe Erziehungsmethoden geht. Das Argument der Rangordnungsprobleme, dies zeigt der vorherige Abschnitt, hält der fortgeschrittenen Beobachtung an frei lebenden Wölfen nicht stand.
    Genetiker bescheinigen eine Übereinstimmung der Gene von Hund und Wolf von rund 99,8 Prozent. Ist es deswegen gerechtfertigt, jegliches Verhalten von Wölfen auf Hunde zu übertragen? Vergleichen wir doch einmal einige Entwicklungen und Verhaltensweisen von Hunden und Wölfen:
    • Der Hund wird bereits, je nach Rasse, in einem Alter von rund sechs Monaten geschlechtsreif, Wölfe erst im Alter von zwei Jahren. Hunde-Rüden sind aufgrund der Domestizierung das gesamt Jahr in der Lage, Nachkommen zu zeugen. Hündinnen sind zweimal im Jahr läufig, weibliche Wölfe hingegen nur einmal jährlich. Diese eine Läufigkeit stößt hormonell erst die Zeugungsfähigkeit des Wolfes an. Männliche Wölfe sind außerhalb der Läufigkeit nicht zeugungsbereit.
    • Der nächste wichtige Unterschied zwischen Wolf und Hund besteht in der Brutpflege. Wölfe ziehen ihre Nachkommen in der Familiengemeinschaft groß. Hier ist auch der Wolfsrüde durch Futterbeschaffung einbezogen. Bei Hunden kümmert sich lediglich die Hündin um die Aufzucht der Welpen. Der Rüde ist nur zur Zeugung mit der Hündin zusammen und nutzt die Möglichkeit, noch weitere Hündinnen zu belegen.
    • Ausgewachsene Wölfe haben eine sehr große Fluchtdistanz und sind skeptisch/ängstlich gegenüber allem Neuen. Auch Handaufzucht und gutes Training machen aus einem Wolf keinen netten Familienhund. Unsere Haushunde hingegen sind ihr gesamtes Leben lernfähig, neue Dinge und Situationen zu verarbeiten. Die Sozialisierung (Lernen durch Erfahrung) ist nicht mit der 16. Lebenswoche für immer abgeschlossen, Sozialisierung findet ein ganzes Hundeleben statt. Ansonsten wäre ja eine Verhaltenstherapie insbesondere bei Hunden mit Angstproblematik nicht möglich. Beim erwachsenen Hund kann es eventuell länger dauern, gelernte Verhaltensmuster zu durchbrechen und in andere Bahnen zu lenken, als bei einem jungen Hund.
    • Ein nicht zu vergessener Punkt ist der Unterschied im Aggressionsverhalten. Hunde lassen sich sehr schnell durch Druck/Strafe in ihrem Tun blockieren. Versuchen Sie das einmal mit einem Wolf! Wölfe reagieren auf Stress/Strafe mit Aggression. Das ist für den Menschen keine sehr angenehme Situation. Ein Hund, der auf Strafe mit Aggression reagiert, weil er sich bedroht fühlt, wird meistens mit noch mehr Druck und Gegenaggression behandelt.
     
     
    Wichtig!
    Das Unterscheidungsmerkmal „Geschlechts reife” ist für wichtige Verhaltensweisen beim Hund verantwortlich.
    Die ständige Testosteronproduktion (männliches Sexualhormon) bei den Rüden ist zum Beispiel verantwortlich für Aggression gegenüber gleichgeschlechtlichen, unkastrierten Artgenossen, da diese oft in Konkurrenz zueinander stehen. Die Konkurrenzsituation wird in geschlechtergemischten Gruppenstunden in vielen Hundeschulen noch besonders gefördert.
    Ein weiterer Haken an diesen gemischten Gruppen ist, dass durch künstlich herbeigeführte Trainingssituationen die Testosteronproduktion noch angekurbelt wird. Ein Überschuss dieses Hormons lässt kein entspanntes Lernen zu und erzeugt Stress. Doch nur in einer stressfreien Umgebung ist effektives und nachhaltiges Lernen für das Gehirn möglich. Gemischte Gruppenstunden für junge Hunde bis zu einem Alter von drei Jahren sind folglich eher kontraproduktiv. Es entsteht häufig eine Spirale von Druck und Strafe, sodass dem Hund Lernen noch schwerer fällt oder gar unmöglich ist.
    Warum wollen Sie es einem Tier, das nicht über unsere Möglichkeiten des Gehirns verfügt, schwerer machen, als nötig? Selbst uns Menschen fällt es in stressigen Situationen häufig sehr schwer, neue Lerninhalte aufzunehmen und nachhaltig abzuspeichern. Machen Sie doch einen Selbstversuch!

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